Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Damgarten; Damghan; Damhirsch; Damia; Damiana; Damiani; Damianistinnen; Damiens; Damiette

438

Damgarten - Damiette.

hindurchzugehen, was aber die Schafe bei richtigem Spiel verhindern können. S. Mühlenspiel.

Damgarten, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Stralsund, Kreis Franzburg, unweit der mecklenburgischen Grenze, an der Mündung der Recknitz in den Ribnitzer Meerbusen, mit einem Schloß, einer Glashütte, Getreidehandel, Schiffbau, Reederei, Fischerei und (1880) 1750 evang. Einwohnern. - D. wurde 1258 vom Fürsten Jaromar II. von Rügen mit Stadtrechten versehen und befestigt, erhielt das lübische Recht, die Fischerei bis nach Barth und Zollfreiheit im ganzen rügischen Land sowie Freiheit von allen Abgaben. In D. wurde 1322 der Friede zwischen dem Rügenfürsten Wizlaw III. und Heinrich dem Löwen von Mecklenburg geschlossen. Von 1638 bis 1815 war D. schwedisch.

Damghan, Stadt in der pers. Provinz Irak Adschmi, am Südabhang des Elburz und der Straße von Teheran nach Schahrud, mit 2000 Einw., vielleicht das alte Hekatompylos. Die weite Ausdehnung seiner jetzt zerfallenen Umfassungsmauern zeugt von der ehemaligen Größe der Stadt.

Damhirsch, s. Hirsche.

Damia, in der griech. Mythologie eine besondere Form der Demeter, in Epidauros und auf Ägina verehrt; bei den Römern Name der Bona Dea, wie Damium der ihres Opfers und Damiatrix der Name ihrer Priesterin.

Damiana, die Blätter von Turnera aphrodisiaca L. F. und T. diffusa Willd., zwei strauchartigen Pflanzen aus der Familie der Turneraceen, von denen erstere vorzugsweise das westliche Mexiko, die andre auch die Antillen und die brasilische Provinz Bahia bewohnt. Die Blätter riechen fein aromatisch, an Kamillen mahnend und schmecken nicht unangenehm aromatisch. Geruch und Geschmack verdankt die Drogue kleinen, kugeligen oder verkehrt-eiförmigen Drüschen, welche sich auf der untern Epidermis, reichlicher bei T. diffusa, finden. Zu Ende des 17. Jahrh. erwähnt der spanische Missionär Juan Maria de Salvatierra die D. und sagt, daß dieselbe seit alten Zeiten in Mexiko zur Anregung des Nervensystems gebräuchlich sei. Die Eingebornen benutzten die Blätter, um für anstrengende Streifzüge sich zu kräftigen oder nach Strapazen die erschöpften Lebensgeister wieder zu wecken. Noch heute wird die D. vom mexikanischen Landvolk wie bei uns Kaffee und Thee benutzt. Sie liefert, mit Wasser übergossen und mit Zucker versüßt, ein wohlschmeckendes Getränk und ist in neuerer Zeit auch nach Europa gekommen.

Damiani, Peter, lat. Petrus de Honestis, einer der einflußreichsten Geistlichen des 11. Jahrh., geb. 1007 zu Ravenna, hütete in seiner Jugend die Schweine, studierte, von seinem wohlhabend gewordenen Bruder Damianus, dessen Namen er auch aus Dankbarkeit annahm, unterstützt, zu Faenza und Parma und wurde, unbefriedigt von einem weltlichen Leben, das er geführt, Abt von Santa Croce d'Avellano im Stift Gubbio, als welcher er die Geißelübungen in eine Methode brachte, aber auch auf die Verbesserung des Kirchenregiments und der Sitten des Klerus hinzielende Schriften verfaßte, darunter das "Liber Gomorrhianus", das die Ausschweifungen des Klerus so nackt und anschaulich schildert, daß der Papst das Buch unterdrückte. 1057 zum Kardinal und Bischof von Ostia erhoben, eiferte D. seitdem in Gemeinschaft mit Hildebrand (später Gregor VII.) gegen die Simonie und für das Cölibat, so namentlich auch auf dem Laterankonzil von 1059, und setzte die Umwandlung der Kanoniker in besitzlose regulierte Chorherren vom Orden des heil. Augustin durch. Der Abscheu vor der Sittenlosigkeit der römischen Geistlichkeit bewog ihn 1061 zur Rückkehr ins Kloster. Allein schon 1062 mußte er als päpstlicher Legat zur Reformation des Klosters Clugny nach Frankreich gehen. Obwohl D. die Herrschsucht und den Hochmut Hildebrands nicht teilte, so ordnete er sich ihm doch unter und verfocht mit der ihm eignen volkstümlichen Beredsamkeit die Sache des Papsttums. Dem Kaiser Heinrich IV. trat er 1069 mit so ernstlichen Vorstellungen entgegen, daß derselbe fast ohne Widerrede sein Vorhaben der Ehescheidung aufgab. Damianis letzte Sendung ging nach Ravenna, dessen Bürger nach dem Tod ihres kaiserlich gesinnten Erzbischofs der römischen Kirche wiedergewonnen wurden. Auf der Rückreise starb er 23. Febr. 1072 in Faenza. Seine Briefe, Reden, Biographien von Heiligen und Traktate wurden vom Kardinal Cajetan gesammelt und mehrmals (am besten Vened. 1743, 4 Bde.) herausgegeben. Als Philosoph hat er in seiner "Epistola de Dei omnipotentia" die weitgehendsten Ansichten über die göttliche Allmacht, welche auch das Geschehene ungeschehen machen, Allgegenwart, vermöge welcher Gott den Raum erfüllen und auch nicht erfüllen, und Allwissenheit, kraft welcher Gott alles mit einem und zwar einfachen Blick umfassen könne, aufgestellt. Vgl. A. Vogel, Peter D. (Jena 1856); Neukirch, Das Leben des P. D. (Götting. 1875).

Damianistinnen, s. Klarissinnen.

Damiens (spr. damjäng), Robert François, bekannt durch den Mordversuch gegen Ludwig XV., geb. 9. Jan. 1715 zu Tieuloy bei Arras, war Schlosserlehrling, dann Soldat, desertierte zweimal, kam als Bedienter nach Paris und sammelte hier in einem Jesuitenkollegium einige Kenntnisse. Infolge eines Diebstahls flüchtig, trieb er sich fünf Monate lang unter allerlei Namen in der Gegend von Dünkirchen und Brüssel umher und kam, körperlich und geistig geschwächt, besonders durch häufiges Opiumessen, im Dezember 1756 nach Paris zurück. Der allgemeine Tadel, welchen damals die Regierung Ludwigs XV. und besonders sein despotisches Verfahren gegen das Parlament erfuhr, versetzte D. in eine außerordentliche Aufregung; fast wahnsinnig rannte er 3. Jan. 1757 nach Versailles, wartete 5. Jan. die Ausfahrt des Königs nach Trianon ab und versetzte diesem, hinter einer Säule vorspringend, einen Messerstich in die rechte Seite. In den Verhören und unter den wiederholten Qualen der Folter leugnete er jede Mitwissenschaft andrer und blieb dabei, daß er den König nicht habe töten, sondern nur auf bessere Gedanken bringen wollen. Dennoch wurde er 28. März 1757 auf dem Grèveplatz zu Paris, nachdem ihm die rechte Hand durchstochen und bei einem gelinden Feuer verbrannt worden war, mit glühenden Zangen gezwickt, von vier Pferden zerrissen und zuletzt verbrannt. Seine ganze Verwandtschaft wurde auf ewig aus Frankreich verbannt und das Haus, in welchem D. geboren war, niedergerissen.

Damiette (arab. Dumyât), Stadt in der unterägyptischen Provinz Gharbieh, am rechten Ufer des phatnitischen Nilarms, 8 km von dessen Mündung in das Mittelmeer und unweit des Mensalehsees, in sehr schöner und fruchtbarer Gegend, ist halbmondförmig gebaut, hat einige schöne Moscheen (eine derselben ist eine alte christliche Kirche), mehrere Bazare und Marmorbäder, stattliche Kasernen, sonst aber nur am Flußufer hübschere Häuser; die Straßen zeichnen sich durch Sauberkeit aus. D. ist Sitz eines koptischen Bischofs und eines deutschen Konsuls. Die