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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bukephala; Bukephalos; Bukolen; Bukolisch; Bukovics

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Bukephala - Bukovics.

30 Mill. Frank Kapital, die Bank von Rumanien mit 25 Mill. Fr. B. besitzt zwei große, durch eine Gürtelbahn verbundene Bahnhöfe, einen im S. (Philarète), an der Südbahn, welche B. mit Giurgewo und jenseit der Donau mit den türkischen Eisenbahnen in Verbindung setzt, und einen an der Nordseite (Straße Heivitza), an der Rumänischen Bahn, welche sich unfern, bei Bukoweni, in einen östlichen Zweig (nach Rußland und Galizien) und einen westlichen (nach Ungarn) teilt.

An öffentlichen Bildungs- und Unterrichtsanstalten sind vorhanden: eine Universität (1864 gegründet) mit vier Fakultäten (Philosophie und Litteratur, mathematische und physikalische Wissenschaften, Jurisprudenz, Medizin), 2 Lyceen, 2 Gymnasien, ein erzbischöfliches Seminar, eine höhere Militärschule, eine Normalschule für Elementarlehrer, eine landwirtschaftliche Lehranstalt, eine Schule für Brücken- und Straßenbau, eine Handels-, eine Kunst- und Gewerbeschule, ein Musikkonservatorium, eine Schule der schönen Künste, 30 Elementarschulen und fast ebenso viele Privatschulen, außer den Schulen, welche die verschiedenen Religionsgemeinschaften noch besonders unterhalten. Die Söhne der Wohlhabenden vollenden ihre Bildung gewöhnlich auf auswärtigen Universitäten, meist in Frankreich, neuerdings auch in Leipzig und Berlin. Mit der Universität verbunden sind eine öffentliche Bibliothek, ein Altertumsmuseum und ein naturhistorisches Kabinett.

Als Landeshauptstadt ist B. Sitz des Erzbischof-Primas von Rumänien, des Senats und der Kammer, sämtlicher Ministerien, des Kassationshofs, eines Appellhofs (mit drei Sektionen), des Rechnungshofs und aller Zentralverwaltungsbehörden des Landes, zahlreicher Gesandten und Ministerresidenten sowie eines deutschen Berufskonsuls. Zu den Umgebungen der Stadt gehören das Wäldchen von Baniassa und die Gärten von Herestreu, am Ende der "Chaussee"; weiter entfernt in malerischer Lage Panteleimon mit einem großen und schönen Hospital, einer Stiftung der Fürsten Ghika; in noch weiterer Entfernung die beiden Klöster Tschernika und Passerea, die ehedem in einem großen Walde lagen. Auch die schönen Schlösser Magourelly, Mogoschoia, Colentina, Paschkany und Bufta mit ihren Parkanlagen verdienen Erwähnung.

Geschichte. Die Gründung der Stadt schreibt man einer sagenhaften Persönlichkeit, dem Schäfer Bucur, zu; in den Chroniken erscheint sie als Kriegsplatz seit dem 14. Jahrh. Nachher war B. abwechselnd mit Tergovischt die Hauptstadt der Walachei. Als 1594 der Hospodar Michael von der Pforte abfiel, ward B. 1595 nach der Schlacht bei Kalugareni von dem Großwesir Mohammeds III., Sinan Pascha, erobert, fiel aber schon im nächsten Jahr wieder in die Hände Michaels. Im 17. Jahrh., unter dem Fürsten Matth. Bassarab, zählte B. 6000 Häuser und 100,000 Einw. und erhielt mannigfache Verschönerungen. Fürst Konstantin Brankowan verlegte 1698 die Residenz von Tergovischt definitiv nach B., das aber unter den Wirren, welche dem gewaltsamen Tode dieses Fürsten folgten, sehr litt, so daß es 1713 nur noch 50,000 Einw. zählte. 1716 wurde die Stadt von 1200 Serben unter Dettin überfallen und geplündert. 1738 wurde sie von einer großen Pest heimgesucht. Am 30. Okt. 1771 siegten die Russen unter v. Essen bei B. über die Türken, welche infolge davon die Moldau und Walachei räumen mußten und erst durch den Friedensschluß vom 16. Juli 1774 diese Länder zurückerhielten. Unter Alexander Ypsilanti (1774-82) wurde B. wesentlich verschönert, aber 10. Nov. 1789 von den Österreichern unter dem Prinzen Friedrich Josias von Sachsen-Koburg eingenommen und erst im Frieden vom 4. Aug. 1791 wieder herausgegeben. Verschiedenes Mißgeschick, wie Erdbeben (1793 und 1802), Pest (1794 und 1812), Feuersbrünste (1804), Überschwemmungen (1805 und 1806), traf in den nächsten Jahren die Stadt. Am 28. Mai 1812 ward hier der Friede zwischen Rußland und der Pforte geschlossen, durch den letztere ganz Bessarabien und ein Dritteil der Moldau mit den Festungen Chotin, Akjerman, Bender, Ismail und Kilia an Rußland abtrat. Seit 1829 begann das rapide Wachstum der Bevölkerung und die Verschönerung der Stadt. Nach der Vereinigung der Walachei und Moldau zum Fürstentum Rumänien wurde B. 1861 zur Residenz- und Regierungshauptstadt erhoben. Vgl. Sulzer, Geschichte des transalpinischen Dacien (Wien 1782); Berindey, Bucuresci, étude historique en langue roumaine (in der "Revista Romana" 1861).

Bukephala, im Altertum Stadt im transgangetischen Indien, am Hydaspes (Dschelam), wurde von Alexander d. Gr. nach seinem daselbst erfochtenen Sieg über den Poros gegründet und seinem in der Schlacht gefallenen Streitroß (Bukephalos) zu Ehren benannt; B. ist in oder bei dem heutigen Dschalalpur am rechten Flußufer zu suchen.

Bukephalos (griech., "Stierkopf"), das vielgefeierte Roß Alexanders d. Gr., das er als Knabe bändigte. Es war von thessalischer Zucht und von Philonikos um 13 oder 16 Talente (ca. 60,000 Mk.) gekauft. Es kam im indischen Feldzug um; Alexander nannte nach ihm eine am Hydaspes erbaute Stadt Bukephala.

Bukolen, im Altertum räuberische Hirtenvolk, welches in den unzugänglichen Niederungen des mittlern Nildelta hauste und, aller staatlichen Ordnung spottend, Raubzüge in die benachbarten Gegenden unternahm. Die Römer hatten seit der Besitznahme Ägyptens wiederholt mit ihnen zu kämpfen. Energische Statthalter, wie Avidius Cassius (gest. 175 n. Chr.), zwangen dieselben wohl zur Unterwerfung, unter schwächere Verwaltung aber und während der Thronkämpfe machten sie sich aufs neue durch Raub und Mord bemerkbar. Durch Diokletian wurden sie fast vernichtet und werden seitdem nicht mehr erwähnt.

Bukolisch (griech., "hirtenmäßig"), auf das Hirtenleben bezüglich. Bukolische Poesie, Hirtendichtung, die aus den sizilisch-griechischen Hirtengesängen entstandene, in der Mitte zwischen dem Drama und dem Epos sich haltende Dichtungsart, welche poetische Gemälde der Empfindungen reiner Naturmenschen darstellt (s. Jeyll). Bukoliker, Hirtendichter. Bukolische Cäsur, s. Hexameter.

Bukovics (spr. -kówitsch), Karl von, Bühnenkünstler, geb. 6. Sept. 1836 zu Wien, war ursprünglich österreichischer Offizier, betrat 1858 zuerst in Graz als Tenorist die Bühne, kam dann an die Wiener Hofoper, war seit 1861 nacheinander an den Theatern in Bremen, Düsseldorf, am Woltersdorff-Theater zu Berlin und in Königsberg engagiert und übernahm 1866 die Leitung des Josephstädtischen Theaters in Wien. Nachdem er später noch als Theaterdirigent in Wiener-Neustadt, Triest und Teplitz gewirkt hatte, wurde er 1875 von Laube als Komiker an das Wiener Stadttheater berufen, dessen Pacht er 1880, nach Laubes Rücktritt, als Direktor übernahm. Nachdem das Stadttheater im Jahr 1884 durch Brand zerstört worden war, nahm B. eine Berufung ans Burgtheater an, wo er als Darsteller komischer Rollen wirkt.