Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Carta; Cartagena

829

Carta - Cartagena.

nend. Da aber sein Geld nur bis Mantua, wo er vier Wochen Giulio Romano studierte, und bis Mailand reichte, kehrte er über die Schweiz nach Deutschland zurück und erwarb sich nun in Lübeck fünf Jahre lang seinen Unterhalt mit Porträtieren, trotz seiner Kränklichkeit und Dürftigkeit jede Muße zum Komponieren benutzend. In dieser Lage lernte ihn sein späterer Biograph, L. Fernow, kennen, und auf Empfehlung des Vaters von Overbeck, Bürgermeisters zu Lübeck, erhielt C. die Mittel zur Reise nach Berlin. Auch hier waren während eines Aufenthalts von zwei Jahren Wasser und Brot nicht selten seine einzige Nahrung, bis ihm seine große Komposition: der Sturz der Engel, eine mit Sorgfalt ausgeführte Federzeichnung, eine Professur an der Akademie, vom Minister v. Heinitz Aufträge zur Dekoration eines Saals im jetzt Blücherschen Haus am Pariser Platz, wo sie jedoch neuerlich zerstört worden sind, während sich einige Grisaille-Deckenmalereien im Schloß erhalten haben, und auf zwei Jahre einen Gehalt von je 450 Thlr. zu einer Reise nach Rom eintrug. Im J. 1792 kam er, nach kurzem Aufenthalt zu Florenz, in der Weltstadt an. Er wählte Michelangelo und Raffael zu seinen Vorbildern, neigte sich aber in der Folge mehr zu dem letztern. In Rom erregte der Kunstschlendrian seiner Landsleute seinen derben Tadel, und dieser rief dagegen auf ihrer Seite Feindschaft und absprechendes Urteil über seine Leistungen hervor. Desto ehrenvollen Beifall zollten ihm römische und andre Künstler. Eine Kunstausstellung eigner Werke im April 1795, zu welcher er das Publikum durch eine öffentliche Anzeige eingeladen hatte, fiel für den Künstler über alle Erwartungen günstig aus. Dagegen geriet er mit der Berliner Akademie, welche seine Rückkehr verlangte, in Differenzen, da er erklärte, deren Verlangen nicht nachkommen zu können, indem er nur in Rom seine weitere Ausbildung zu bewirken vermöge. Dies führte zum Bruch unter peinlichen Korrespondenzen, in welchen er sogar zur Rückzahlung der genossenen Pension angehalten ward. Indes schuf der Künstler eifrig, jedoch ohne materiellen Erfolg, weiter, bis ihn im äußersten Elend 25. Mai 1798 der Tod ereilte. Während das Hauptverdienst der meisten damaligen Kunstwerke in Vermeidung einzelner Fehler und in sorgfältiger Ausführung einzelner Teile nach dem Modell und Gliedermann bestand, zeichneten sich C.' Werke durch treffliche Auffassung des dargestellten Gegenstandes und durch die Gesamtkomposition aus. Die Ölmalerei hat er zu spät begonnen, um etwas Bedeutendes darin zu stande zu bringen, und zur Ausübung der Freskomalerei, die seinem Geist wohl am angemessensten gewesen wäre, bot sich ihm keine weitere Gelegenheit. Daher kann er nur nach seinen Zeichnungen und Aquarellen beurteilt werden. In ihnen offenbaren sich außerordentliches Leben und Sinn für Stil und Schönheit wie kaum bei einem Akademiker der damaligen Zeit. Trotz all der Gegner, die er fand, machte sich erst durch seine Anregung ein lebendigerer Geist unter den deutschen Künstlern in Rom geltend, wie denn überhaupt er und Thorwaldsen, der sich an ihm heranbildete, die Wiederherstellung der Kunst im Anfang unsers Jahrhunderts bewirkten. Die meisten seiner Stoffe schöpfte C. aus Homer, Pindar, Sophokles, Äschylos, Shakespeare und Ossian. Eine seiner größten Kompositionen ist die Schlacht der Kentauren und Lapithen, zu Florenz vollendet; ebenso tragen das Gepräge eines hohen, schöpferischen Geistes und gründlichen Verständnisses der Antike und der großen Cinquecentisten, namentlich Raffaels und Michelangelos: die Überfahrt des Megapenthes, das Gastmahl Platons, die Nacht mit ihren Kindern, das Traumorakel des Amphiaraos, die singenden Parzen und der Argonautencyklus, welcher nach C.' Tod, von seinem Freund J. ^[Joseph Anton] Koch gestochen, 1799 erschienen ist. C.' Bedeutung für die Kunstgeschichte liegt hauptsächlich darin, daß er sich mit voller Hingebung in den Geist der Antike einlebte und das Studium derselben als Grundlage für die Regeneration der modernen Kunst hinstellte. Die meisten Zeichnungen von C. besitzen Weimar und Kopenhagen. Vgl. L. Fernow, Leben des Künstlers A. J. C. (Leipz. 1806; neue Ausg. von Riegel, Hannov. 1867); Schöne, Beiträge zur Lebensgeschichte des Malers C. (Leipz. 1866); A. Sach, A. J. C.' Jugend- und Lehrjahre (Halle 1881). Die Mehrzahl seiner Zeichnungen ist von W. Müller u. a. gestochen und in 2. Auflage von Riegel in zwei Bänden (Leipz. 1869 u. 1874) herausgegeben worden. Ein dritter Band (Leipz. 1884) enthält die 24 Blätter des Argonautenzugs, teils von den Platten der Kochschen Stiche gedruckt, teils in Lichtdrucks nach denselben.

Carta (ital.), Papier; c. bollata, Stempelpapier; c. rigata (franz. papier rayé), Patronenpapier, für die Patronen oder Musterzeichnungen in der Weberei; c. partita, s. Chartepartie.

Cartagena, 1) Bezirksstadt und Festung ersten Ranges in der span. Provinz Murcia, an einer tiefen Bai des Mittelmeers und am Ausgangspunkt der Eisenbahn von Albacete (über Murcia), ist von einem starken Festungswall umgeben, hat ein Stadthaus mit maurischem Portikus und einigen Altertümern, große Militärmagazine, ein Theater und zählt mit den beiden umfangreichen Vorstädten und dem Stadtgebiet (1884) 77,980 Einw., wovon ca. 30,000 auf die eigentliche Stadt kommen. C. ist eins der drei "Departamentos de la marina" und gleichzeitig Kriegs- und Handelshafen. Ersterer (La Darsena) befindet sich samt den ungeheuern Werften, Magazinen und Docks des Arsenals am südwestlichen Rande der Stadt. Im Hintergrund des Hafenbassins thronen aus einem steilen, kahlen Sandsteinhügel die Ruinen eines alten, wahrscheinlich von den Karthagern stammenden Kastells, und bedeutende neuere Festungswerke umgeben rings die Stadt und schützen den seeartigen Hafen, der, in hufeisenförmiger Gestalt von felsigen Höhen umschlossen und durch einen breiten Kanal mit dem Meer in Verbindung stehend, der sicherste und geräumigsteder Pyrenäischen Halbinsel ist. Sein Durchmesser beträgt über 3 km. Vor dem Eingang liegt die Insel Escombrera. Der Handelsverkehr von C., welches in regelmäßiger Dampferverbindung mit den größern spanischen Häfen und mit Marseille steht, hat sich seit Vollendung der Eisenbahn gehoben; doch dient C. noch gegenwärtig vorzugsweise als Kriegshafen. 1883 sind im ganzen 2609 Schiffe mit 1,123,543 Ton. ein-, resp. ausgelaufen. Die wichtigsten Ausfuhrartikel (Gesamtwert etwa 40 Mill. Pesetas) sind: silberhaltiges und reines Blei, Silber, Bleierz, Eisenerz, Esparto, Seide, Schafe. Einfuhrartikel bilden insbesondere: Kohle, Holz, Maschinen, Gewebe und Cerealien. Die Industrie erstreckt sich zumeist auf Schiffbau und Schiffsausrüstung. In den Umgebungen der Stadt liegen viele Mahlmühlen, im O. in der Vorstadt Santa Lucia eine große Glas- und eine Silber- und Zinkhütte, wo die in den benachbarten Bergwerken gewonnenen Erze zum Teil verschmolzen werden. C. ist Sitz eines Bischofs und einiger auswärtiger Konsulate (darunter eines deutschen). Im NO. der Stadt liegt der Salzsee Mar Menor. 9 km östlich und durch Eisenbahn mit C. ver-^[folgende Seite]

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]