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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Chamois; Chamomilla; Chamonix; Chamorro; Chamos; Chamosit

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Chamois - Chamosit.

benen "Musenalmanach" (das. 1804-1806). Sein (vielleicht mit Unrecht) berühmtestes, jedenfalls originellstes Werk: "Peter Schlemihl", die Geschichte eines Mannes, der seinen Schatten verloren hat, worin C. seine eigne Unruhe und Ziellosigkeit charakterisierte, wurde 1813 in der trübsten Stimmung geschrieben, 1814 von Fr. de la Motte Fouqué in Druck gegeben und ist in fast alle europäische Sprachen übersetzt worden. Großes Verdienst erwarb sich C. auch durch die in Verbindung mit Gaudy besorgte Übersetzung einer Auswahl von Bérangers "Liedern" (Leipz. 1868, neue Ausg. 1873) und die Redaktion des von A. Wendt gegründeten "Musenalmanachs", die er von 1832 an, zuerst mit G. Schwab, dann mit Gaudy, führte. Obgleich Franzose, war C. doch ein echt deutscher Dichter; ja, es war ihm, dem Franzosen, sogar vorbehalten, einem dem deutschen Sprachgenius vor ihm nie vollkommen angepaßten Metrum, den Terzinen, bei dem verschiedenartigsten Inhalt einen echt deutschen, nordischen Charakter zu verleihen. Hierher gehören seine "Retraite", "Matteo Falcone, der Korse" und eins seiner großartigsten Gedichte: "Salas y Gomez". Der Geist, der durch Chamissos Gedichte, Balladen und Romanzen weht, ist ein eigentümlich düsterer, schmerzlicher; selbst grimmige, herzerschütternde, ja nicht selten ungeheuerliche Aufgaben sind in so krasser Weise von C. behandelt worden, daß sich die Ästhetik trotz der meisterhaften Behandlung damit nicht immer einverstanden erklären kann. Diese düstere Gemütsrichtung wurde durch Chamissos eigentümliche Schicksale, besonders durch den Zwiespalt des doppelten Vaterlandes, genährt, und sie steigerte sich noch, als er, abgestoßen von einer künstlichen Kulturwelt, sein Ideal, den Wilden Kadu von der Insel Radack, kennen lernte. In C. lag auch das Bestreben, populär zu sein, und seiner Freude am poetischen Einwirken auf das Volk verdanken wir viele seiner heitern, schelmischen und spielenden Gedichte. Seine politischen Lieder zeichnen sich durch scharfen Spott und gesunde Ironie aus. Der Hauptstempel seines Charakters war kindliche Einfalt und Herzensreinheit. Hieraus entsprang auch seine entschiedene Vorliebe für Naturvölker, denn gerade bei ihnen hatte er auf seinen Reisen dasjenige gefunden, was er in unsern zivilisierten Zuständen so sehr vermißte. "Ein Mann voll Unschuld, voll rastloser Thätigkeit, die bei ihm nie auf äußern Vorteil, immer nur auf Hervorbringung von Edlem und Schönem gerichtet war, ein kerngesunder Mensch von nobelster Gesinnung war Adelbert v. C., und fügen wir hinzu: ein Freund ohnegleichen, so haben wir das Bild einer Persönlichkeit, die unser höchstes Interesse in Anspruch nehmen würde, hätte der Mann auch nie eine Zeile in Prosa geschrieben und nie einen Vers gedichtet." Seine "Gesammelten Werke" wurden von Hitzig herausgegeben (6. Aufl., Berl. 1874, 4 Bde.); neuere Ausgaben besorgten H. Kurz (Hildburgh. 1869, 2 Bde.), Hempel (mit Biographie von Hesekiel, Berl. 1879, 2 Bde.). Vgl. Hitzig, Leben und Briefe von Adelbert v. C. (2. Aufl. 1842, zugleich den 5. und 6. Band der "Gesammelten Werke" bildend); Fulda, C. und seine Zeit (Leipz. 1881).

Chamois (spr. schamoa, Paux de c.), sämischgares Gemsen-, auch Bock-, Ziegen- und Schaffell; sodann die ins Isabell und Rötliche fallende Farbe, welche derjenigen solcher Felle gleicht.

Chamomilla, Kamille.

Chamonix (spr. schamoni, auch Chamounix oder Chamouny genannt), romantisches und vielbesuchtes Thal der savoyischen Alpen, im franz. Departement Obersavoyen, Arrondissement Bonneville, erstreckt sich am Nordfuß der Montblancgruppe in nordöstlicher Richtung von Les Houches (zwischen Mont Brévent und dem Montblancgipfel) bis zum Col de Balme und ist, von der Arve durchflossen, 24 km lang und 1-3 km breit. Auf der Südseite ragt die kompakte Masse des Montblanc mit ihren 3200-4810 m hohen Spitzen empor. Gewaltige Gletscher, darunter der Glacier des Bois, dessen Oberlauf das Mer de Glace bildet, der Glacier des Bossons und de l'Argentière, senken sich ins Thal hinab. An der Nordseite erheben sich die Ketten des Mont Brévent und der Aiguilles Rouges, die eine Höhe von 2600-2930 m haben. Noch vor 100 Jahren war dieses Thal gewissermaßen ein unentdecktes Land. Die beiden Engländer Pococke und Windham wagten sich 1741 zuerst hinein; der eigentliche wissenschaftliche Entdecker des Thals aber war der Genfer Naturforscher H. B. de Saussure, der 1787 den Montblanc als einer der ersten erstieg und durch seine Beschreibung die Touristen in diesen entlegenen Alpenwinkel lockte. Gegenwärtig ist das C. ein Hauptwanderziel der Alpenfreunde, namentlich der Engländer, Franzosen und Nordamerikaner (im ganzen etwa 15,000 jährlich), geworden. Die Fläche des Thals, 1050 m ü. M., besteht größtenteils aus schönen Wiesen und liefert außerdem etwas Gerste und Hafer, Kartoffeln, Flachs, schlechtes Obst, aber ausgezeichneten Honig. Die Viehzucht der Alpenweiden ergibt vortreffliche Butter und Käse. Das Gebirge enthält Gemsen und Steinböcke, die Arve geschätzte Fische. Die Mehrzahl der Bewohner ist im Dienste der Fremden, als Hoteliers und Hotelbedienstete, Führer und Träger, beschäftigt. Der Winter dauert vom Oktober bis zum Mai, und der Schnee liegt oft 3 m hoch. Kälte und Hitze wechseln in dem kurzen Sommer sehr schnell. Im Frühjahr und Herbst durchbrausen furchtbare Stürme das Thal, und Schneelawinen richten oft großen Schaden an. Das Thal enthält nur drei Pfarrdörfer: Les Houches, C. oder Le Prieuré (aus einem 1099 gestifteten Benediktinerkloster entstanden) und Argentière; aber zwischen denselben liegen noch eine Menge Weiler und Häuser; es zählt gegen 2500 Einw. Unter den vielen sehenswerten Punkten des Thals, welches den Ausgangspunkt für die Besteigung des Montblanc bildet, sind zu nennen: La Flégère, eine Bergterrasse der Aiguilles Rouges (1887 m), von wo man die ganze Montblanckette überschaut; gegenüber der Montanvert (1920 m), unmittelbar über dem Gletscher des Bois und mit weitem Blick über das wellenförmige Eismeer; jenseit des Gletschers des Bois die Felswand Le Chapeau, am Fuß der Aiguille de Brochard, und die Quelle und das Eisgewölbe des Arveyron. Das C. hat nur zwei Zugänge: von Genf her über Sallanches und aus Wallis über den Col de Balme und die Tête noire.

Chamorro, die Bewohner der Marianen (s. d.).

Chamos (hebr. Chemosch), Nationalgottheit der Moabiter, im wesentlichen identisch mit dem altkanaanitischen Moloch (s. d.). Nach jüdischer Sage wurde C. unter dem Symbol eines schwarzen Steins verehrt, und selbst Salomo errichtete ihm eine Opferstätte, die erst Josias wieder zerstören ließ.

Chamosit (Chamoisit), Mineral aus der Ordnung der Silikate (Talkgruppe), findet sich derb und fein oolithisch mit zum Teil platten und unregelmäßig gestalteten Körnern, ist grünlichschwarz, matt oder schwach glänzend, undurchsichtig, Härte 3, spez. Gew. 3-3,4, besteht aus kieselsaurem Eisenoxydul mit Eisenoxydulaluminat und Wasser, enthält 60,5 Proz.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]