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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Marinieren; Marinilla; Marinismus; Marīno; Marīnus; Marĭo; Marĭonetten; Marĭotte; Mariottesche Flasche

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Marinieren - Mariottesche Flasche.

Anwendung brachte, welcher aus einer Häufung schwülstiger Ausdrücke, weit hergeholter und unnatürlicher Bilder und Metaphern, frostiger Antithesen und zugespitzter Wortspiele (bei den Italienern concetti) besteht und nach ihm stil marinesco oder Marinismus genannt wird. Außerdem hat das Gedicht wesentliche Fehler in der Anlage und Ausführung, aber unbestreitbare Schönheiten im einzelnen. Von den Zeitgenossen wurde es mit großem Beifall aufgenommen und hat auf den italienischen Geschmack in der Dichtkunst längere Zeit sehr nachteilig eingewirkt, da der neue Stil zahlreiche Nachahmer fand (vgl. Euphuismus und Gongora). Auch kam der "Adone" wegen der darin enthaltenen schlüpfrigen Schilderungen auf den Index der verbotenen Bücher. Marinis übrige Werke bestehen in dem erzählenden Gedicht "La strage degli innocenti" (Rom 1633), einer Anzahl vermischter Gedichte: "La Lira" und "La Zampogna", und Briefen. Eine Auswahl seiner Werke gab Zirardini heraus unter dem Titel: "Opere di G. M." (Neapel 1862).

Marinieren (franz.), besondere Zubereitung des Fleisches, vorzugsweise der Fische, wie Lachse, Neunaugen, Aale, Heringe, zum Behuf der Aufbewahrung, wobei die vorher gesottenen oder gebratenen Fische in eine Essigsauce mit Gewürzen gelegt werden.

Marinilla (spr. -nillja), Stadt im Departement Antioquia der südamerikan. Republik Kolumbien, östlich vom Rio Negro, 2060 m ü. M., Hauptquartier der konservativen Partei, mit (1870) 5518 Einw.

Marinismus, s. Marini.

Marīno (das alte Castrimönium), Stadt in der ital. Provinz Rom, 20 km südöstlich von Rom auf einer Anhöhe des Albanergebirges malerisch gelegen, durch Dampftramway mit der Eisenbahn Rom-Neapel verbunden, hat mehrere Kirchen mit bemerkenswerten Gemälden, einen Palast der Colonna, (1881) 6071 Einw., Weinbau, Seifen-, Leder- und Metallindustrie.

Marīnus, Päpste, s. Martin 2) und 3).

Marĭo, Giuseppe M., Marquis von Candia, Opernsänger (Tenor), geb. 1808 zu Cagliari, trat 1830 als Offizier in die piemontesische Armee ein, verließ aber, nachdem man ihm den erbetenen Abschied verweigert, sein Vaterland und flüchtete nach Paris, wo seine bewunderungswürdige Tenorstimme in den Salons solches Aufsehen machte, daß ihm der Direktor der Großen Oper ein erstes Engagement mit monatlich 1500 Frank anbot. Nach zweijährigen Studien im Konservatorium unter Ponchard und Bordogni trat er 2. Dez. 1838 als Robert der Teufel auf und zwar mit so günstigem Erfolg, daß er schon im folgenden Jahr für die Italienische Oper neben Rubini gewonnen wurde, den er nach dessen Abgang bereits zu ersetzen im stande war. Marios Glanzepoche begann 1842, wo er in Dublin mit Tamburini, der Grisi und Lablache auftrat; in der Folge wirkte er, Reisen nach Rußland (1849) und Amerika (1854) ausgenommen, ununterbrochen an den italienischen Opern in Paris und London mit dem größten Erfolg bis 1869, wo er nach einem letzten Auftreten in Petersburg, durch den Tod seiner Gattin, der Sängerin Giulia Grisi (s. d.), wie auch durch Abnahme seiner Stimme veranlaßt, die Bühne verließ. In sein Vaterland zurückgekehrt, wo er merkwürdigerweise niemals als Sänger aufgetreten ist, fand er in Rom eine Anstellung im Ministerium der schönen Künste. Er starb 11. Dez. 1883 daselbst.

Marĭonetten (franz. Marionnettes, ital. Marionette, Burattini, Fantoccini), künstlich angefertigte bewegliche, mit Gelenken versehene Puppen, durch welche vermittelst mechanischer Vorrichtungen, z. B. Fäden etc., menschliche Bewegungen nachgeahmt werden können. Man führt auf kleinen dazu erbauten Theatern Marionettenspiele auf, wo die Puppen lebendige Personen darstellen und die hinter den Kulissen befindlichen Personen die Worte dazu sprechen. Können die Puppen verwandelt werden, so heißen sie Metamorphosen. Man hatte dergleichen Puppen schon bei den Griechen und Römern, und in China sind Darstellungen mit M. eine Hauptbeschäftigung der Gaukler. In Deutschland bildeten früher die Marionettenspiele eine sehr beliebte Unterhaltung (es sei nur an den "Doktor Faust" erinnert); jetzt sind sie hier zur niedrigsten Volksbelustigung herabgesunken, während sie sich in Italien noch gegenwärtig der Gunst auch der bessern Stände erfreuen. Eine Sammlung alter deutscher Marionettenspiele hat Engel ("Deutsche Puppenkomödien", Oldenb. 1874-79, 2 Bde.) veranstaltet; auch Mahlmann gab ein "Marionettentheater" (Leipz. 1806) heraus. Vgl. Magnin, Histoire des marionnettes (2. Aufl., Par. 1862).

Marĭotte, Edme, Mathematiker und Physiker, geboren um 1620 (?) in Bourgogne, wurde Prior von St.-Martin sous Beaune, 1666 Mitglied der Pariser Akademie der Wissenschaften und starb 12. Mai 1684 in Paris. M. verarbeitete die Ideen seiner Vorgänger Galilei und Torricelli mit so viel Glück, daß er eine Menge von Entdeckungen über das Maß und den Abfluß der Gewässer nach der verschiedenen Höhe der Behälter, über die Leitung des Wassers und über die den Röhren nötige Stärke zum Widerstand gegen den Druck des Wassers sowie über die Gesetze des Gleichgewichts flüssiger Körper machte. Das häufig nach ihm benannte Gesetz, daß die Volumina einer und derselben Menge Luft in umgekehrtem Verhältnis zu dem auf sie wirkenden Druck stehen, welches er 1679 an der Spitze seiner Abhandlung "De la nature de l'air" veröffentlicht hat, ist indessen schon 17 Jahre vorher durch den englischen Physiker Boyle entdeckt worden. Die Mechanik der festen Körper bereicherte M. durch eine vollständigere Entwickelung der von Chr. Wren aufgestellten Lehre vom Stoß. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien Leiden 1717, 2 Bde.

Mariottesche Flasche, eine unten mit einer seitlichen Ausflußmündung versehene, oben mit einem Kork luftdicht verschlossene Flasche, durch welchen eine an beiden Enden offene Glasröhre hineinragt (s. Figur). Fließt etwas Wasser aus der Flasche, so dehnt sich die im obern Teil befindliche Luft aus, und ihr Druck wird geringer, bis der in die Glasröhre hereinwirkende äußere Luftdruck den innern samt dem Druck der vom untern Ende der Röhre bis zum Wasserspiegel stehenden Wassersäule überwinden kann und Luftblasen aus dem untern Röhrenende emporsteigen. Alsdann herrscht im Niveau b des untern Röhrenendes, solange der Wasserspiegel c nicht unter b sinkt, der äußere Luftdruck; und der Ausfluß des Wassers erfolgt nur unter dem Druck der Wassersäule a b, welche von der Ausflußmündung bis zum Niveau des untern Röhrenendes reicht. Man kann daher das Wasser mittels der Mariotteschen Flasche, obgleich der Wasserspiegel sinkt, unter gleichbleibendem Druck

^[Abb.: Mariottesche Flasche.]