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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Laprade; Lapsi; Lapsus; Lapurdum; Laquea; Lar; Lara

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Laprade - Lara.

Wörterbücher Stockfleth ("Norsk-lappisk Ordbog", das. 1850) und Friis ("Lexicon lapponicum", das. 1885-87, mit Formenlehre; letztere auch besonders erschienen). Proben lappischer Volkspoesie gab neuerdings Donner unter dem Titel: "Lieder der Lappen" (Helsingf. 1876) heraus (vgl. auch Dulk und Hartung, Fahrten durch Norwegen, Stuttg. 1877). Die Lappen gerben Häute, verfertigen Zwirn aus den Sehnen der Renntiere, weben Decken, stricken Handschuhe, verfertigen hölzerne Gerätschaften, Kähne, Schlitten und die nötigen Kleidungsstücke. Die Tracht der beiden Geschlechter ist wenig verschieden; sie besteht in einem Pelz, Beinkleidern, Schuhen und ist je nach der Jahreszeit von Renntierfell, Filz oder grobem Tuch. Die russischen Lappen dagegen tragen eine mit Ohrlappen versehene Kopfbedeckung. Nach ihrer Lebensweise teilt man die Lappen in Renntier- oder Berglappen und Fischer- oder Küstenlappen, welch letztere die größere Zahl ausmachen und im ganzen viel höher stehen als die erstern. Die Berglappen führen ein Nomadenleben, indem sie mit ihren Renntierherden umherziehen. Diese sind der einzige Reichtum des Lappen; von ihnen entnimmt er alles, was er zu seiner Nahrung und Kleidung bedarf. Doch ist zum Unterhalt einer Familie eine nicht geringe Zahl dieser Tiere erforderlich; wer nicht mehr als 100 Renntiere besitzt, ist gezwungen, sich mit seiner Herde an einen größern Besitzer anzuschließen, und tritt dadurch zu diesem in das Verhältnis der Dienstpflichtigkeit. Zur Selbständigkeit und Wohlhabenheit gehört eine Renntierherde von 300 bis 500 Stück. Da aber das Gebiet, welches den Lappen früher zu ungehindertem Durchziehen offen stand, durch das Vordringen der ackerbautreibenden Bevölkerung nach N. bedeutend geschmälert ward und noch wird, so sahen sich viele der ärmern Lappen genötigt, das nomadische Leben aufzugeben und mit Annahme fester Wohnsitze einen andern Nahrungszweig zu suchen. Als solcher bot sich bei der niedrigen Kulturstufe des Volkes zunächst nur die Fischerei in den Seen und Flüssen und an den Meeresküsten sowie als Nebengewerbe die Jagd dar, welch letzterer auch die Renntierlappen obliegen. Mit Beginn der warmen Jahreszeit ziehen die letztern nach den Hochplateaus, von wo sie im Herbst mit ihren beladenen Renntieren in das niedrige waldreiche Land zurückkehren. An einem zum Winteraufenthalt geeigneten Ort wird die Hütte (Gamme) errichtet. Diese ist von festerer Bauart als das leichte Sommerzelt, außen mit Rasen bedeckt, innen mit Renntierfellen bekleidet und wird oft ganz eingeschneit. Die wenigen von Lappen bewohnten Dörfer bestehen aus Erd- und Holzhütten, die zerstreut um die hölzerne Kirche herumliegen. Die Gesamtheit der Lappen mag gegenwärtig kaum 25,000 übersteigen. S. die "Völker- und Sprachenkarte von Europa". Vgl. Helms, L. und die Lappländer (Leipz. 1868); Aubel, Reise nach L. (das. 1874); Friis, Lappisk Mythologi, Eventyr og Folkesagn (Christ. 1871); Derselbe, En Sommer i Finmarken (das. 1871); Nemiromitch-Dantschenko, L. und die Lappländer (Petersb. 1876); Ecker, L. und die Lappländer (Freiburg 1878); Poestion, Lappländische Märchen, Volkssagen etc. (Wien 1885); Friis, Laila. Schilderungen aus L. (deutsch, Leipz. 1886). Über die Bekehrungsgeschichte der Lappen vgl. H. Hammond, Den nordiske Missions Historie (Kopenh. 1787); J. Wahl ^[John Vahl], Lapperne og den lapske Mission (das. 1865); D. Thrap, Thomas v. Westen (Christ. 1882). Eine ethnographische Karte des norwegischen L. lieferte Friis.

Laprade (spr. -prād'), Victor de, franz. Dichter, geb. 13. Jan. 1812 zu Montbrison, studierte in Lyon Jurisprudenz und ergriff die Advokatenlaufbahn. Als Dichter machte er sich zuerst durch das im Lamartineschen Stil gehaltene Poem "Les parfums de Madeleine" (1839) bekannt, dem er die Dichtungen: "La colère de Jésus" (1840), "Psyché" (1841, 3. Aufl. 1860), "Odes et poëmes" (1844), "Poëmes évangéliques" (1853), "Les symphonies" (1855) und "Idylles héroïques" (1858) nachfolgen ließ. 1858 zum Mitglied der französischen Akademie ernannt, hat er seitdem noch andre, auch prosaische Werke veröffentlicht: "Questions d'art et de morale" (1861); "Les arbres du Luxembourg" (1865); "Le sentiment de la nature avant le christianisme" (1866) und "Prolégomènes" (1883) und die entsprechende Schrift "Le sentiment de la nature chez les modernes" (1867); "L'éducation homicide" (1867) und "L'éducation liberale" (1873); die vorzügliche Dichtung "Pernette" (1868) und die Tragödie "Harmodius" (1870); "Contre la musique" (1880); "Essais de critique idéaliste" (1882); "Le livre d'un père" (1876) u. a. L. gilt unter seinen Landsleuten als der echteste Nachfolger Lamartines; die genannten Dichtungen zeichnen sich ebensosehr durch einen mystischen Anhauch und hohe Idealität aus, wie sie durch Monotonie ermüden. Doch weiß er auch den satirischen Ton anzuschlagen, so namentlich in den "Poëmes civiques" (1873) und in der Gedichtsammlung "Tribuns et courtisans" (1875). Eine Sammlung seiner "Œuvres poétiques" erschien 1878-81 in 6 Bänden. Der Nationalversammlung von Versailles hat L. eine Zeitlang (1871-73) als Mitglied des rechten Zentrums angehört. Er starb 13. Dez. 1883 in Lyon. Vgl. Heinrich, Notice sur Victor de L. (1885); Biré, Victor de L. (1886); Condamin, La vie et les œuvres de V. de L. (1886).

Lapsi (lat., "Gefallene"), in den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirche Bezeichnung derjenigen, welche unter den Verfolgungen der heidnischen Staatsgewalt vom christlichen Glauben abfielen. Man unterschied solche, die den heidnischen Göttern wirklich geopfert und Weihrauch angezündet (sacrificati oder thurificati), solche, die einen obrigkeitlichen Schein (libellus) über angeblich dargebrachte Opfer erkauft hatten (libellatici), wozu später zur Zeit der Diokletianischen Verfolgung noch solche kamen, welche die heiligen Bücher und Gefäße ausgeliefert hatten (traditores). Die Frage nach der Möglichkeit ihrer Wiederaufnahme etc. gab früh Anlaß zu Streitigkeiten, namentlich zwischen den römischen und afrikanischen Bischöfen, und damit zur Bildung von Sekten (vgl. z. B. Novatianer).

Lapsus (lat.), Fall, Fehler; l. bonorum, Verfall des Vermögens; l. calami, Schreibfehler; l. memoriae, Gedächtnisfehler.

Lapurdum, antike Stadt, jetzt Bayonne (s. d.).

Laquea, orangefarbener Karneol aus Asien, welcher zu Perlen, Kugeln etc. geschliffen wird.

Lar, Affe, s. Gibbon.

Lar, Hauptstadt der pers. Landschaft Laristan, Provinz Kirman, liegt in einer palmenreichen Ebene, südöstlich von Schiraz, mit 12,000 Einw. und starkem Handel mit dem Tabak der Umgegend.

Lara (Larunda), altlatinische Erd- und Todesgöttin, als Mutter der Laren (s. d.) verehrt, auch Göttin des Schweigens, deren Dienst der Sabinerkönig Titus Tatius in Rom eingeführt haben soll. Spätere Ausschmückung machte sie zu einer Quellnymphe, die der Juno die Vertraulichkeiten des Ju-^[folgende Seite]