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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Danubius; Danvers; Danville; Danz; Danzel

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Danubius - Danzel.

der Gewalt, das Gesicht häßlich, von Pockennarben zerrissen, aber doch imponierend, das kleine Auge stechend und kühn, seine Rede phantastisch und ergreifend. Er besaß eine ungeheure, rücksichtslose Energie, kühnen Mut und einen weiten, umfassenden Blick. Am 14. Juli 1789 begeisterte er die Massen zum Angriff auf die Bastille. Bald darauf Präsident des Distrikts der Cordeliers, klagte er im Sinn der Jakobiner 10. Nov. 1790 die Minister bei der Nationalversammlung an und stiftete mit Camille Desmoulins, Fabre d'Eglantine und Marat den Klub der Cordeliers, der den Klub der Jakobiner bald in politischem Fanatismus überbot, ohne sich von ihm zu trennen. Mit dem Herzog von Orléans trat er in engere Verbindung und ward ein Genosse seiner wüsten Orgien. Nach Mirabeaus Tod immer entschiedener auftretend, schlug er die ihm vom Hof gemachten Anträge aus, und auf seinen Ruf versammelte sich 17. Juli 1791 das Volk auf dem Marsfeld, um Absetzung des Königs und Gericht über ihn von der Nationalversammlung zu verlangen. Lafayette und Bailly dämpften den Aufstand zwar, und D. mußte sich durch die Flucht der gegen ihn ausgesprochenen Verhaftung entziehen, kehrte aber bald darauf unter dem Schutz des Volkes nach Paris zurück und ward der Konstituierenden Versammlung zum Trotz Substitut des Prokurators der Pariser Stadtgemeinde. Die Erstürmung der Tuilerien und den Sturz des Königtums 10. Aug. 1792 bereitete er hauptsächlich vor, und nach dem Sieg des Pariser Pöbels setzte er seine Ernennung zum Justizminister durch. Das Vorrücken der feindlichen Heere in der Champagne und das Wiederauftauchen der royalistischen Partei in Paris gaben ihm den Vorwand zur Organisierung der Septembermorde. D. ließ sich hierbei nicht von Grausamkeit und Blutdurst leiten; ja, einzelnen, die ihn um Rettung anflehten, ließ er dieselbe angedeihen, z. B. Dupont, Barnave, Lameth und dem Abbé Barthélemy. Vielmehr wollte er durch die Blutthat den Royalisten Angst einjagen und, da er für sich selbst keine Rückkehr mehr sah, durch einen wilden Frevel des Fanatismus sie auch der Nation unmöglich machen. Als der Konvent zusammentrat, legte D. sein Ministerium nieder und begab sich 30. Nov. 1792 mit Lacroix nach Belgien, um das revolutionäre Element auch dort auszubreiten. Von hier aus stimmte er für den Tod des Königs und zwar ohne Bedingung. In Belgien hauste er nach seiner gewöhnlichen Weise; Staats- und Kirchengüter wurden, teilweise zu seiner Bereicherung, konfisziert und verschleudert, die ihm entgegenstrebenden Parteien mit blutigem Eifer verfolgt, aber auch hier persönliche Rechte und Bitten nicht unberücksichtigt gelassen. Indessen suchte er sich nach seiner Rückkehr nach Paris im März 1793 den Girondisten zu nähern, um mit ihrer Hilfe der Pöbelherrschaft einen Damm entgegenzusetzen und eine Diktatur des Konvents aufzurichten, ward aber als Mörder und Plünderer von jenen zurückgewiesen und nahm daher, als sie ihn durch eine Anklage wegen Hochverrats 1. April sogar stürzen wollten, von neuem mit dem Berge gegen die Gironde Partei. Obwohl er nun mit zum Sturz der Gironde beitrug, wünschte er doch nicht die Hinrichtung der Girondisten. Diese Mäßigung machte ihn verdächtig; obgleich er das Gesetz des Maximum (Brottaxe) sowie die Besoldung der Sansculotten noch durchsetzte, sank sein Ansehen doch täglich; von dem Wohlfahrtsausschuß, in welchem seine Todfeinde als Mitglieder saßen, wurde er ausgeschlossen. Er begab sich nun nach seiner Heimat Arcis und heiratete. Im November 1793 kam er zurück, entschlossen, dem widerlichen Treiben der Hébertisten ein Ende zu machen und der Menschlichkeit und Vernunft wieder Geltung zu verschaffen, und noch auf die Mitwirkung Robespierres vertrauend. Doch dieser benutzte den Kampf zwischen den Dantonisten und den Hébertisten, um erst diese, dann jene zu stürzen. In der Nacht vom 31. März zum 1. April. 1794 wurde D. verhaftet. Am 3. April erschien er mit seinen Freunden Desmoulins, Westermann, Lacroix, Phélipeaux etc. vor dem Revolutionstribunal. Die Anklage lautete auf Entwürfe Dantons, den Herzog von Orléans auf den Thron zu setzen, auf sein Mitwissen um Dumouriez' Verrat etc. D. behandelte die Richter mit Verachtung und rief bei der Verkündigung des Todesurteils: "Man opfert uns einigen feigen Räubern, aber sie werden ihren Sieg nicht lange genießen; ich ziehe Robespierre nach. Der Feige! ich allein besaß die Macht, ihn zu retten." Am 5. April 1794 bestieg D. mit seinen Freunden das Schafott. Als das Volk an der Guillotine Beifall brüllte, rief er: "Schweig still, undankbares Volk!", und dem Henker sagte er: "Ein Riemen ist genug, heb' den andern für Robespierre auf". Sein tragisches Geschick gab G. Büchner Stoff zu einem genialen Drama. Vgl. Bougeart, Danton documents authentiques (Brüssel 1861).

Danubius, Fluß, s. Donau.

Danvers (spr. dännwers), Gemeinde im nordamerikan. Staat Massachusetts, 4 km von Salem, mit Irrenhaus, Fabriken und (1880) 6598 Einw.

Danville (spr. dännwill), 1) Stadt an der Ostgrenze des nordamerikan. Staats Illinois, am Vermillion River, in wald- und kohlenreicher Gegend, mit Fabriken und (1880). 7733 Einw. -

2) Hauptstadt der Grafschaft Boyle im nordamerikan. Staat Kentucky, hat ein Taubstummeninstitut, mehrere höhere Schulen und (1880) 3074 Einw.; war bis 1792 Hauptstadt des Staats. -

3) Stadt im nordamerikan. Staat Pennsylvanien, am östlichen Arm des Susquehanna, Grafschaft Montour, hat ein Irrenhaus, Eisenhütten und (1880) 7839 Einw. -

4) Stadt im nordamerikan. Staat Virginia, Grafschaft Pittsylvania, am schiffbaren Dan, dicht bei der Grenze von Nordcarolina, hat bedeutende Tabaksfabriken und (1880) 7526 Einw.

Danz, Heinrich Ämilius August, deutscher Rechtsgelehrter, geb. 11. Dez. 1806 zu Jena, Sohn des Theologen Joh. Traugott Leberecht D. (geb. 1769, gest. 1851), habilitierte sich 1831 an der Universität seiner Vaterstadt und wurde dort 1834 außerordentlicher, 1843 ordentlicher Professor der Rechte und Oberappellationsgerichtsrat. Er starb 17. Mai 1881 in Jena. Er schrieb: "Lehrbuch der Geschichte des römischen Rechts" (Leipz. 1840, 2 Tle.; 2. Aufl. 1871-1873); "Der sakrale Schutz im römischen Rechtsverkehr" (Jena 1857); "Die Wirkung der Kodifikationsformen auf das materielle Recht" (Leipz. 1861); "Aus Rom und Byzanz" (Weim. 1867).

Danzel, Theodor Wilhelm, Ästhetiker und Litteraturhistoriker, geb. 4. Febr. 1818 zu Hamburg, am Johanneum und akademischen Gymnasium daselbst, seit 1837 auf den Universitäten zu Leipzig, Halle und Berlin gebildet, habilitierte sich 1845 an der Universität zu Leipzig und starb daselbst 9. Mai 1850. D. gehörte anfänglich der Hegelschen Richtung an, von welcher er sich in der Schrift "Über die Ästhetik der Hegelschen Philosophie" (Hamb. 1844), der eine andre: "Über Goethes Spinozismus" (das. 1843), vorangegangen war, emanzipierte. In Opposition gegen Gervinus schrieb er seine beiden litterarhistorischen Hauptwerke: "Gottsched und seine Zeit" (Leipz. 1848) und "G. E. Lessing, sein Leben und seine Werke"