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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Krabben; Krabbeninsel; Krabbentaucher; Krach; Krachporzellan; Kraffohlkanal; Krafft

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Krabben - Krafft.

stehenden Dorippiden (Dorippidae) tragen auf ihrem Rücken mittels der beiden letzten nach oben gerichteten Beinpaare Schwämme, Eier von Schnecken, Holzstücke, überhaupt allerlei tote oder lebende Gegenstände umher und suchen sich auf diese Weise unsichtbar zu machen. 3) Die sogen. Seespinnen (Majidae), mit dreieckigem Rückenschild, liefern in ihren größern Vertretern eine gesuchte Speise; eine riesige Größe erreicht die japanische Riesenkrabbe (Macrocheira Kaempferi), deren vordere Beinpaare je 1,5 m lang werden. 4) Die Taschenkrebse (im engern Sinn, Cancridae), mit breitem, kurzem, vorn abgerundetem Rückenschild, zum Teil gute Schwimmer. 5) Die Muschelwächter (Pinnotheridae), kleinere K., leben zwischen den Schalen von verschiedenen Muscheln, aber auch in der Kiemenhöhle von Ascidien. 6) Die Landkrabben (Gecarcinidae) leben in den Tropen auf dem Land, oft weit vom Meer, machen aber zum Teil wenigstens einmal jährlich eine Wanderung nach der Küste, um dort der Fortpflanzung nachzugehen, und kehren mit den Jungen später zurück.

Zur Familie der Landkrabben gehört die Gattung Gecarcinus Latr., Tiere mit breit-herzförmigem, hinten quer abgestutztem, an den Seiten bauchigem Cephalothorax, sehr breiten äußern Maxillarfüßen und stark entwickelten Scherenfüßen. Sie leben unter Baumwurzeln oder in selbstgegrabenen Löchern in der Nähe des Meers, aber auch in ziemlicher Entfernung von demselben auf Bergen und Felsen, oft neben Kloaken oder auf Friedhöfen, wo sie sich einen Weg zu den Leichen bahnen sollen. Die rötlichviolette. Landkrabbe (G. ruricola L.), 8 cm lang, auf den Antillen und an der Küste des Festlandes, wandert im Frühjahr ins Meer, um die Eier abzulegen, und verbirgt sich im Sommer in einer Höhle, um sich zu häuten. Sie wird gegessen. Die Muschelkrabben (Pinnotheres Latr.), aus der Familie der Muschelwächter, mit weicher Hautbedeckung, wohnen zwischen den Schalen lebender Seemuscheln, P. veterum Bosc., 1,75 cm lang, in der großen Steckmuschel, ein schon den Alten bekanntes und von ihnen als Freundschaftsbündnis gedeutetes Verhältnis. Zur Familie der Taschenkrebse gehört die Gattung Carcinus Leach, mit vorn im Bogen gerundetem Cephalothorax mit langen hintern Seitenrändern. Der kleine Taschenkrebs (C. maenas L.), 5 cm lang, mit scharf und breit gezahnten Seitenrändern des Cephalothorax und dreilappiger Stirn, die gemeinste Krabbe der europäischen Meere, nährt sich besonders von Fischrogen, Krebsen, Garneelen und toten Fischen, wird in sehr großer Menge aus dem Venezianischen als Köder für die Sardelle nach Istrien gebracht, auch in Öl gebacken (Molecche) gegessen und kommt auf den Londoner Markt. Der große Taschenkrebs (Cancer pagurus L., s. Tafel "Krebstiere"), über 30 cm breit, an der Stirn und den vordern Seitenrändern scharf gezahnt, rotbraun mit schwarzen Scheren, besonders häufig in der Nordsee auf felsigem Grund, ist wegen seines Wohlgeschmacks sehr geschätzt. Die Seespinnen bewegen sich sehr langsam und sind oft mit Algen und Schwämmen etc., die sich auf ihnen angesiedelt haben, so dicht bedeckt, daß das Tier kaum zu erkennen ist. Der Inachus reißt sogar Hydroidpolypen von andrer Grundlage ab und verpflanzt sie auf seinen Rücken. Gelegentlich dient ihm diese Bedeckung auch zur Nahrung. Die große Meerspinne (Maja squinado Rond.), 11 cm lang, mit sehr breitem, dornigem und warzigem Cephalothorax, dicht zottig behaart, rötlich, ist in den mittelmeerischen Küstenstädten beliebtes Volksnahrungsmittel, galt bei den Alten als sehr klug und als Musikliebhaberin, findet sich auch auf zahlreichen Münzen.

Krabben (Knollen, Bossen), in der Gotik die Blätter oder Blumen, welche auf schrägen Flachen, besonders auf Giebeln u. Wimpergen, sowie auf Ecken in Stein ausgemeißelt sind (s. Abb.).

^[Abb.: Krabbe.]

Krabbeninsel, s. Vieques.

Krabbentaucher, s. Lumme.

Krach, üblicher Ausdruck für den Ausbruch einer Börsen- oder Handelskrisis (s. d.).

Krachporzellan, ein graues chines. Porzellan mit zahllosen feinen Rissen, die bis in die Masse hineindringen. Das K. ist undurchsichtig, klingt nicht, zerbricht sehr leicht, hält aber gut im Feuer. Das Rissige gibt dem Fabrikat seinen Wert und Ruf. Die Darstellung ist nicht bekannt.

Kraffohlkanal, schiffbare Verbindung zwischen Nogat und Elbing bei Zeier, 6 km lang.

Krafft, 1) Peter, Maler, geb. 15. Sept. 1780 zu Hanau, bildete sich auf der Malerakademie daselbst, sodann zu Paris und Rom und ließ sich hierauf in Wien nieder. Vier große Darstellungen: der Abschied und die Rückkehr des Landwehrmanns (im Belvedere zu Wien), die Schlachten von Aspern und Leipzig (im Invalidenhaus), machten ihn zuerst bekannt. Von seinen spätern Bildern sind zu erwähnen: eine Episode aus der Schlacht bei Aspern; Zrinys Heldentod in Szigeth (Nationalmuseum zu Pest); der erblindete Ossian, von Malvina geführt (bei Fürst Liechtenstein); Belisar als blinder Bettler; Dorothea am Brunnen, nach Goethe; die heil. Cäcilia, die Orgel spielend, ein Altarblatt; Rudolfs von Habsburg Begegnung mit dem Priester; Manfred und der Gemsenjäger, nach Lord Byron. 1833 malte er drei enkaustische Bilder in der kaiserlichen Hofburg: die Rückkehr des Kaisers 27. Nov. 1809, die vom 16. Juni 1814 und die erste Ausfahrt des Kaisers 9. April 1826 nach der Genesung von einer schweren Krankheit. Auch malte er zahlreiche Porträte. Seine Zeichnung ist korrekt, die Färbung kräftig, die Komposition gelungen. Er starb 28. Okt. 1856 in Wien.

2) Wilhelm, protest. Theolog, geb. 8. Sept. 1821 zu Köln a. Rh., studierte 1839-41 in Bonn und Berlin, unternahm 1844 eine wissenschaftliche Reise in den Orient, habilitierte sich 1846 zu Bonn, wurde daselbst 1850 außerordentlicher, 1859 ordentlicher Professor, 1881 Mitglied des Konsistoriums für die Rheinprovinz. Von seinen Schriften sind zu nennen: "Die Topographie Jerusalems" (Bonn 1846); "Die Kirchengeschichte der germanischen Völker" (Berl. 1854, Bd. 1, unvollendet); "Briefe und Dokumente aus der Zeit der Reformation" (Elberf. 1876, gemeinsam mit seinem Bruder Karl K.); "Die deutsche Bibel vor Luther" (Bonn 1883).

3) Guido, landwirtschaftlicher Schriftsteller, geb. 15. Dez. 1844 zu Wien, praktizierte als Landwirt auf mehreren Gütern Österreichs, studierte dann in Wien und Ungarisch-Altenburg, wurde 1866 Assistent, 1869 Professor in Altenburg und habilitierte sich nach Übergabe dieser Anstalt an die ungarische Regierung am Polytechnikum in Wien, wo er 1880 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde. Er schrieb: "Ein Großgrundbesitz der Gegenwart", die Besitzungen des Fürstenhauses Schwarzenberg (Wien 1872), "Lehrbuch der Landwirtschaft" (Berl. 1875-1877, 4 Bde.; 4. Aufl. 1884-85) und gab mit andere