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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hopfen; Hopfen, spanischer

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Hopfen, spanischer - Hopfen (Personenname).

gewonnenes Hopfenöl im Handel vor. Der von demselben befreite H. kann lange unverändert aufbewahrt werden und hat dieselbe Wirkung wie frischer, wenn man das Hopfenöl in entsprechender Menge der Würze zusetzt. Für medizinische Zwecke scheidet man die Drüsen des Hopfens durch Siebe ab und benutzt sie als Hopfenmehl, Lupulin (s. d.). Auch hat man versucht, die Hopfenranken auf Papier zu verarbeiten. Die jungen Triebe des Hopfens haben einige Ähnlichkeit mit Spargel und werden als Gemüse gegessen.

Die Hopfenkultur, welche früher nur in Böhmen und einzelnen Bezirken Bayerns betrieben wurde, hat sich in den letzten Jahrzehnten zusammenhängend mit der Bierproduktion sehr verbreitet, ohne daß indessen eine dem Bedarf angemessene Zunahme der Erntemengen zu konstatieren wäre. Denn schon im J. 1867 hat man den Ertrag einer vollen Ernte in Europa auf 500,000 metr. Ztr. geschätzt, und gegenwärtig dürfte derselbe bei sehr reicher Ernte kaum über 700,000 metr. Ztr. stehen. Außerhalb Europa haben die Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo die Hopfenkultur in 13 Staaten und besonders im Staat New York erfolgreich gepflegt wird, eine höhere Bedeutung erlangt. Amerika produziert nicht bloß für seine eignen Brauereien, sondern auch für den Export nach Europa. Auch in Australien wendet man dem H. neuestens mehr Aufmerksamkeit zu. Der gegenwärtige Stand der Hopfenkultur in den Hauptländern ergibt sich aus folgender Übersicht:

Mittelernte 1884/85 Wahrscheinlich.

Anbaufläche Ernte jährl. Verbrauch

metr. Ztr. Hektar metr. Ztr. metr. Ztr.

Deutsches Reich 222350 46690 288700 170000

Großbritannien 220000 28531 208658 300000

Belgien 54000 4185 55000? 35000

Österreich-Ungarn 50700 12800 60044 49800

Frankreich 44000 3326 45533 50000

Rußland 10000 ? 15500 12000

Niederlande 2600 206? 4250 5000

Andre Länder 9000 ? 9000? 13500

Zusammen in Europa: 612650 - 686685 635300

Ver. Staat. v. Amerika 150000? 20750 197500 130000

Australien 2800? 485 3000 ?

Zusammen: 765450 - 887185 765300

Im Deutschen Reich ergab die Erntestatistik für das Jahr 1884/85:

Erntefläche 1884 Vom Hektar 1884 Vom Hektar 1878-83 Erntemenge 1884/85

Hektar Tonnen Tonnen Tonnen

Preußen 4451,0 0,46 0,43 2058,9

Bayern 26815,8 0,53 0,45 14168,4

Württemberg 7507,8 0,61 0,57 4571,7

Baden 3067,0 0,82 0,70 2504,8

Elsaß-Lothringen 4688,7 1,17 0,98 5466,0

übriges Deutschland 159,2 - - 100,2

Zusammen: 46689,5 - - 28870,0

Die Handelsbewegung gestaltete sich:

Menge in Ton. (1000 kg) Wert in Tausenden Mark

Einfuhr Ausfuhr Einfuhr Ausfuhr

1881 1181 8663 4134 24255

1882 1609 12093 12070 73765

1883 1695 7503 9150 33762

1884 1340 11514 5628 35692

1885 1385 12673 3878 24712

Im fünfjährigen Durchschnitt betrug demnach die jährliche Mehrausfuhr 9047 Ton., d. h. 90,470 metr. Ztr., im Wert von je 31,6 Mill. Mk.

Die Herkunft des Hopfens ist völlig unbekannt. Sicher ist nur, daß bei den Alten keine Pflanze erwähnt wird, deren Blüten einen angenehmen Zusatz zum Bier geben, ferner, daß die Denkmäler des Mittelalters, in denen das Bier und die Produkte südlicher Garten oft genannt werden, nirgends den H. erwähnen, endlich, daß in manchen Ländern Europas der Gebrauch, H. dem Bier zuzusetzen, erst gegen Ausgang des Mittelalters oder gar erst im Lauf des 16. Jahrh. auftritt. Dennoch werden in dem Polyptychon des Irmino, das in den ersten Jahren des 9. Jahrh. aufgesetzt ist, häufig Zinsabgaben von H. erwähnt. Auch in den Urkunden des Stifts Freising kommen schon in der Mitte des 9. Jahrh. häufig Hopfengärten vor. Der H. war der Äbtissin Hildegard und dem Albertus Magnus bekannt; sein Anbau verbreitete sich so allgemein, daß er dem Sachsenspiegel, Schwabenspiegel etc. Anlaß zu ausdrücklichen Rechtsbestimmungen gab. In Schlesien, Brandenburg, Mecklenburg ist seit der Zeit, wo der H. uns näher bekannt wird, eine Hopfenabgabe gebräuchlich. In Norddeutschland, vorzüglich aber in Flandern, gab es schon früh mehrere wegen ihres Hopfenbiers berühmte Städte. Nach England kam (nach Hehn) der H. nicht vor Heinrich VIII. und Eduard VI. Über Verwendung, Surrogate etc. des Hopfens s. Bier. Vgl. Stamm, Das Buch vom H. (Saaz 1854); Saher, Der praktische Hopfenbau und der Hopfenhandel (Frankf. a. O. 1860-62, 2 Tle.); Perin, Der Hopfenbau (Straßb. 1874), besonders wichtig für die Drestanlagen; Tiller, Hopfenbau (Prag 1876); Wirth, Der Hopfenbau (2. Aufl., Stuttg. 1877); Lehnert, Hopfenbau (Berl. 1877); Weiß, Der H. (Wien 1878); Schöffl, Der Saazer Hopfenbau (2. Aufl., Saaz 1884); Strebel, Handbuch des Hopfenbaus (Stuttg. 1886); v. Medem, Der H., seine Herkunft und Benennung (Frankf. 1875); Schwarzkopf. Der H. und das Bier in naturhistorischer und medizinischer Hinsicht (Leipz. 1880); Carl und Homann, Hopfenbaukarte von Mitteleuropa (Nürnb. 1875); "Allgemeine Hopfenzeitung" (Nürnb., seit 1861); "Hopfenkurier" (das., seit 1882); "Beobachtungen über die Kultur des Hopfens" (hrsg. vom Deutschen Hopfenbauverein, Münch. 1881 ff., jährliche Berichte).

Hopfen, spanischer, s. Origanum.

Hopfen, 1) Franz, Freiherr von, geb. 1825, Gutsbesitzer in Mähren, wurde 1861 von den mährischen Großgrundbesitzern in den Landtag gewählt und von diesem in das Abgeordnetenhaus entsendet, in dem er zur deutsch gesinnten Regierungspartei (Klub des Zentrums) gehörte. 1863 wurde er durch Verleihung des Ordens der Eisernen Krone Ritter, später Freiherr. Schon 1863 zum Vizepräsidenten des Abgeordnetenhauses erwählt, führte er 1870-73 das Präsidium desselben. H. wurde 1864 Direktor der Österreichischen Bodenkreditanstalt, sodann des Wiener Bankvereins und Präsident der Südbahn und war einer der Finanzmatadore der Gründerperiode. Die Börsenkrisis bereitete aber auch einigen Gründungen, an denen er beteiligt war, ein schmähliches Fiasko und schadete seinem Ansehen, weswegen er auch bei den Neuwahlen 1874 nicht wieder gewählt wurde.

2) Hans, deutscher Dichter und Novellist, geb. 3. Jan. 1835 zu München, studierte daselbst und trat mit dem Münchener Dichterkreis, den König Maximilian II. in der bayrischen Hauptstadt versammelt hatte, in mannigfach fördernde Berührung. Er de-^[folgende Seite]