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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Linderhof; Lindesnäs; Lindewiese; Lindl.; Lindlar; Lindley

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Linderhof - Lindley.

gen, geb. 4. Sept. 1809 zu Mainz, besuchte in München die Kunstakademie unter Cornelius und die Universität und widmete sich der Kunst bis 1846, wo er sich der Erforschung der vaterländischen Altertümer zuwandte. Durch seine Schrift "Das germanische Totenlager von Selzen" (Mainz 1848) gewannen die schwankenden Anschauungen über die altgermanischen Grabaltertümer eine sichere Grundlage. Als 1851 der Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine die Gründung des römisch-germanischen Zentralmuseums zu Mainz beschloß, wurde L. mit der Leitung desselben beauftragt, und seiner aufopfernden Thätigkeit gelang es, dasselbe zu solcher Bedeutung zu erheben, daß dem Museum später eine Beisteuer von seiten des Deutschen Reichs bewilligt wurde. Die Sammlungen der Anstalt bilden ein wichtiges Vergleichungsmaterial für das Studium der vorzeitlichen Denkmäler Deutschlands von den frühsten Zeiten bis auf Karl d. Gr. Als Ergebnisse seiner umfassenden Studien veröffentlichte L.: "Die vaterländischen Altertümer der fürstlich Hohenzollernschen Sammlungen" (Mainz 1860); "Die Altertümer unsrer heidnischen Vorzeit" (das. 1858-1886, Bd. 1-4); "Handbuch der deutschen Altertumskunde" (Braunschw. 1880 ff.); "Tracht und Bewaffnung des römischen Heers während der Kaiserzeit" (das. 1882). L. ist Mitredakteur des "Archivs für Anthropologie".

3) Wilhelm, Maler, Sohn von L. 1), geb. 20. Juni 1829 zu München, erhielt seinen ersten Kunstunterricht von seinem Oheim Ludwig L. in Mainz, kam 1844 auf die Münchener Akademie und übte sich nebenbei in Xylographie und Lithographie. Nach des Vaters Tod studierte er erst am Städelschen Institut in Frankfurt, dann an der Akademie in Antwerpen, wandte sich aber bald nach Paris und malte dort unter anderm: die Gräfin von Rudolstadt und Alba sowie eine Ernte (beide in der Kunsthalle zu Hamburg). Im J. 1853 nach Deutschland zurückgekehrt, lebte er einige Jahre in Frankfurt, wo sein im Germanischen Museum zu Nürnberg befindlicher Karton: Gefangennahme Franz' I. in der Schlacht bei Pavia, eine Episode aus der Geschichte des Lützowschen Freikorps, 1861 der Tod Franz von Sickingens und 1862 die Reformatorenversammlung in Marburg entstanden. 1863 siedelte L. nach München über und zeichnete für Bruckmann die deutsche Ruhmeshalle; sodann entstanden: der Fischer und die Nixe (in der Schackschen Galerie zu München), die Jahreszeitenfriese im Cramer-Klettschen Haus zu Nürnberg, Luther, als Kurrendschüler im Haus der Frau Cotta um Brot singend (gestochen von Schultheiß). Im J. 1868 malte L. die Stiftung des Jesuitenordens, 1869 den jungen Luther bei Andreas Proles, die Klosterfreuden und Ulrich von Hutten im Kampf mit französischen Adligen (Museum zu Leipzig). Ferner malte er den Tod Wilhelms von Oranien (für die Gesellschaft für historische Kunst), Fallstaff ^[richtig: Falstaff] und die lustigen Weiber von Windsor, Knox und die schottischen Bilderstürmer, Anna Boleyn, Venus an der Leiche des Adonis, Narziß, Luther und Kardinal Cajetan in Augsburg, Walter Raleigh im Tower. 1875 ward er zum Professor an der Münchener Akademie ernannt, dekorierte 1883 und 1884 den Saal des Rathauses zu Kaufbeuren mit geschichtlichen und allegorischen Wandgemälden und vollendete 1886 ein großes, figurenreiches Historienbild, den Einzug Alarichs in Rom. L. zeichnet sich als Kolorist besonders durch eine glückliche Behandlung des Halbdunkels aus. Doch leidet der Gesamteindruck seiner Bilder unter einer zu starken Betonung bräunlicher Töne. In seinen letzten Gemälden ist er zu einer reichern Farbenentfaltung gelangt.

Linderhof, eins der Prachtschlösser und Lieblingsaufenthalt König Ludwigs II. von Bayern, im Graswangthal im bayrischen Regierungsbezirk Oberbayern gelegen, ist im Rokokostil erbaut und von reizenden Gartenanlagen umgeben. Das Innere ist in wahrhaft verschwenderischer Pracht ausgestattet und birgt eine reiche Menge von Statuen und Statuetten, Säulen, Schalen, Vasen, Meublements von Rosen- und anderm kostbaren Holz etc. Dabei ein feenhaft eingerichteter Kiosk, eine Nachbildung der Blauen Grotte auf Capri, das kleine Schlößchen Marokko, ganz im marokkanischen Stil, und die Hundingshütte, ein um eine gewaltige Esche aus unbehauenen Baumstämmen und Baumrinde hergestellter Bau, im Innern mit altgermanischen Waffen, Trinkhörnern etc. geziert.

Lindesnäs, das südlichste Vorgebirge Norwegens, unter 57° 58' nördl. Br. und 7° 3' östl. L. v. Gr., mit einem Leuchtturm (46 m hoch).

Lindewiese, s. Gräfenberg 2).

Lindl. (auch Ldl.), bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für J. ^[John] Lindley (s. d.).

Lindlar, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Köln, Kreis Wipperfürth, 218 m ü. M., hat eine kath. Pfarrkirche, ein Amtsgericht, ein Puddlingswerk, einen Raffinierstahlhammer, Pulverfabriken, Bergbau auf Eisen und Blei und (1885) 6136 Einw.

Lindley (spr. -li), John, Botaniker, geb. 5. Febr. 1799 zu Catton bei Norwich, widmete sich der Gärtnerei, erhielt durch W. J. ^[William Jackson] Hooker 1818 eine Stellung an der Bibliothek von J. ^[Joseph] Banks, ward 1829 Professor der Botanik an der Universität zu London, fungierte auch bis 1858 als Sekretär der Gartenbaugesellschaft daselbst, trat 1860 aus Gesundheitsrücksichten in den Ruhestand und starb 1. Nov. 1865. L. stellte ein neues natürliches Pflanzensystem auf, welches sich an die Systeme von Jussieu und De Candolle anschließt, aber in mehreren Punkten die natürliche Verwandtschaft der Pflanzen richtiger getroffen hat. Auf dies System beziehen sich folgende Schriften: "An introduction to the natural system of botany" (Lond. 1830); "Nixus plantarum" (das. 1833; deutsch, Nürnb. 1834) und "A natural system of botany" (Lond. 1836). Außerdem schrieb er: "The genera and species of orchideous plants" (Lond. 1830-40); "Sertum orchidaceum" (das. 1838); "Orchidaceae Lindenianae" (das. 1846); "Folia orchidacea" (das. 1852-59); "Rosarum monographia" (das. 1820); "Digitalium monographia" (das. 1821); "Collectanea botanica" (das. 1821); "A synopsis of the British flora" (das. 1829, 3. Aufl. 1841); "Fossil flora of Great-Britain" (mit W. Hutton, das. 1831-37, 3 Bde.); "An outline of the first principles of botany" (das. 1830; später u. d. T.: "Elements of botany", neue Ausg. 1868; deutsch, Weim. 1831); "An introduction to botany" (Lond. 1832, 4. Aufl. 1848); "A key to structural, physiological and systematical botany" (das. 1839); "Ladies' botany" (das. 1834, 6. Aufl. 1865; deutsch, Bonn 1849); "School botany" (Lond. 1839, neue Ausg. 1854); "The Vegetable kingdom" (das. 1846, 3. Aufl. 1853); "Descriptive botany" (das. 1860) und "The treasury of botany" (mit Th. Moore, das. 1866, 2. Aufl. 1870). Besonders hat sich L. auch mit Gartenbau und mit den Nutzpflanzen wissenschaftlich beschäftigt, worüber folgende Werke Zeugnis geben: "The theory of horticulture" (Lond. 1840; deutsch,