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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Livingstonia; Livistona; Livius

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Livingstonia - Livius.

Sambesi. Er verfolgte denselben bis zu seinem Ursprung aus dem See Nyassa, bei dem er 16. Sept. 1859 anlangte, und entdeckte in der Nähe des letztern den Schirwasee; auch besuchte er zweimal den Rowuma eine Strecke weit aufwärts. Seinen eigentlichen Zweck, dem Sklavenhandel entgegenzuarbeiten und besonders die Eingebornen für den Landbau und die Baumwollkultur zu gewinnen, hatte L. aber nicht erreichen können, daher kehrte er 1864 nach England zurück und veröffentlichte hier (zusammen mit seinem Bruder) die "Narrative of an expedition to the Zambesi and its tributaries" (Lond. 1865; deutsch, Jena 1865-66, 2 Bde.). Aber schon im Herbst 1865 schiffte er sich von neuem ein und landete im Januar 1866 in Sansibar. Kurze Zeit darauf wurde das Gerücht verbreitet, er sei erschlagen worden; eine ihm nachgesandte Expedition überzeugte sich indes bald von der Grundlosigkeit des Gerüchts. L. war den Rowuma hinauf nach dem Nyassasee gegangen, umging das Südufer des letztern, überschritt den schon von den Portugiesen entdeckten Tschambesi, einen der fernsten Quellflüsse des Congo, gelangte im April 1867 an das Südende des Tanganjikasees und erreichte im April 1868 den Moerosee, nachdem er zuvor den Lualaba, den Ausfluß des letztgenannten Sees, entdeckt hatte. Im Mai d. J. kam er zum Cazembe, durchreiste dann dessen Gebiet nach S. und entdeckte 18. Juli den Bangweolosee. Von dort sich nach N. wendend, gelangte er nach Udschidschi am Tanganjika, wo er mehrere Monate (bis Juli 1869) verweilte, und erforschte dann das Manyemaland westlich davon, von wo er 23. Okt. 1871 nach Udschidschi zurückkehrte. Dort traf ihn krank und in großer Bedrängnis schon nach wenigen Tagen der von J. G. ^[James Gordon] Bennett (s. d.) in New York zur Auffindung des seit 1869 verschollenen Reisenden ausgesandte Stanley und befreite L. aus der Not (vgl. dessen Bericht: "How I found L.", Lond. 1872). Eine von den Engländern ausgesandte Expedition unter Cameron erreichte ihren Zweck nicht, war aber Veranlassung zu der ersten Durchquerung Afrikas von O. nach W. Mit Stanley erforschte L. nun im Dezember 1871 das Nordende des Tanganjika und begleitete jenen bis Unyanjembe, wo L. sechs Monate (bis Ende August 1872) auf neue Mittel warten mußte. L. ging am Ostufer des Tanganjika hinab, dann um dessen Südende in das Land des Cazembe und umwanderte die östliche Hälfte des Bangweolo, stets nach den Nilquellen suchend, deren Existenz er dort vermutete. Am 1. Mai 1873 erlag er der Dysenterie in Ilala am Südufer des Bangweolo. Seine Leiche wurde von seinen treuen Dienern unter großen Gefahren und Mühseligkeiten bis an die Ostküste getragen und von hier aus nach England eingeschifft, wo sie 18. April 1874 in der Westminsterabtei zu London beigesetzt wurde. Die gleichfalls geretteten Tagebücher und Karten von seinen letzten achtjährigen Reisen wurden von H. Waller unter dem Titel: "The last Journals of David L. in Central Africa from 1865 to his death" (Lond. 1874; deutsch, Hamb. 1875) herausgegeben. Vgl. außerdem Roberts, Life and explorations of D. L. (Lond. 1874); Blaikie ^[richtig: Baikie], Dr. L., memoir of his personal life (das. 1881; deutsch von Denk, Gütersl. 1881); Plieninger, David L. (Stuttg. 1885). - Sein Bruder Charles (s. oben), zuletzt engl. Konsul in Fernando Po, starb 29. Nov. 1873 auf einer Seereise.

Livingstonia, durch englische Missionäre 1875 gegründete Station am Südufer des Nyassa, an der Spitze einer in den See vorspringenden Halbinsel, wurde wegen ihrer durch das beständige Sinken des Wasserspiegels immer ungesünder werdenden Lage 1883 nach Bandawe am Westufer verlegt.

Livistona R. Br., Gattung aus der Familie der Palmen, Gewächse mit meist baumartigem, stets unbewehrtem Stamm, fächerförmigen Blättern, am Grund mit vielen Fasern bekleideten, am Rand meist stachligen Blattstielen, hermaphroditischen, kleinen, weißen, in achselständigen Rispen stehenden Blüten und glänzend blauer, oft ungleichseitiger Steinfrucht. Die Livistonen bewohnen Ostasien und Australien. L. australis Mart. (Corypha australis R. Br., s. Tafel "Blattpflanzen II"), mit fast kreisrunden, handförmig geschlitzten Blättern und lineal schwertförmigen, tief dunkelgrünen Strahlen, wird 30 m hoch, mit einem Stamm von 30 cm Durchmesser, und wächst besonders an der östlichen Küste Australiens. Die jungen Blätter werden gegessen; aus den ältern, aber noch nicht entfalteten fertigt man Hüte. Letzteres geschieht auch mit den Blättern der L. Jenkinsiana Griff., welche kaum wild vorkommt, aber an jedem Haus der wohlhabenden Eingebornen von Assam sich angepflanzt findet. Das Holz und die Blätter von L. rotundifolia Mart. (Saribus rotundifolius Blume), auf Java und Celebes, dienen zu verschiedenen häuslichen Zwecken; sonst aber werden die Livistonen nur ihrer Schönheit halber kultiviert. Dies gilt besonders auch von L. chinensis Mart. (Latania chinensis Jacq., L. borbonica Lam.), welche erst im höhern Alter einen Stamm bildet und große, lebhaft grüne, fast halbkreisrunde Blätter mit tief zweispaltigen, nach der Spitze hin elegant zurückgebogenen Einschnitten trägt. Diese Art und L. australis werden von allen Palmen am häufigsten in unsern Gewächshäusern kultiviert; sie halten sich auch im Zimmer sehr gut, und besonders die letztere ist fast unverwüstlich.

Livius, berühmtes plebejisches Geschlecht in Rom, von welchem ein Zweig den Beinamen Drusus (s. d.) führte. Unter den ältern Angehörigen des Geschlechts ist der bekannteste Marcus L., welcher, weil er als Zensor den Salzpreis erhöhte, den Beinamen Salinator erhielt. Er war 219 v. Chr. mit Lucius Ämilius Paullus Konsul, schlug mit diesem zusammen die Illyrier, wurde aber wegen Verkürzung des Heers bei Verteilung der Beute angeklagt und verurteilt, worauf er sich für mehrere Jahre aufs Land zurückzog. 207 abermals Konsul, schlug er mit seinem Kollegen Gajus Claudius Nero im cisalpinischen Gallien den Hasdrubal am Metaurus; 204 bekleidete er mit demselben Nero das Zensoramt und versetzte, um den früher erlittenen Schimpf zu rächen, alle Tribus der römischen Bürger mit Ausnahme der einzigen, die nicht für seine Verurteilung gestimmt hatte, in die Strafklasse der Ärarier.

Livius, Titus, berühmter röm. Geschichtschreiber, geb. 59 v. Chr. zu Patavium (jetzt Padua), kam bald nach Rom und gewann daselbst die Freundschaft der angesehensten Männer, auch des Augustus, in dessen Gunst er sich fortwährend zu erhalten wußte. Er verbrachte den größten Teil seines Lebens, nur seinen Studien und seiner schriftstellerischen Thätigkeit sich widmend, in Rom und starb in Patavium 17 n. Chr. Es werden als von ihm verfaßt auch philosophische Dialoge und ein Brief an seinen Sohn über die Bildung zum Redner erwähnt. Sein Hauptwerk aber ist seine römische Geschichte in 142 Büchern ("Titi Livii ab urbe condita libri"), die von Erbauung der Stadt bis 9 v. Chr. reichten, von denen aber nur 35 Bücher erhalten sind, nämlich die 10 ersten, welche die älteste Zeit bis 293, und die Bücher 21-45, welche