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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fixum; Fizeau; Fjeld; Fjorde

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Fixum - Fjorde.

der Sonne in entgegengesetzter Richtung nach N. und bestimmte 260° 41' Rektaszension und 28° 49' nördl. Deklination als den Ort. (für 1800) des Punktes, auf welchen hin die Sonne sich bewegt. Da Herschel nicht alle Momente, die hierbei in Betracht zu ziehen sind, mit der Genauigkeit erwogen hatte, wie es wünschenswert und infolge neuerer Beobachtungen möglich war, so untersuchte Argelander alle F., an denen eine eigne Bewegung bemerklich ist, aufs neue und zwar mit der größten Sorgsamkeit und zog aus den einzelnen Beobachtungen ein mittleres Resultat, welches die Hauptrichtung der Sternbewegungen und somit auch die entgegengesetzte der Sonnenbewegung angeben mußte. Er fand aus 537 Sternen den Punkt der scheinbaren Himmelskugel, auf welchen unsre Sonne bei ihrer progressiven Bewegung im Weltenraum losrückt, für den Anfang unsers Jahrhunderts 260° 50' gerader Aufsteigung und 31° 17' nördlicher Abweichung, also ziemlich nahe der schon von Herschel bezeichneten Stelle. Dieser Punkt liegt im Sternbild des Herkules, unweit des hellen Sterns der Krone. Die große Übereinstimmung zweier durch ein halbes Jahrhundert getrennter, voneinander unabhängiger Beobachtungen und Rechnungen erhebt obiges Resultat zu einem hohen Grade der Wahrscheinlichkeit; dasselbe ist übrigens auch durch eine Rechnung von Galloway bestätigt worden, der nicht bloß nördliche, sondern auch südliche Sterne berücksichtigt hat. Trotzdem reicht die Annahme einer eignen Bewegung der Sonne nicht ganz aus, um alle beobachteten Fixsternbewegungen zu erklären; denn wenn sich auch im ganzen eine übereinstimmende Harmonie der Richtung nach S. in diesen Ortsveränderungen zu erkennen gibt, so zeigen sich im einzelnen doch zugleich viele Anomalien, die nur durch die Voraussetzung, daß jeder Fixstern auch seine eigne wahre Bewegung im Raum habe, gerechtfertigt erscheinen. Absolute Ruhe scheint im Universum überhaupt nicht vorhanden zu sein. Sind aber die Bewegungen der F. Folgen eines physischen Einflusses ihrer Massen aufeinander, herrscht, wie mehr als wahrscheinlich ist, das Attraktions- oder Gravitationsgesetz nicht bloß in den Doppelsternsystemen, sondern auch zwischen den weiter voneinander gestellten Sonnen, so folgt von selbst, daß die Bewegung bei allen stattfinden muß. In welcher Ordnung aber die selbstleuchtenden Himmelskörper von jenem Naturgesetz aneinander gekettet werden, das kann die Astronomie der Gegenwart noch nicht sicher entscheiden. Über die Zusammenstellung der F. in Gruppen (Sternbilder) ist auf dem der Karte beigegebenen Textblatt das Nötige gesagt. Vgl. Klein, Handbuch der allgemeinen Himmelsbeschreibung, Bd. 2: "Der Fixsternhimmel" (Braunschw. 1872); Secchi, Grundzüge der Astronomie der F. (deutsch, Leipz. 1878); Zöllner, Photometrie des Himmels (Berl. 1861); Heis, Atlas coelestis novus (Köln 1872, 12 Karten, nebst Sternkatalog); Argelander, Atlas des nördlichen Himmels (Bonn 1857 bis 1863, 40 Karten); Derselbe, Astronomische Beobachtungen, Bd. 7 (das. 1869); Mädler, Beobachtungen der Sternwarte zu Dorpat, Bd. 14: "Die Eigenbewegung der F." (Dorp. 1856); Struve, Mensurae micrometricae stellarum duplicium (Petersb. 1837); Peters, Die F. (Prag u. Leipz. 1883).

Fixum (lat.), etwas Bestimmtes, besonders fester jährlicher Gehalt, auch die vereinbarte oder festgestellte Pauschalsumme, welche anstatt einzelner Abgaben und Leistungen im ganzen zu entrichten ist, z. B. der jährliche Betrag der Brausteuer, mit welcher ein Bierbrauer "fixiert" ist.

Fizeau (spr. fisoh), Hippolyte Louis, Physiker, geb. 23. Sept. 1819 zu Paris, lebt daselbst als Privatmann, wurde 1860 Mitglied der Akademie und 1878 des Längenbüreaus. Er machte sich zuerst bekannt durch Arbeiten über die Moserschen Taubilder (1843), maß 1849 nach einer äußerst sinnreichen Methode die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichts auf physikalischem Weg und fand, daß das Licht in einer Stunde die Strecke von 313,274 km zurücklege. Zusammen mit Bréguet und gleichzeitig mit Foucault wies er dann nach einer von Arago vorgeschlagenen Methode nach, daß das Licht im Wasser sich langsamer fortpflanzt als in Luft. Mit Foucault zusammenführte er eine Reihe interessanter Untersuchungen über Licht- und Wärmestrahlen durch. Von der größten Schärfe und Feinheit ist die von F. erdachte Methode zur Messung der Ausdehnung fester Körper durch die Wärme, mit welcher er dann seine wichtigen Untersuchungen über die Ausdehnung der Kristalle durch die Wärme durchführte. Mit Gounelle untersuchte er die Geschwindigkeit der Elektrizität (1850). Auch der Photographie sind mehrere seiner wertvollen Arbeiten gewidmet.

Fjeld (norweg., schwed. Fjäll), auf der skandinav. Halbinsel Name der öden, und vegetationslosen, meist über der Schneegrenze liegenden Bergflächen, welche die Hauptmasse der dortigen Gebirge bilden, und auf denen sich einzelne Berge erheben. Von dieser Eigentümlichkeit der Struktur haben die meisten skandinavischen Gebirge ihren Namen; auch einzelne Bergnamen sind mit diesem Wort zusammengesetzt.

Fjorde (dän.), tiefe und steile Schluchten an Festlands- oder Inselküsten, welche sehr häufig senkrecht oder unter steilen Winkeln in das Land eindringen und, indem sich zwei F. zu einer Gabel vereinigen, ein Inseldreieck von dem Festland ablösen. Von allen ähnlichen Küstengliederungen unterscheiden sich die F. streng durch die örtliche Anhäufung. Nach Peschel tritt die Fjordbildung nur in Europa und Amerika auf und ist auch hier auf scharf begrenzte Räumlichkeiten eingeschränkt. Im allgemeinen finden sich F. häufiger an Westküsten als an Ostküsten, sie treten in allen geologischen Formationen auf; aber es hängt von der innern Struktur und der chemischen Beschaffenheit der Gesteine ab, wie lange es dauert, bis eine Fjordküste in einen Schärensaum übergeht. In Europa erstrecken sich F. vom äußersten Norden bis zur Südwestspitze Irlands oder bis höchstens 51¼° nördl. Br., in Amerika finden sie an der Ostküste in Maine unter 44° nördl. Br., an der Westküste am Eingang der Fucastraße bei 48° nördl. Br. und in Südamerika an der Nordspitze von Chiloe unter 41¾° südl. Br. ihre äquatoriale Grenze. Diese Grenzlinie läuft im wesentlichen parallel mit der Isotherme von 10°, die F. liegen also im Gebiet der Regen zu allen Jahreszeiten und sind am stärksten entwickelt, wo die stärksten Niederschläge erfolgen. Außerdem sind die F. an Steilküsten gebunden, aber sie kommen an solchen nie vor, wenn die klimatischen Bedingungen fehlen. Alle Untersuchungen deuten auf die Bildung der F. durch eine unterirdische Erosion hin, und in der That fehlen den Fjorden nirgends die Eismassen und ihre mechanischen Kräfte. So ist Grönland ein vergletschertes Hochland, und die F. sind die Gefäße, durch welche sich die Gletscher ergießen. Norwegen, Spitzbergen, Island, Neuseeland und die Magelhaensstraße haben ihre Gletscher, und in Schottland deuten Felsenschliffe u. Steinritzungen auf ehemalige Gletscher hin. Vgl. Peschel, Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde (4. Aufl., Leipz. 1883).