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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kran

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Kran (hydraulische, Schwing-, Laufkräne etc.).

wärts geschoben werden, damit es nicht die Stabilität der unbelasteten Maschine gefährde. Bei dem mit Dampfkraft betriebenen Eisenbahnkran bildet ein (meist stehender) Dampfkessel das Gegengewicht, und die Dampfmaschine wird zugleich zur Fortbewegung der ganzen Maschine benutzt.

Statt des Dampfes kann zum Betrieb des Krans auch Wasserdruck benutzt werden. Bei dem ersten hydraulischen K., welchen Armstrong 1846 am Kai von Newcastle errichtete, wurde das Wasser der städtischen Wasserleitung benutzt, welches einen Druck von 60 m Wassersäule besitzt. Dieser K. hat folgende Einrichtung: Das Druckwasser wird mittels einer Schiebersteuerung in einen stehenden Cylinder geleitet, in welchem es von oben auf einen Kolben wirkt und denselben niederdrückt. Die Kolbenstange überträgt den Wasserdruck auf die Kette, und diese hebt die Last. Die Drehung des Krans erfolgt durch einen zweiten, liegenden Wassercylinder, dessen Kolbenstange, in eine Zahnstange ausgehend, an ein Zahnrad am übrigen Krangerüst drückt und es nach einer oder der andern Richtung dreht, je nachdem der Wasserdruck vor oder hinter den Kolben geleitet wild. Heute baut man die hydraulischen Kräne meist direktwirkend, d. h. man läßt die Säule, statt in den Boden, in einen in den Boden fundierten Preßcylinder ein, und indem man Wasser von ca. 12-20 Atmosphären Spannung in den Cylinder leitet, hebt sich die Säule, auf deren Grundfläche dieser Druck nach aufwärts wirkt, samt ihrem Ausleger etc. und der angehängten Last. Das Niedersinken geschieht bei geöffnetem Auslaßrohr durch das eigne Gewicht, und so hat man keinen Mechanismus am K. als einen Muschelschieber oder ein Ventilpaar für die Wasserwege. Hat beispielsweise der Kolben solch eines Krans einen Durchmesser von 34 cm, d. h. eine Querschnittsfläche von 908 qcm, so wirkt auf ihn Wasser von 10 Atmosphären mit 10.908 = 9080 kg nach aufwärts, weil der Druck einer Atmosphäre 1 kg pro 1 qcm beträgt. Ist ferner das Eigengewicht der Konstruktion selbst 2000 kg, so erübrigt eine 7000 kg betragende Hubkraft. Der Wasserdruck kann für mehrere Kräne durch eine kleine, dauernd gehende Pumpe geliefert und deren Arbeit in einem Windkessel oder unter einem mit Gewichten beschwerten Kolben (sogen. Akkumulator, s. d.) aufgespart werden, so daß der jedesmalige Hub auch rasch geschieht. Letzterer Art sind unter andern die Kräne der Bessemerhütten.

Während die bisher beschriebenen Kräne hauptsächlich zum Heben von Lasten bestimmt waren, dienen die in England gebräuchlichen Schwingkräne (Gehängekräne, engl. Droops) ausschließlich zum Senken von Lasten, speziell zum Beladen von Kohlenschiffen von hoch gelegenen Rampen aus. Die Einrichtung dieser Kräne ist aus Fig. 4 zu ersehen. Zwei sehr starke, große gußeiserne, parallel zu einem Ganzen vereinigte Balanciers a, die sich um eine gemeinsame Achse b drehen, sind an dem einen Ende c mit der wagschalähnlichen Plattform d, am andern Ende mit dem Gegengewicht q belastet. Die beladenen Wagen W fahren von dem unbeweglichen Gerüst g auf die gehobene und festgestellte Plattform und werden von dieser aus entleert. Auf der Balancierwelle sind zwei starke gußeiserne verzahnte Kreisbogen h befestigt, deren Zähne in zwei Zahnräder i fassen, welche mit der Bremsscheibe k auf derselben Welle sitzen. Die Bandbremse l wird vom Gerüst g aus durch den Hebel p und die Druckstange m in Thätigkeit gesetzt. Die Wagen sinken durch ihr eignes Gewicht unter der Einwirkung der Bremse sanft nieder und werden nach der Entleerung durch das Gegengewicht q gehoben.

Zu den Kränen rechnet man gewöhnlich auch die Winden auf fahrbaren Hochgerüsten (die sogen. Laufkräne), welche zum Heben und Senken und gleichzeitig zum Horizontaltransport von Lasten bestimmt sind, obwohl ihnen das charakteristische Merkmal des Krans, der Ausleger, völlig fehlt. Diese Laufkräne bestehen meist aus zwei Brückenträgern, welche oben die fahrbare Winde tragen, deren Kette zwischen ihnen niederhängt. Die Brückenträger selbst ruhen auf Rädern, welche auf Schienen über Mauerpfeiler mittels eines Räderantriebs und gleichfalls durch eine Handkurbel verschoben werden können. Damit das Fortschreiten über den beiderseitigen Mauerpfeilern ganz gleichmäßig geschieht, sind die die große Brücke tragenden Räder durch eine Welle gekuppelt, welche von der einen zur andern Seite läuft. Laufkräne, im Freien stehend, erhalten meist das Windewerk unten. Hier sind die obern Brückenträger meist mittels zweier Tragwände direkt auf Bodenschienen gestellt und benötigen so den geringsten Materialaufwand. Laufkräne, welche für Innenräume von Gebäuden bestimmt sind, werden häufig mittels Seiltransmissionen durch eine feststehende Dampfmaschine in Thätigkeit gesetzt. Als Schiebekräne oder Scherenkräne bezeichnet man diejenigen Maschinen zur Bewegung von Lasten, welche bisher unter dem Namen der Zweifüße oder Mastenmaschinen bekannt waren. Sie bestehen hauptsächlich aus zwei geneigten hölzernen oder eisernen (röhrenförmigen) Bäumen und werden durch nach verschiedenen Seiten hingehende Ketten oder Seile, die man vermittelst Anker im Erdboden befestigt, gehalten. Sie dienen hauptsächlich zur Ausrüstung der Segelschiffe, zum Aufstellen der Masten etc., eignen sich aber nur zum Heben und Senken der Last in vertikaler, nicht zum Transport derselben in horizontaler Richtung. Erst in neuester Zeit hat man angefangen, durch geeignete Bewegung der Fußstützen der Bäume diesen Maschinen größere Verwendbarkeiten geben, und muß sie nun den Kränen anreihen. Über den Wasserkran s. d. Vgl. Weisbach, Ingenieur- und Maschinenmechanik, Teil 3, Abt. 2 (2. Aufl. von Herrmann, Braunschw. 1880); Rühlmann, Allgemeine Maschinenlehre, Bd. 4 (das. 1875); Ernst, Die Hebezeuge (Berl. 1883); Uhland, Die Hebeapparate, deren Konstruktion, Anlage und Betrieb (Jena 1882).

^[Abb.: Fig. 4. Schwingkran.]