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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Linz; Lion; Lionardo da Vinci; Liond'or,; Lion, Golfe du; Lionne

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Linz - Lionne.

öffentliche Bibliothek (mit 31,000 Bdn.). Unter den zahlreichen Wohlthätigkeitsanstalten sind das neue städtische Krankenhaus und die Landesirrenanstalt hervorzuheben. L. hat drei Männer- und mehrere Frauenklöster. Institute zur Hebung des Gewerbfleißes und des Handels sind: die Handels- und Gewerbekammer, der Gewerbeverein, die Sparkasse (22,9 Mill. Gulden Einlagen), die Bank für Oberösterreich und Salzburg, die Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank etc. Die Einwohner, (1880) mit der Garnison (2799 Mann) und einschließlich der Vororte Lustenau und Waldegg 41,687 an der Zahl, sind sehr gewerbfleißig. Fabriken für Maschinen und Waggons, Schafwollwaren, Leder, Bier, Kaffeesurrogate, Bretter, Zündhölzchen, Schuhwichse sowie die k. k. Tabaksfabrik beschäftigen zahlreiche Arbeitskräfte. Bedeutend ist ferner die Schiffswerfte, auf welcher auch eiserne Dampfer gebaut werden. Der Handel ist sehr ansehnlich; L. ist einer der Stapelplätze des Donauhandels, insbesondere für den Export von Eisenwaren, Salz und Mehl und den Import von Rohprodukten und Kolonialwaren. Die österreichischen Staatsbahnen mit den Linien von Wien über Salzburg und über Braunau nach München, dann nach Passau und über Gaisbach nach Budweis, die Kremsthalbahn, die Donau (die mit Dampfern befahren wird, welche in L. Station über Nacht machen) mit ihren schiffbaren Nebenflüssen (Inn, Traun, Enns, Salzach) und die guten Straßen befördern sehr den Handel. Als strategischer Punkt hat L. seit Auflassung der 32 sogen. Maximilianschen Türme, welche ihrem Zweck als fortifikatorische Werke nicht mehr entsprachen, und von denen nur noch einige, darunter die fünf Türme auf dem Pöstlingberg, erhalten werden, seine Wichtigkeit verloren. Im September jedes Jahrs findet in L. ein sehr belebtes Volksfest, verbunden mit einer landwirtschaftlichen Ausstellung, statt. L. hat eine Gas-, eine neue Wasserleitung und eine Tramway, einen Volksgarten und einen botanischen Garten. Nördlich von L. über Urfahr erhebt sich der Pöstlingberg, 537 m, mit Wallfahrtskirche und umfassender Aussicht. Westlich von L. der Freinberg mit Jesuitenkollegium und bischöflichem Knabenseminar nebst Privatgymnasium. Dabei neue Anlagen des Verschönerungsvereins. Südöstlich von L. Kleinmünchen mit mehreren großen Industrieetablissements (Baumwollspinnerei und -Weberei, Teppichfabrik, Kunstmühle und Teigwarenfabrik) und (1880) 2201 Einw. - L. wird schon zur Zeit der Römer als Lentia genannt. Herzog Leopold VI. von Österreich brachte es von dem reichen Adelsgeschlecht der Grafen von Haunsberg an sich. Friedrich III. befestigte die Stadt. Unter Ferdinand II. ward sie von den Bauern vergeblich belagert, und 24. Aug. 1645 fand daselbst der Friedensschluß zwischen dem Kaiser Ferdinand III. und dem Fürsten Georg Rákóczy von Siebenbürgen statt. Im österreichischen Erbfolgekrieg wurde L. 1741 von den Bayern und Franzosen erobert, 23. Jan. 1742 aber von den Österreichern wieder genommen. Am 17. Mai 1809 kam es hier zu einem Gefecht zwischen den Österreichern unter Kolowrat und den Sachsen und Württembergern unter Bernadotte, in welchem die letztern Sieger blieben. Vgl. Krackowizer, Die Landeshauptstadt L. (Linz 1875); Hiptmair, Geschichte des Bistums L. (das. 1885).

2) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Neuwied, am Rhein und an der Linie Friedrich-Wilhelmshütte-Oberlahnstein der Preußischen Staatsbahn (mit großartigem Viadukt), 48 m ü. M., hat eine evangelische und 3 kath. Kirchen, ein altes Schloß, ein Progymnasium, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, große Basaltbrüche, Gerberei, eine Dampfmühle, Ziegeleien, Fabrikation feuerfester Steine und Dachpfannen, lebhaften Weinhandel und (1885) 3410 meist kath. Einwohner.

Linz (L.-Godin), Amélie, Schriftstellerin, geb. 22. Mai 1824 zu Bamberg als Tochter des Arztes Fr. Speyer, verbrachte, herangewachsen, mehrere Winter in München im Verkehr mit anregenden Kreisen und heiratete 1844 den preußischen Ingenieuroffizier Franz L., mit dem sie abwechselnd in verschiedenen Städten der Rheinprovinz, später in Pommern lebte. 1870 Witwe geworden, zog sie 1874 nach München, wo sie noch jetzt wohnt. Unter dem Namen Godin, dem Geburtsnamen ihrer Mutter, veröffentlichte sie eine Anzahl Jugendschriften, welche, wie die "Märchen, von einer Mutter erdacht" (Stuttg. 1858, 4. Aufl. 1876), "Neue Märchen" (3. Aufl. 1881) u. a., viel Anklang fanden. Von Romanen u. Novellen schrieb sie: "Eine Katastrophe und ihre Folgen" (Bresl. 1862); "Historische Novellen" (Bonn 1863); "Wally" (Berl. 1871, 2 Bde.); "Aus großer Zeit. Schelmenstücklein unsrer Helden, in Reime gebracht" (Glogau 1873); "Frauenliebe und Leben", Erzählungen (Leipz. 1876, 5 Bde.); "Sturm und Frieden", Bilder aus dem Eheleben (Stuttg. 1878); "Gräfin Lenore" (Leipz. 1882); "Mutter und Sohn" (das. 1882); "Schicksale" (das. 1882); "Freudvoll und leidvoll" (das. 1883) u. a.

Lion (franz., spr. -óng, oder engl., spr. leiĕn), Löwe; auch s. v. w. Löwe des Tags, d. h. ungewöhnliche, Aufsehen erregende, gefeierte Persönlichkeit.

Lion, Justus Karl, der bedeutendste lebende Vertreter des Turnwesens, geb. 13. März 1829 zu Göttingen und daselbst auf Gymnasium und Universität gebildet, dann Lehrer an der Realschule in Bremerhaven, wurde 1862 als Direktor des städtischen Schulturnwesens nach Leipzig berufen und ist seit 1874 auch Turninspektor für die sächsischen Seminare. Seine Ansichten über die Reinhaltung der turnerischen Bestrebungen von Nebenzwecken, über die Methodik des Turnens und insbesondere des Schulturnunterrichts bezeichnen im wesentlichen den jetzigen Stand der Entwickelung des Turnwesens. L. trat zuerst an die Öffentlichkeit mit einer energischen Bekämpfung der damals an leitender Stelle in Preußen zur Herrschaft gelangenden schwedischen Gymnastik. Von ihm erschienen, außer einer Reihe von Aufsätzen in turnerischen Zeitschriften und fortlaufenden Berichten über die Litteratur des Turnens seit 1856 (im "Pädagogischen Jahresbericht"): "Leitfaden für den Betrieb der Ordnungs- und Freiübungen" (6. Aufl., Brem. 1879); "Die Turnübungen des gemischten Sprunges" (2. Aufl., Leipz. 1876); "Bemerkungen über den Turnunterricht in Knaben- und in Mädchenschulen" (3. Aufl., das. 1877); "Statistik des Schulturnens in Deutschland" (das. 1873); "Werkzeichnungen von Turngeräten" (3. Aufl., Hof 1883); "Das Stoßfechten" (das. 1883). Auch ist er Mitarbeiter von andern Turnschriften, wie des "Merkbüchleins für Vorturner" von Puritz, gab Spieß' "Kleine Schriften über Turnen", mit ausführlicher Einleitung (Hof 1872), ebenso eine neue Ausgabe von dessen "Turnbuch für Schulen" (Basel 1880 u. 1885) heraus und redigierte 1867-75 die "Deutsche Turnzeitung". Vgl. Wortmann, Dr. J. C. L. (Leipz. 1887).

Lion, Golfe du, s. Löwengolf.

Lionardo da Vinci, Maler, s. Leonardo.

Liond'or, Liond'argent, s. Löwenthaler.

Lionne (spr. lionn), Hugues de L., Marquis de Berny, franz. Staatsmann, geb. 1611 zu Grenoble