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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lipnik; Lípno; Lipogrammatisch; Lipōma; Lipomatōsis; Lipona; Lipoptĕna; Lípowez; Lippa; Lippe

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Lipnik - Lippe.

Lipnik, Marktflecken in Galizien, Bezirkshauptmannschaft Biala, von dieser Stadt nur 1 km östlich gelegen, mit Ziegelbrennerei, bedeutender Spiritus- und Likörfabrikation, Tuchweberei und (1880) 5747 Einwohnern.

Lípno, Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Plozk, am Mnin, einem Nebenfluß der Weichsel, mit Gerberei, Getreidehandel und (1885) 7069 Einw.; wurde 1379 gegründet.

Lipogrammatisch, s. Leipogrammatisch.

Lipōma (griech., Lipom), s. v. w. Fettgeschwulst.

Lipomatōsis, Fettsucht, Verfettung.

Lipona (Anagramm für Napoli), Gräfin von, nannte sich Napoleons jüngste Schwester, Maria Annunciata (s. Bonaparte 7).

Lipoptĕna, s. Lausfliegen.

Lípowez, Kreisstadt im russ. Gouvernement Kiew, am Sob (zum Bug), hat eine griechisch-katholische und eine römisch-kath. Kirche und (1882) 6710 Einw.

Lippa, Markt im ungar. Komitat Temes, an der Maros, als Radna-L. Station der Ungarischen Staatsbahn (Arad-Tövis), einst Festung, mit (1881) 6809 Einw., Wein- und Maisbau, Thonindustrie, einem erdigen Säuerling und Bezirksgericht.

Lippe (nicht L.-Detmold), deutsches Fürstentum, zwischen der Weser und dem Teutoburger Wald gelegen (s. Karte "Braunschweig etc."), im NW., W. und S. von dem preußischen Regierungsbezirk Minden, im NO. von der frühern kurhessischen Grafschaft Schaumburg, im O. von der Provinz Hannover (Fürstentum Kalenberg) und dem Fürstentum Waldeck (Pyrmont) begrenzt, bildet ein wohl abgerundetes Gebiet, abgesehen von drei kleinen Enklaven: Kappel und Lipperode im preußischen Kreis Lippstadt, Grevenhagen im Kreis Höxter. Das Fürstentum ist größtenteils reichbewaldetes Berg- und Hügelland. Die ganze Südwestgrenze wird vom Teutoburger Wald eingefaßt (höchster Punkt die Velmerstot, 468 m; außerdem die Grotenburg bei Detmold, 388 m hoch, mit dem Hermannsdenkmal); an der nordöstlichen Seite des Fürstentums bildet das Wesergebirge die Erhebung; im SO. erreicht der Köterberg 489 m Höhe. Die Keuperformation ist im ganzen Land vorherrschend. Metalle, außer Schwefelkies und Raseneisenstein, sind nicht vorhanden; an einzelnen Stellen findet sich Braunkohle und bituminöser Schiefer. Mineralbäder finden sich zu Meinberg und Salzuflen, an letzterm Ort auch eine Saline. Von Flüssen berührt die Lippe nur die Enklave Lipperode, die Weser nur die nördliche Spitze des Landes. In letztere fließen die Werre, Exter, Kalle, welche im Land entspringen; die Emmer durchströmt den südöstlichen. Teil desselben. Das Klima ist gesund und verhältnismäßig mild (im Mittel 9,4° C.). Das Areal des Fürstentums beträgt 1220,01 qkm (22,16 QM.), die Bevölkerung (1885) 123,212 Einw. Dieselbe gehört zum niedersächsisch-westfälischen Stamm; die Sprache der Landbevölkerung ist die plattdeutsche. Dem religiösen Bekenntnis nach waren am 1. Dez. 1885 Reformierte und Lutheraner 118,279, Katholiken 3865, Juden 1024. Die relative Bevölkerung beträgt für das QKilometer 100 Personen, ist also in anbetracht der waldigen und durchschnittlich mäßig fruchtbaren Bodenbeschaffenheit sehr stark. Hinsichtlich der geistigen Kultur und des Volksunterrichts steht L. auf hoher Stufe. Es existieren 2 Gymnasien (mit Realschulen verbunden, in Detmold und Lemgo), 8 lateinische (Rektor-) Schulen, 113 Elementarschulen mit über 180 Lehrern, 8 katholische und 8 israel. (Religions-) Schulen, außerdem ein Landesseminar, 2 höhere Töchterschulen, eine Taubstummenschule und verschiedene obligatorische Gewerbeschulen.

Das Acker- und Gartenland nimmt (1883) 52,2 Proz., die Wiesen 5, die Weiden 11,4 und die Waldungen 28 Proz. des Areals ein. Das wichtigste Gewerbe im Land ist die Landwirtschaft, gehoben durch einen Landwirtschaftlichen Hauptverein mit verschiedenen Nebenvereinen. Beim Jagdschloß Lopshorn ist das bekannte "Sennergestüt". Die Rindvieh- und Schweinezucht ist nicht ohne Bedeutung. Die wohlgepflegten Forsten (allein die zum Domanium gehörigen Waldungen umfassen 17,966 Hektar) dienen größtenteils zum Hochwaldbetrieb. Ausgeführt werden von Landesprodukten: Holz, Sandsteine, weißer Sand, Garn, Leinwand, Getreide, Schlachtvieh, Wolle, Pferde. Eigentümlich dem lippeschen Land ist das Zieglergewerbe. Alljährlich im Frühling ziehen etwa 12,000 Ziegler zum Ziegeleibetrieb in die deutschen und außerdeutschen Lande bis nach Schweden, Ungarn und Südrußland und kehren mit ihrem Verdienst im Herbst zurück. Industrie existiert nur in geringem Umfang; bei Salzuflen ist die Stärkefabrik von Hoffmann u. Komp. als die größte auf dem Kontinent bemerkenswert. Außerdem gibt es verschiedene Tabaks- und Zigarrenfabriken, Bierbrauereien, Webereien, Öl- und Sägemühlen, Ziegeleien, eine Zuckerfabrik. Lemgo ist bekannt durch seine Meerschaumpfeifenköpfe. Die zum fürstlichen Domanium gehörige Saline zu Salzuflen produziert jährlich etwa 14,000 Doppelzentner. Eine Eisenbahn von Detmold nach Herford verbindet die davon berührten Landesteile mit der Köln-Mindener Eisenbahn. Gemeinnützige Landesinstitute sind: die auf Gegenseitigkeit gegründete Landesbrandkasse (seit 1752), Landeswitwen- und Waisenkasse, Leih- und Sparkasse, das Landeskranken- und Siechenhaus, die Irrenanstalt zu Brake.

Die zu Recht und in anerkannter Wirksamkeit bestehende Verfassung datiert vom 6. Juli 1836, nachdem das in den Stürmen von 1849 eingeführte Wahlgesetz durch Verordnung vom 15. März 1853 wieder aufgehoben worden ist. Durch Gesetz vom 8. Dez. 1867 ist den Landständen eine entscheidende Stimme bei der Gesetzgebung verliehen. Am 3. Juni 1876 ist ein neues Wahlgesetz zu stande gekommen, wonach die nach Steuerstufen in drei Klassen gegliederten Wähler in direkter, geheimer Wahl 21 Abgeordnete wählen; die Legislaturperiode beträgt vier Jahre. Die höchste Landesbehörde ist das Kabinettsministerium, welchem die höhern Verwaltungs- und Justizbehörden untergeordnet sind. Die höhere Landesverwaltungsbehörde ist das Regierungskollegium. Das Land wird in 13 Ämter (s. unten) eingeteilt, welche zugleich je eine Amtsgemeinde bilden. Zur Zeit sind dieselben wieder in vier Verwaltungsämter geteilt, an deren Spitze ein Amtsrat steht. Der aus den Vorstehern der Dorfgemeinden, etwanigen im Bezirk wohnenden Rittergutsbesitzern und Domänenpachtern zusammengesetzte Amtsgemeinderat beschließt unter Vorsitz des Beamten in Verwaltungsangelegenheiten (Polizei- und Armenwesen, Wegebau etc.). Die sieben Städte (Detmold, Lemgo, Horn, Blomberg, Salzuflen, Lage, Barntrup) haben eigne Verwaltung und Polizei. Die Städteordnung vom 17. April 1886 regelt die Verwaltung der Stadtgemeinden und des Fleckens Schwalenberg. Die Stadtverordneten werden in drei Klassen nach dem Betrag der direkten Gemeinde- oder Staatssteuern gewählt. Das Fürstentum bildet einen eignen Landgerichtsbezirk mit dem Land-^[folgende Seite]