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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Herzog Alexander von Württemberg-Kanalsystem - Herzschlag.

des Bundesrats. Er vertrat die Reichsregierung für Elsaß-Lothringen im Reichstag mit Schlagfertigkeit und Geschick. Im Winter 1878/79 leitete er die Reichsenquete für die Baumwoll- und Leinenindustrie und ward 1. Okt. 1879 nach der Neuregelung der Verfassung und Verwaltung der Reichslande als Staatssekretär an die Spitze des ersten elsaß-lothringischen Ministeriums berufen. Doch verlangte und erhielt er schon im Juli 1880 seine Entlassung, weil der Statthalter v. Manteuffel Zugeständnisse an den Klerus machte, die H. nicht billigte, und trat eine Reise nach Amerika an (vgl. seine "Reisebriefe aus Amerika", Berl. 1884, 2 Bde.). Darauf übernahm er 1885 die Leitung der neugegründeten Neuguinea-Gesellschaft.

Herzog Alexander von Württemberg-Kanalsystem, in Rußland, verbindet die Wolga mit der Dwina. Die Fahrt geht durch Dwina, Suchona, Kubinskojesee, Fluß Porosowitza, Kanal des Herzogs Alexander von Württemberg, Fluß Scheksna zur Wolga. Die ganze Länge des Verbindungssystems wird auf ca. 74 km angegeben, die der eigentlichen Kanäle auf 13½ km. Die geringste Tiefe ist 1,8 m.

Herzogenaurach, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, Bezirksamt Höchstadt, an der Aurach, hat ein Amtsgericht, Streichgarnspinnereien, Wollwaren- und Filzschuhfabrikation, Hopfenbau und (1885) 2549 meist kath. Einwohner.

Herzogenbuchsee, Dorf im schweizer. Kanton Bern, Bezirk Wangen, 473 m ü. M., an der Eisenbahn Olten-Thun, von welcher hier eine Linie nach Biel abzweigt, mit einer stattlichen Kirche und (1880) 2346 Einw.

Herzogenbusch (holländ. 's Hertogenbosch, auch bloß den Bosch, franz. Bois le Duc), Hauptstadt der niederländ. Provinz Nordbrabant, liegt in einer morastigen Niederung, an der Dommel, der Aa und dem Süd-Willemskanal sowie an den Eisenbahnen Boxtel-Utrecht und Tilburg-Nimwegen, war bis 1876 eine der stärksten Festungen des Landes. H. ist in Form eines Dreiecks erbaut, wird von mehreren Kanälen durchschnitten und enthält 4 Thore, 5 öffentliche Plätze, 10 Kirchen, eine Synagoge, ein großes Zeughaus nebst mehreren Kasernen. Zu den ausgezeichnetsten Gebäuden gehören: die katholische fünfschiffige Janskirche, ein schöner spätgotischer Bau (mit einem bemerkenswerten Taufkessel von 1492), die reformierte Kirche (1826 erbaut), das Rathaus (mit Gemäldesammlung), der Justizpalast, das Gebäude der Schwanenbrüderschaft (im gotischen Stil 1318 erbaut), das Regierungsgebäude (früher Jesuitenkloster). Die Einwohner, (1886) 25,591 an der Zahl, unterhalten eine lebhafte Industrie und betreiben auch Schiffahrt und Handel. Unter der ansehnlichen Zahl von Fabriken befinden sich viele Gold- und Silberschmieden, Zigarrenfabriken, Fabriken für Tischlerarbeit, Posamentierwaren, Garn, Band und Schnur, Liköre etc., ferner Holz- und Bildschnitzateliers, Schmieden, Schuhfabriken, 3 Spiegelfabriken, 11 Buchdruckereien etc. Berühmt sind der Pfefferkuchen und das Schwarzbrot von H. Die Stadt hat ein Gymnasium, eine (einst von Erasmus besuchte) lateinische Schule, eine höhere Bürgerschule, ein Lehrerseminar, ein naturhistorisches Museum, 2 Hospitäler, ein großes Besserungs- und Arbeitshaus, 2 Waisenhäuser, eine Irrenanstalt etc. - Der Ort hat seinen Namen vom Herzog Gottfried von Niederlothringen, der ihm 1184 Stadtrechte verlieh. 1559 gründete Papst Paul IV. hier ein Bistum. Vergebens wurde H. 1601 und 1603 belagert und erst 1629 nach fünfmonatlicher berühmter Belagerung von dem Prinzen Friedrich Heinrich von Nassau erobert. Die katholische Religion wurde nun unterdrückt und das Bistum seit 1645 durch einen Vikar verwaltet. Die Franzosen nahmen unter Pichegru H. 9. Okt. 1794 nach kurzer Belagerung ein. Seit 1806 war H. die Hauptstadt des holländischen Departements Brabant und seit 1810 des französischen Departements der Rheinmündungen. Am 14. Jan. 1814 ward die Stadt von den Preußen genommen, doch hielt sich die Citadelle bis zum ersten Pariser Frieden.

Herzog Ernst, niederrhein. Gedicht eines unbekannten Verfassers aus dem 12. Jahrh., auf lateinischer Quelle beruhend, nur in geringen Bruchstücken vorhanden. Vollständig besitzen wir es in zwei Umarbeitungen des ausgehenden 12. und des 13. Jahrh., von welchen die letztere früher nach einer mißverstandenen Stelle dem Heinrich von Veldeke zugeschrieben wurde (abgedruckt in v. d. Hagen und Büschings "Deutschen Gedichten des Mittelalters", Berl. 1818). Nach dem deutschen Gedicht wurde ein lateinisches in Hexametern von einem Dichter Odo um 1206 verfaßt (in Martènes "Thesaurus anecdotorum", Bd. 3) und zugleich eine lateinische Prosa (Haupts "Zeitschrift für deutsches Altertum", Bd. 7), auf welcher wiederum das deutsche Volksbuch des 15. Jahrh. beruht. Ferner existiert noch eine strophische Bearbeitung in dem sogen. Herzog Ernst-Ton oder der Berner Weise (13zeilige Strophe) vom Anfang des 14. Jahrh. (abgedruckt in Haupts "Zeitschrift", Bd. 8), wovon sich eine abgekürzte Bearbeitung in der Dresdener Handschrift des Heldenbuchs (s. d.) findet. Über die Sage, welche zweierlei historische Begebenheiten (den Aufstand Herzogs Ernst II. von Schwaben gegen seinen Stiefvater Konrad II. und die Geschichte Liutolfs, der sich gegen seinen Vater Otto I. empörte) vermischt und verwechselt, hat namentlich Uhland gehandelt in seiner Inauguralrede (abgedruckt in den "Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage", Bd. 5, Stuttg. 1870); der zweite Teil des Gedichts enthält eine abenteuerliche Fahrt nach dem Orient. Eine neue Ausgabe besorgte Bartsch (Wien 1869); sie enthält die Bruchstücke, die ältere Umarbeitung, das Lied und das Volksbuch.

Herzogshut, s. Fürstenhut und Krone.

Herzogstand, besuchter Aussichtspunkt in den Bayrischen Alpen, an der Nordwestseite des Walchensees, 1756 m hoch, mit einem königlichen Jagdschlößchen unter und einem Pavillon auf dem Gipfel, von wo herrliche Aussicht auf das Hochgebirge und die weite Ebene.

Herzpalpitationen, s. v. w. Herzklopfen.

Herzpuls, s. v. w. Herzstoß, s. Blutbewegung.

Herzruptur, s. Herzentzündung.

Herzschild, in der Heraldik ein in der Mitte, an der Herzstelle des Schildes angebrachter kleiner Schild. Vgl. die Städtewappen von Mergentheim, Oldenburg und Wiesbaden bei den betreffenden Artikeln.

Herzschlag (Apoplexia cordis), in der Physiologie s. v. w. Herzkontraktion, Herzstoß; in der Pathologie ein zwar nicht wissenschaftlich scharf begrenzter, aber sehr gebräuchlicher Begriff, welcher eine plötzliche Todesart bezeichnet, bedingt durch einen Stillstand des Herzens bei noch erhaltener Lebensfähigkeit der Lungen und des Gehirns. Die Ursachen des Herzstillstandes (Paralysis cordis) sind sehr mannigfache; Wunden und Zerreißungen des Herzmuskels, geborstene Aneurysmen, in deren Folge der Herzbeutel prall mit Blut gefüllt wird, welches mechanisch die Herzbewegungen hemmt, sind die typischen Beispiele für den H. Demnächst führen plötzlich eintretende mechanische Hindernisse andrer Art, wie große Flüs-^[folgende Seite]