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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hahnrei; Hahnschlag; Hai; Haida; Haidarabad

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Hahnrei - Haidarabad.

Kopie der George Sand gelten durfte. Die Stoffe sind mager und nach bekannter Schablone erfunden, nur die Behandlung verleiht ihnen einiges Interesse. Ihre hoch aristokratische Manier persiflierte der anonym erschienene (von Fanny Lewald verfaßte) Roman "Diogena. Von Gräfin Iduna H.-H." (Leipz. 1847) aufs köstlichste. Von ihren zahlreichen Reisewerken sind "Jenseit der Berge" (Leipz. 1840, 2 Bde.; 2. Aufl. 1845), "Reisebriefe" (das. 1841, 2 Bde.), "Erinnerungen aus und an Frankreich" (das. 1842, 2 Bde.), "Ein Reiseversuch im Norden" (das. 1843) und "Orientalische Briefe" (das. 1844, 3 Bde.) zu nennen. Ein geistreiches und blendendes, aber höchst flüchtiges Urteil und die aristokratische Suffisance, die sich in ihren Romanen bekunden, charakterisieren auch diese Schriften. Der Tod ihres Freundes, eines Herrn v. Bistram aus Kurland, hinterließ in ihrem ohnedies nie befriedigten Herzen eine Leere, deren Ausfüllung sie in der alleinseligmachenden Kirche zu finden hoffte. Bischof Ketteler in Mainz ward ihr Gewissensrat, und so erfolgte 1850 ihr Übertritt zur katholischen Kirche. Als echte Konvertitin wirkte sie nun in fanatischem Eifer für dieselbe, zunächst durch die Schrift "Von Babylon nach Jerusalem" (Mainz 1851), welche ihren Schritt rechtfertigen sollte, die aber durch die geistreiche, ebenso milde wie scharfe Entgegnung Abekens: "Babylon und Jerusalem; ein Sendschreiben etc." (Berl. 1851) in das verdiente Licht gestellt wurde. Demselben Zweck dienten: die Gedichtsammlung "Unsrer Lieben Frau" (Mainz 1851, 3. Aufl. 1856); "Aus Jerusalem" (das. 1851); "Die Liebhaber des Kreuzes" (das. 1852); "Büchlein vom guten Hirten" (das. 1853); "Bilder aus der Geschichte der Kirche" (das. 1853-66, 4 Bde.; Bd. 1, 3. Aufl. 1874). Im November 1852 trat sie zu Angers als Novizin in ein Kloster; noch in demselben Jahr war sie an der Gründung des Klosters "Zum guten Hirten" zu Mainz beteiligt, in welchem sie 12. Jan. 1880 starb. Ihre spätern Romane: "Maria Regina" (Mainz 1860; 4. Aufl. 1876, 2 Bde.), "Doralice" (das. 1861, 2 Bde.), "Zwei Schwestern" (das. 1863, 2 Bde.), "Peregrin" (das. 1864, 2 Bde.), "Die Erbin von Cronenstein" (das. 1868, 2 Bde.), "Nirwana" (das. 1875, 2 Bde.), "Eine reiche Frau" (das. 1877), "Der breite Weg und die enge Straße" (das. 1877, 2 Bde.) und "Wahl und Führung" (das. 1878, 2 Bde.), machten in derselben äußerlich blendenden Weise für ihre ultramontanen Anschauungen Propaganda wie die frühern Romane für die jungdeutschen. Eine Gesamtausgabe ihrer frühern Romane erschien zu Berlin 1851 in 21 Bänden. Vgl. Marie Helene, Gräfin Ida H. (Leipz. 1869); Haffner, Gräfin Ida H. (Frankf. 1880).

Hahnrei, Bezeichnung eines Mannes, der von seiner Frau hinsichtlich der ehelichen Treue betrogen wird. Das Wort kommt zuerst im 16. Jahrh. vor und hat bei seiner dunkeln Herkunft die mannigfachsten, oft seltsamsten Erklärungen erfahren; eine stichhaltige und allgemein angenommene ist bis heute nicht vorhanden.

Hahnschlag, eine besonders im vorigen Jahrhundert in Aufnahme gekommene und jetzt unter anderm in Siebenbürgen am Osterfest stattfindende Volksbelustigung, welche darin besteht, daß ein Hahn in ein Loch in der Erde gesetzt und mit einem Topf bedeckt wird, worauf die Teilnehmer, einer nach dem andern, mit verbundenen Augen und mit einem Stock oder Dreschflegel bewaffnet, nachdem sie mehrere Male im Kreis herumgeführt worden sind, in der vermeintlichen Richtung nach dem Topf zu schreiten und nach demselben schlagen. Wer ihn trifft, gewinnt den Hahn. Den Bestrebungen der Tierschutzvereine ist es gelungen, durchzusetzen, daß man in neuerer Zeit meist nur nach dem leeren Topf schlägt und den Hahn als Preis im Korbe bewahrt. Man hat den H. auf altheidnische Vorstellungen zurückgeführt. Der mit andern Dämonen im Kornfeld hausende Gewitterhahn wurde mit dem letzten Sensenhieb getötet, oder man schlug ihn, wo man annahm, daß er in der letzten Garbe sitze, in dieser mit Knütteln tot.

Hai, s. Haifische.

Haï, Rechnungsstufe in Siam, = 50 Xang = 1000 Tumlung = 4000 Bat (s. Tikal).

Hai (chines.), Meer.

Haida, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Böhmisch-Leipa, an der Böhmischen Nordbahn, hat (1880) 2737 Einw., Porzellanfabrikation und Glashandel, ein Bezirksgericht und eine gewerbliche Fachschule. H. mit Umgebung (Steinschönau, Arnsdorf, Parchen, Blottendorf, Langenau, Meistersdorf u. a.) ist der Hauptsitz der berühmten böhmischen Glasraffinerie, welche Tausende fleißiger Arbeiter beschäftigt und nach allen Weltteilen Export treibt. 3 km südöstlich von H. liegt das Dorf Bürgstein mit gräflich Kinskyschem Schloß, (1880) 1234 Einw., berühmter Spiegel- und Rahmenfabrik und Kattundruckerei, Geburtsort der Bildhauer Joseph und Emanuel Max und des Archäologen Mikovec. Dabei der isolierte Sandfels Einsiedlerstein mit Schloßruine u. Höhlen.

Haidarabad (Hyderabad), 1) Reich des Nizams, der größte Vasallenstaat des britisch-ind. Kaiserreichs, im zentralen Teil der vorderindischen Halbinsel, zwischen 15° 10' und 21° 41' nördl. Br. und 74° 40' und 81° 31' östl. L. v. Gr., umgeben von dem ihm früher zugehörigen, jetzt unter englische Verwaltung gestellten Berar (s. d.), den Zentralprovinzen und den Präsidentschaften Bombay und Madras, hat einen Umfang von 211,872 qkm (3848 QM.). H. nimmt den größten Teil des Tafellandes des Dekhan ein und erhebt sich im Plateau von Bider zu 762 m Höhe. Die Gebirgsgegenden an der Nordgrenze sind unfruchtbar: südlich davon zur Godaweri, die das Land von W. nach O. durchzieht und dann die Ostgrenze bildet, erstreckt sich der "Garten des Dekhan", welcher reiche Baumwoll- und Weizenernten liefert. Den Süden durchzieht in gleicher Richtung die Krischna oder Kistna, welche später die Südgrenze abgibt; hier wiegt die Reiskultur vor, zu deren Förderung staunenswerte Bewässerungsanlagen ausgeführt wurden. Die Gebirgsgegenden sind mit Wäldern und Dickichten bedeckt, auch hat die Regierung des Nizams bereits bedeutende Waldbestände zu Forstreserven erklärt und Baumanpflanzungen in größerm Maßstab machen lassen. Eisen- und Kohlenlager sind vorhanden, werden indes nicht ausgebeutet. Wilde Tiere (Tiger, Panther, Hirsche u. a.) sind zahlreich, dagegen ist die Viehzucht unbedeutend. Das Klima ist heiß (in der Hauptstadt H. 25,2° C. im Jahresmittel) und trocken, aber nicht ungesund. Die Bevölkerung, welche 1881 auf 9,845,594 Seelen ermittelt wurde, besteht zumeist aus Hindu (8,893,181); ihnen zunächst stehen 925,929 Mohammedaner, welche aber, da der Fürst sich zum Islam bekennt, die herrschende Klasse bilden, nur 13,614 sind Christen. Von Arabern, aus denen der Nizam sich eine Leibwache bildete, sind 5654 im Lande. Die Hindu, welche in eine Menge von Kasten zerfallen, sind meist Ackerbauer, die Mohammedaner meist Beamte und Soldaten. Hauptsprachen sind Marathi (s. d.) und Telugu (s. d.). Die Industrie ist bedeutend in Stickereien und in verzierten Metallgeschirren, im übrigen nicht nennenswert. Der im-^[folgende Seite]