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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Marezoll; Marfōri; Marforĭo; Margarēta; Margarēte

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Marezoll - Margarete.

locomotion terrestre et aérienne" (1874, 4. Aufl. 1886); "Physiologie expérimentale" (1875-80, 4 Bde.); "La méthode graphique dans les sciences expérimentales" (1878, Supplement 1884); "La circulation du sang à l'état physiologique et dans les maladies" (1881) u. a.

Marezoll, Theodor August Ludwig, Rechtsgelehrter, geb. 13. Juli 1794 zu Göttingen als Sohn des namhaften Kanzelredners Joh. Gottlob M. (gest. 15. Jan. 1828 zu Jena), studierte in Jena und Göttingen die Rechte, habilitierte sich in Göttingen für römisches Recht und ging 1817 als außerordentlicher Professor nach Gießen, wo er bald darauf (1818) zum Ordinarius ernannt wurde. 1826 ward er Rat des Oberappellationsgerichts in Darmstadt und folgte 1837 einem Ruf nach Leipzig. Im Juni 1863 in den Ruhestand versetzt, starb er 25. Febr. 1873. Von seinen Werken ist das "Lehrbuch der Institutionen" (Leipz. 1839; 11. Aufl. von Schirmer, 1881; ital. von Polignani, Neap. 1866) noch jetzt gangbar. Außerdem sind hervorzuheben: "Lehrbuch des Naturrechts" (Gießen 1819); "Über die bürgerliche Ehre" (das. 1824); "Das gemeine deutsche Kriminalrecht" (Leipz. 1841, 3. Aufl. 1856). Mit Linde u. a. begründete er 1827 die "Zeitschrift für Zivilrecht und Prozeß".

Marfōri, Carlos, Günstling der Königin Isabella I. von Spanien, geb. 1818 als Sohn eines italienischen Kochs auf der Insel San Fernando in der Provinz Cadiz, ward Günstling des Generals Narvaez, 1856 Abgeordneter, bald Geliebter der Königin und erhielt einen höhern Posten in der Finanzverwaltung. Er war ein willenloses Werkzeug der Moderados, für die er seinen Einfluß auf die Königin verwendete, und von denen er 1866 zum Statthalter von Madrid ernannt wurde. 1868 begleitete er die Königin, die besonders ihr Verhältnis zu M. in den Augen des Volkes verächtlich gemacht und gestürzt hatte, in die Verbannung, kehrte 1875 allein nach Spanien zurück, wurde jedoch verhaftet und, da auch Isabella ihm ihre Gunst entzogen hatte, 1876 von der Regierung in die Verbannung geschickt.

Marforĭo (ital.), volkstümliche Bezeichnung der kolossalen Marmorstatue eines liegenden Flußgottes, angeblich des Rheins, welche bis zur Zeit Sixtus' V. dem Mamertinischen Gefängnis gegenüber am Forum romanum in Rom stand, dann in den Hof des Kapitolinischen Museums übertragen wurde. Man pflegte an ihm satirische, auf öffentliche Ereignisse bezügliche Gedichte, oft zur Erwiderung der am Pasquino (s. d.) angehefteten, zu befestigen. Den Namen leitet man vom Mars-Forum ab.

Margarēta (Margret; vom lat. margarita, "Perle"), weiblicher Vorname, abgekürzt Grete und Meta. Heilige:

1) M. von Antiochia, die Jungfrau genannt, lebte nach der Legende zur Zeit des Kaisers Diokletian, ward durch ihre Amme zum Christentum bekehrt, deshalb von ihrem Vater verstoßen und später vom römischen Präfekten Olybrius, dessen Liebe sie nicht erwiderte, ins Gefängnis geworfen, wo sie den Teufel, welcher sie zur Nachgiebigkeit gegen Olybrius ermuntern wollte, unter die Füße trat (so von Raffael gemalt). Sie wurde hierauf enthauptet. Ihr Gedächtnistag schwankt zwischen dem 12. u. 20. Juli.

2) M. von Schottland, aus der Familie Eduards des Bekenners, geb. 1046, vermählte sich 1070 mit Malcolm III. von Schottland, war sehr mildthätig, gerecht und fromm, erbaute mehrere Kirchen und starb 16. Nov. 1093. Ihr Tag ist der 10. Juni.

Margarēte, fürstliche Personen: 1) M. von Anjou, Tochter des Königs Renatus von Anjou, Titularkönigs von Neapel und Jerusalem, und der Isabella von Lothringen, geb. 23. März 1429, ward 30. Mai 1445 mit Heinrich VI. von England vermählt. Schön, geistvoll und unternehmend, wußte sie sich bald einen großen Einfluß zu verschaffen. Sie benutzte denselben, um den Regenten, den Herzog von Gloucester, zu stürzen, und regierte sodann mit dem Herzog von Suffolk, hierauf mit ihrem Günstling, dem Herzog von Somerset, wodurch sie das Haus York verletzte und den Krieg zwischen der Weißen und Roten Rose hervorrief. Im Kampf mit der Partei des Hauses York, welches ihr vorwarf, daß der von ihr 1453 geborne Prinz Eduard untergeschoben sei, entwickelte M. eine seltene Geisteskraft und beherrschte auf gleiche Weise die Politik wie das Heer. Richard von York verlor gegen sie bei Wakefield (30. Dez. 1460) Sieg und Leben; desgleichen überwand sie 15. Febr. 1461 den Grafen von Warwick im Treffen bei St. Albans. Ihre Versuche, den von Warwick auf den Thron erhobenen Eduard IV. von York zu verdrängen, liefen aber unglücklich ab. Nach der furchtbaren Niederlage der Lancasterschen Partei bei Towton (28. März 1461) floh sie über Schottland nach Frankreich zu Ludwig XI., der ihr unter der Bedingung der Auslieferung von Calais 2000 Soldaten bewilligte. Mit dieser durch englische Flüchtlinge verstärkten Macht drang sie mit ihrem Sohn Eduard aus Schottland in Northumberland ein, konnte aber nichts ausrichten und mußte 1463 wieder nach dem Festland flüchten. Hier söhnte Ludwig XI. sie 1470 mit ihrem Todfeind Warwick aus. Am Tag der Schlacht bei Barnet (14. April 1471), wo dieser fiel, landete M. in England bei Weymouth, ward aber bei Tewkesbury (4. Mai) mit ihrem Anhang von Eduard VI. völlig geschlagen und fiel in die Hände ihres Gegners. Ihr Sohn war auf der Flucht getötet worden, ihr Gemahl Heinrich VI. wurde 21. Mai im Tower ermordet, sie selbst erst 1474 auf Verwendung Ludwigs XI. aus der Haft befreit. Sie kehrte nach Frankreich zurück u. starb dort 25. Aug. 1482.

2) Königin von Dänemark, Norwegen und Schweden, Tochter des Königs Waldemar IV. von Dänemark, geb. 1353 zu Kopenhagen, vermählte sich 1363 mit Hakon VIII. von Norwegen, ergriff nach dem Tod ihres Vaters (1375) für ihren unmündigen Sohn Oluf die Zügel der Regierung Dänemarks und nach ihres Gemahls Hakon Tod 1380 auch in Norwegen. Sie einigte sich mit der Hansa über den Besitz von Schonen und sicherte durch Abtretung Schleswigs an Holstein ihre Südgrenze. Nach Olufs frühem Tod (3. Aug. 1387) wurde sie von den Reichsständen als regierende Herrscherin von Norwegen und Dänemark anerkannt und ihr Großneffe Erich von Pommern zu ihrem Nachfolger bestimmt. Sie eilte hierauf zur Unterstützung der mit der Herrschaft des deutschen Königs Albrecht von Mecklenburg Unzufriedenen nach Schweden und besiegte Albrecht 24. Febr. 1389 bei Axelwalde, worauf sie auch den schwedischen Thron bestieg und durch das von den drei Reichsräten genehmigte Staatsgrundgesetz, die Kalmarische Union (12. Juli 1397), die Vereinigung der drei Reiche begründete. Die Niederlage, welche Graf Gerhard von Holstein 1404 von den Dithmarschen erlitten hatte, benutzte M., um auch Schleswig wieder enger mit Dänemark zu verbinden. Nach der Eroberung Flensburgs starb sie dort 28. Okt. 1412. Von einnehmendem und imponierendem Äußern, geistreich, beredt, klug, mutig und charakterfest, erwarb sich M. den Beinamen der Semiramis des Nordens. Vgl. Erslev, Dronning M. (Kopenh. 1882).