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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cathedra; Cathelineau; Catilina; Catilinarische Existenzen; Catina; Catinat; Catingas; Cat Island

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Cathedra - Cat Island.

Cathedra (griech.-lat.), Sessel, Lehnstuhl, Katheder; auch Bischofsitz. C. Petri, der Stuhl Petri oder der päpstliche Stuhl.

Cathelineau (spr. katt'linoh), Jacques, Häuptling der Vendéer im Kampf gegen das republikanische Frankreich, geb. 5. Jan. 1759 zu Pin en Mauge, war beim Ausbruch der Revolution ein armer Leinwandhändler. Im Frühjahr 1793 stellte er sich an die Spitze widerspenstiger Rekruten in der Vendée und errang schon am ersten Tag, 10. März 1793, zwei wichtige Siege. Trotz seiner Erfolge, namentlich der Erstürmung von Chollet, hielt sich C. zum Anführer nicht gebildet genug und stellte sich unter das Kommando Bonchamps und d'Elbées, wurde jedoch nach der Einnahme von Saumur 12. Juni 1793 durch einmütigen Beschluß aller Führer zum "Oberbefehlshaber der katholischen und königlichen Heere" ernannt. Er stand jetzt an der Spitze von 80,000 Mann; bei dem Sturm auf Nantes wurde er 29. Juni 1793 tödlich verwundet und starb 11. Juli in St.-Florent.

Catilina, Lucius Sergius, der Anstifter der nach seinem Namen benannten Verschwörung in Rom, stammte aus der patrizischen Familie der Sergier und war um 108 v. Chr. geboren. Seine Jugend brachte er in Ausschweifungen zu; bei den Proskriptionen Sullas 82 that er sich durch Habsucht und Grausamkeit hervor. Er wurde Quästor, dann 68 Prätor, worauf er die Provinz Afrika erhielt, die er zu seiner Bereicherung ausbeutete. Da er infolge der von der Provinz erhobenen Anklage wegen Erpressungen sich nicht um das Konsulat bewerben konnte, verband er sich mit mehreren Genossen von ähnlicher Gesinnung, um nach Ermordung der Konsuln das Konsulat gewaltsam an sich zu reißen. Indessen mißlang der Anschlag sowohl 1. Jan. als 5. Febr. 65; auch bei der Bewerbung ums Konsulat für 63 fiel er durch, indem Cicero und Gajus Antonius gewählt wurden. Er hatte schon vorher eine große Zahl von Anhängern aus allen Ständen durch alle möglichen Mittel an sich gezogen, besonders junge Männer von vornehmer Geburt, die aber gleich ihm verschuldet und ohne Aussicht für die Zukunft waren. Indessen wurde Cicero von dem Vorhaben Catilinas stets insgeheim in Kenntnis gesetzt, er stellte ihn daher 21. Okt. 63 im Senat zur Rede, wobei er ihm die Einzelheiten seines Anschlags vorhielt, und als C. trotzig erwiderte, ermächtigte der Senat die Konsuln zu Ausnahmemaßregeln. Als er darauf bei der Konsulwahl für 62 abermals durchfiel, entschloß er sich zum offenen Krieg; in allen Teilen von Italien waren schon Vorbereitungen getroffen, und namentlich in Etrurien stand ein Heer für C. bereit. Dagegen schickte der Senat ebenfalls Truppenabteilungen nach allen Richtungen aus und traf in Rom Sicherheitsmaßregeln. Als sodann C. in der Nacht vom 6. zum 7. Nov. die Mitverschwornen von den getroffenen Vorbereitungen in Kenntnis gesetzt und einen vergeblichen Mordversuch gegen Cicero gemacht hatte, verließ er Rom (von Cicero in der ersten Catilinarischen Rede dazu aufgefordert) und begab sich zu seinem Heer nach Etrurien, worauf er vom Senat förmlich in die Acht erklärt wurde. Seine in Rom zurückgebliebenen Genossen, namentlich der Prätor Cornelius Lentulus, Cethegus u. a., wurden durch schriftliche Dokumente überführt, sodann im Senat verhört und, als ihre Schuld sich unleugbar ergab, in Gewahrsam genommen. Bei der am 5. Dez. im Senat gehaltenen Beratung über ihre Bestrafung wurden die fünf Hauptführer, die man verhaftet hatte, trotz des Widerspruchs Cäsars zum Tod verurteilt und noch in der Nacht im Gefängnis erdrosselt. C. machte noch einen Versuch, nach Gallien zu entkommen, was aber durch die Regierungstruppen vereitelt wurde, und sah sich nun zum Kampf mit dem Heer des Konsuls Antonius genötigt, welcher indessen, da er selbst nicht ganz ohne Beziehungen zu C. war, wegen angeblicher Gicht den Befehl dem Legaten Petrejus überließ. In der nun folgenden Schlacht bei Pistoria im Februar 62 fiel C. mit fast allen seinen Leuten nach heldenmütiger Gegenwehr. Der Aufstand wurde dann vollends mit Leichtigkeit unterdrückt. Die Geschichte der Catilinarischen Verschwörung ist von Sallust in seinem "Bellum Catilinarium" vortrefflich dargestellt worden. Vgl. Hagen, C. (Königsb. 1854); Wirz, Catilinas und Ciceros Bewerbung um das Konsulat für das Jahr 63 (Zürich 1864).

Catilinarische Existenzen, nach einem geflügelten Wort Bismarcks Bezeichnung für Personen, welche gleich dem Römer Catilina (s. d.) nichts zu verlieren haben und darum alles wagen.

Catina, Stadt, s. Catana.

Catinat (spr. kattiná), Nicolas, Marschall von Frankreich, geb. 1. Sept. 1637 zu Paris, war anfangs Jurist, trat dann ins Militär ein und zeichnete sich bei der Belagerung von Lille 1667 unter den Augen des Königs so aus, daß er als Leutnant zur Garde versetzt wurde. Er wohnte den Feldzügen von 1672 bis 1675 bei, ward 1676 zum Generalstab der Armee des Marschalls v. Rochefort versetzt und bald darauf zum Brigadier und Kommandanten in Dünkirchen, sodann zum Generalinspektor der Armee und 1681 zum Maréchal de Camp befördert. 1686 wurde er von Ludwig XIV. gegen die Waldenser im südlichen Frankreich geschickt, ein Henkersdienst, der seiner sonst humanen Natur widersprach. Er wurde darauf 1687 Gouverneur von Luxemburg, zeichnete sich 1689 als Generalleutnant bei der Belagerung von Philippsburg aus und erhielt den Oberbefehl in Jülich und Limburg mit Louvois' Weisung, das Land völlig zu verwüsten (bien brûler). Trotzdem verfuhr er so menschlich wie möglich. Den Herzog von Savoyen, der mit dem Kaiser und mit Spanien eine geheime Allianz geschlossen hatte, schlug er 18. Juni 1690 bei Staffarda, nahm Susa, belagerte 1691 Nizza, Carmagnola und das Schloß Montmelian und eroberte den größten Teil Piemonts. 1693 für erfolgreiche Verteidigung der Dauphiné zum Marschall von Frankreich ernannt, vermittelte er 29. Aug. 1696 den Frieden zu Turin und ging bald darauf als Befehlshaber eines Korps nach Flandern, wo er 5. Juni 1697 Ath eroberte. Seit dem Frieden von Ryswyk (30. Okt. 1697) lebte C. als Privatmann in Paris, bis ihm 1701 der Oberbefehl über die italienische Armee im Mailändischen übertragen wurde. Am 9. Juli 1701 vom Prinzen Eugen bei Carpi geschlagen, verlor er das Kommando, befehligte 1702 aber wieder im Elsaß. Nachdem er bald darauf seinen Abschied genommen, starb er 25. Febr. 1712 auf seinem Gut St.-Gratien bei St.-Denis. C. war nicht bloß ein tapferer, umsichtiger General, sondern auch ein wegen seiner Humanität und Uneigennützigkeit achtungswerter Charakter, daher auch bei Volk und Armee sehr populär. Seine Memoiren wurden 1819 veröffentlicht (Par., 3 Bde.). Vgl. Créqui, Mémoires pour servir à la vie de Nicolas de C. (Par. 1775).

Catingas, s. Campos.

Cat Island (spr. kätt eiländ), eine der brit. Bahamainseln (Westindien), fruchtbar und mit schönen Weiden, 556 qkm (10,1 QM.) groß mit 2400 Einw. Zeitweise von Spanien besetzt, wurde die Insel 1783

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