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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Luzérne; Luzérner Alpen; Luzin; Luzk; Luzon

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Luzerne - Luzon.

streiten, die Klöster St. Urban und Rathausen aufhob, ergriffen die Klerikalen das Veto, brachten es aber nicht auf die nötige Stimmenzahl. Ebenso wurde eine Abänderung der Verfassung, welche alle tendenziös klerikalen Bestimmungen daraus entfernte, 13. Febr. 1848 angenommen. Dagegen konnte die neue Bundesverfassung nur dadurch, daß man die nicht Stimmenden als Annehmende zählte, von der Regierung als angenommen erklärt werden. Am 6. Dez. 1856 wurden auf Antrag der liberalen Regierung sämtliche Mitglieder des sonderbündischen Kriegsrats, die 1850 zum Schadenersatz verurteilt worden waren, mit Ausnahme des im Exil lebenden Siegwart-Müller, vom Großen Rat amnestiert. Auf Betreiben der Ultramontanen wurde 1863 durch eine Totalrevision der Verfassung an Stelle der teilweisen Erneuerung der Behörden die Integralerneuerung gesetzt, 1869 durch eine Partialrevision das Veto erleichtert und die Zahl der Großräte vermehrt. Am 7. Mai 1871 erfolgte endlich der von ihnen ersehnte Umschwung, indem die Neuwahlen eine klerikale Mehrheit im Großen Rat ergaben, der dann auch die Regierung zum größten Teil aus Klerikalen bestellte. Als der liberale Stadtrat 1872 den Altkatholiken eine der Stadt gehörige Kirche einräumen wollte, verbot es die Regierung. Wie die von Zug, erkannte sie die von den übrigen Solothurner Diözesanständen gegen den Bischof Lachat gefaßten Beschlüsse nicht an, worauf dieser 1873 in L. seinen Sitz nahm. Die Revision der Bundesverfassung von 1874, die übrigens von L. verworfen wurde, machte auch eine solche der kantonalen Verfassung notwendig; das 28. Febr. 1875 vom Volke genehmigte neue Grundgesetz erlitt indes schon wieder 1882 durch eine 12. Nov. angenommene partielle Revision Modifikationen; insbesondere wurde infolge der Aufhebung des eidgenössischen Verbots die Todesstrafe wieder eingeführt. Vgl. Pfyffer, Geschichte der Stadt und des Kantons L. (Zürich 1850-52, 2 Bde.); Derselbe, Der Kanton L. (St. Gallen 1858-59, 2 Tle.); v. Segesser, Rechtsgeschichte der Stadt und Republik L. (Luz. 1851-60, 4 Bde.); B. v. Meyer, Erlebnisse (Wien 1875, 2 Bde.); v. Liebenau, Das alte L. (Luz. 1882); v. Segesser, Fünfundvierzig Jahre im luzernischen Staatsdienst (Bern 1887).

Luzérne, s. Medicago.

Luzérner Alpen, der zwischen Aare- und Reußthal sich ausbreitende Teil der schweizer. Voralpenzone, der seitlich in die Nachbarkantone Bern und Unterwalden übergreift, aber seiner Hauptmasse nach dem luzernischen Gebiet angehört. Die beträchtlichsten Berge sind: der Hohgant (2199 m), der Brienzer Grat und das Rothorn (2351 m), die Schrattenfluh (2076 m), der Feuerstein (2042 m), die Schafmatt (1980 m), die Bramegg (1026 m) und der Pilatus (s. d.). Ist der Pilatus das auffälligste, großartig aufgebaute Glied dieser Gruppe, so gehört der Napf (1408 m), eine durch Ausdehnung und Fächerstrahlen auffallende Nagelfluhbildung, schon zu den Vorposten der Alpen, in das Hügelland weit vortretend. Der fahrbare Übergang von Escholzmatt (858 m), welchen seit 1875 die Bern-Luzerner Eisenbahn überschreitet, trennt diesen alpinen Vorposten von dem Hauptkörper der L. A., wie diese ihrerseits wieder durch den Brünig (s. d.) von dem Hochgebirge geschieden sind. Das von dem hufeisenförmigen Bogen der L. A. eingeschlossene Thal ist das Entlebuch (s. d.).

Luzin, s. Kleber.

Luzk (poln. Luck), Kreisstadt im russ. Gouvernement Wolhynien, am Stür und Gushiz (Gishiz), hat ein Schloß (aus dem 16. Jahrh.), eine griechisch-katholische und 2 römisch-kath. Kirchen, 2 Nonnenklöster, 2 Synagogen (darunter eine karaitische), ein kath. Seminar und (1884) 13,771 Einw., welche einen nicht unbedeutenden Getreidehandel treiben. L. ist Sitz eines römisch-katholischen Bischofs. Im Kreis befinden sich acht große deutsche Kolonien. L. wird zuerst im 11. Jahrh. als Hauptstadt eines reichsunmittelbaren Fürstentums erwähnt und fiel 1791 an Rußland.

Luzon (spr. ludsōn), die größte und wichtigste Insel des zu Spanien gehörigen Archipels der Philippinen (s. Karte "Hinterindien"), zwischen 12¾ und 19° nördl. Br., 102,695 qkm (1865 QM.) groß mit (1879) 3,359,925 Einw. Die Insel besteht aus einem großen nördlichen kompakten Teil, der sich von N. nach S. erstreckt, und einem viel kleinern, vielfach zerrissenen, dessen Richtung nach SO. geht. Unter den zahlreichen tiefen Küsteneinschnitten sind namentlich der große und schöne Golf von Lingayen und die prachtvolle Bai von Manila nennenswert. L. ist durchaus vulkanischer Natur und die Zahl der Vulkankegel eine außerordentlich große; die meisten freilich sind erloschen, andre im Zustand von Solfataren, mehrere aber haben bis in die neueste Zeit eine furchtbare Thätigkeit gezeigt. Die bemerkenswertesten darunter sind der Taal auf einer Insel im Bombonsee, zwar nur 234 m hoch, aber in unablässiger Thätigkeit, die bisweilen höchst verderblich gewesen ist; dann am Baysee der 2233 m hohe Banahao oder Mahayhay und im südöstlichsten Teil der Vulkan d'Albay (2374 m), dessen zahlreiche Ausbrüche furchtbar gewesen sind, und der Bulusan. Ein submariner Vulkan erhob sich im Juli 1880 zwischen der Ostküste und der Insel Polillo, verschwand aber später wieder. Von Mineralien sind in großer Menge Eisen- und Kupfererze, Schwefel und Kohle gefunden worden. Die Bewässerung ist sehr reichlich; von vielen Flüssen sind zu nennen der Capayan im N. und der Pasig, Abfluß des Baysees. Eins der eigentümlichsten Naturbilder gewährt die Laguna encantada ("verzauberter See"), ein Kratersee in der Nähe von Manila. Das Klima ist heiß und feucht; es herrschen Fieber, die Cholera richtet große Verheerungen an, und Cyklone haben wiederholt Städte und Dörfer in Trümmerhaufen verwandelt. Die Flora ist eine überaus üppige und reiche; reißende, wilde Tiere gibt es gar nicht. Die Bevölkerung besteht aus drei verschiedenen Bestandteilen, welche in drei konzentrischen Zonen die Insel bewohnen. Die Urbevölkerung, die Negritos, wurde durch zwei malaiische Invasionen von der Küste in die Berge der Binnenlandschaften zurückgedrängt und dort von den Malaien der ersten Invasion (Tingianen, Igorroten, Guinanen, Calinga u. a.) so absorbiert, daß sie nur noch Stammesinseln bildet. Die Malaien der zweiten Invasion (Tagalen, Visaya u. a.) bewohnen die Küstengebiete, wo auch Chinesen, Spanier und Mischlinge ihre Wohnsitze haben. Hauptstadt ist Manila (s. d.), Kriegshafen ist Cavite, 13 km südwestlich davon, mit 15,000 Einw. Vgl. Philippinen.