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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Maximilian

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Maximilian (Köln, Österreich-Mexiko).

bien, wo er bis zum zweiten Katarakt des Nils vordrang, und traf, von Kairo aus über Palästina zurückkehrend, nach einer Abwesenheit von acht Monaten wieder in München ein. Er beschrieb diese Reise in der "Wanderung nach dem Orient 1838" (Münch. 1839, 2. Aufl. 1840). 1831 verlieh ihm König Ludwig I. das 3. Chevau-legers-Regiment, das gegenwärtig seinen Namen führt, und 1837 wurde er Generalmajor, 1848 Generalleutnant, später General der Kavallerie. Er lebt in München und im Sommer in Possenhofen am Starnberger See. Unter dem Namen Phantasus ließ er mehrere dramatische und novellistische Arbeiten erscheinen, die eine leichte Erzählungsgabe und eine heitere Lebensanschauung bekunden. Vermählt ist er seit 9. Sept. 1828 mit der Prinzessin Ludovika, der jüngsten Tochter des Königs Maximilian I. Joseph. Von seinen acht Kindern ist Helene seit 1858 an den Prinzen Max von Thurn und Taxis (gest. 1867), Elisabeth seit 1854 an den Kaiser Franz Joseph von Österreich, Maria seit 1859 an den Exkönig Franz von Neapel, Mathilde mit dem neapolitanischen Grafen von Trani und Sophie mit dem Herzog von Alençon, Sohn des Herzogs von Nemours, vermählt.

[Köln.] 9) M. Heinrich, Erzbischof und Kurfürst von Köln, geb. 8. Okt. 1621, Sohn des Herzogs Albrecht VI. von Bayern, wurde 1650 Kurfürst von Köln und Bischof von Lüttich und Hildesheim. Sein Streit mit dem Kurfürsten von Mainz über die Berechtigung zum Vollzug der Kaiserkrönung wurde dahin vermittelt, daß die Krönungszeremonie fortan abwechselnd von beiden vollzogen werden sollte. Unter dem Einfluß der Grafen von Fürstenberg schloß er sich ganz an Frankreich an und trat 1671 mit Ludwig XIV. in ein Bündnis, das ihn 1672 in einen Krieg mit den Niederlanden, dem Kaiser und Spanien verwickelte. Er fiel zugleich mit den Franzosen in die Niederlande ein, räumte französischen Truppen Kaiserswerth, Neuß und Bonn ein, eroberte Deventer und begann die Belagerung von Groningen. Die Eroberung Bonns durch die verbündeten Gegner 1673 machte ihn jedoch zu Unterhandlungen geneigt, und so kam 11. Mai 1674 der Friede zu stande. 1683 wurde M. auch zum Bischof von Münster gewählt; allein vom Papst nicht bestätigt, konnte er nur die weltlichen Angelegenheiten daselbst leiten. Er starb 3. Juni 1688.

10) M. Franz Xaver Joseph, letzter Kurfürst von Köln, geb. 8. Dez. 1756, der jüngste Sohn Maria Theresias und Franz' I., wurde früh für den geistlichen Stand bestimmt, bereiste unter der Führung des Grafen Rosenberg Deutschland, Frankreich, Holland und Italien und machte unter seinem Bruder Joseph II. den bayrischen Erbfolgekrieg mit. 1769 wurde er Koadjutor seines Oheims, des Hoch- und Deutschmeisters Karl von Lothringen, und 1780 des Kurfürsten von Köln und Bischofs zu Münster, Maximilian Friedrich. Am 23. Okt. ward er zum Hoch- und Deutschmeister ernannt. Seit 1784 Kurfürst von Köln und Bischof von Münster, regierte er sein Land trefflich und ordnete dessen Finanzen, das Justizwesen und die Polizei. Er behauptete ebenso fest den Anmaßungen der römischen Kurie gegenüber seine Rechte, als er sich vom Ausbruch der französischen Revolution bis zum Reichskrieg mit Klugheit neutral zu halten wußte. Als im Herbst 1794 Bonn von den Franzosen besetzt wurde, verweilte er erst in Münster, dann in Mergentheim und Ellingen, seit Frühjahr 1800 zu Wien und Hetzendorf. Hier starb er 27. Juli 1801. Vgl. Seida, M. Franz (Nürnb. 1803).

[Österreich-Mexiko.] 11) Ferdinand M. Joseph, Erzherzog von Österreich, Kaiser von Mexiko, geb. 6. Juli 1832, zweiter Sohn des Erzherzogs Franz Karl und der Erzherzogin Sophie, Bruder des Kaisers Franz Joseph, wurde unter Leitung des Grafen Heinrich Bombelles erzogen und frühzeitig für die Marine bestimmt. Ein ungewöhnliches wissenschaftliches und namentlich künstlerisches Interesse zeichnete den jungen M. aus. 1850 unternahm er größere Reisen, zunächst nach Griechenland und Kleinasien, dann nach Spanien, Portugal, Madeira, Tanger, Algier etc. 1853 wurde er Korvettenkapitän, 1854 Marineoberkommandant und machte mit einem Geschwader von 17 Kriegsschiffen eine Fahrt nach Griechenland, Kandia, Beirut, an die Küsten von Palästina und Ägypten. 1856 und 1857 verbrachte er meist auf Reisen durch die verschiedensten Teile des europäischen Kontinents. Am 27. Juli 1857 vermählte er sich mit der Prinzessin Charlotte von Belgien (geb. 7. Juni 1840), Tochter König Leopolds I., mit der er 1858-59 Sizilien, Südspanien, Madeira, Brasilien etc. besuchte. Ein 4 Bände starkes, als Manuskript gedrucktes Werk, "Reiseskizzen", bot in anziehender Darstellung die Eindrücke und Beobachtungen des mit offenem Sinn für Natur- und Menschenleben ausgerüsteten Erzherzogs dar. 1857 bis 1859 war er Generalgouverneur des Lombardisch-Venezianischen Königreichs. Seitdem lebte er meist in Zurückgezogenheit auf seinem herrlichen Schloß Miramar bei Triest. Die französische Expedition nach Mexiko wurde die Veranlassung, daß M., von Ehrgeiz und Thatendrang beseelt, sich von Napoleon III. überreden ließ, die Kaiserkrone von Mexiko anzunehmen. Nachdem er durch einen Familienpakt vom 9. April 1864 allen agnatischen Rechten als Erzherzog von Österreich für sich und seine Nachkommen entsagt hatte, empfing er am folgenden Tag aus den Händen der Führer der klerikalen Partei in Mexiko, Almonte, de Estrada und Labastida, die Krone. Am 14. April verließ er Triest, um in Rom den Segen des Papstes einzuholen, kam Ende Mai in Veracruz an und zog 12. Juni feierlich in die Hauptstadt Mexiko ein. Allein ohne staatsmännische Begabung, unentschlossen und vor jeder energischen Thätigkeit zurückschreckend, in der Mitte stehend zwischen der liberalen und ultramontanen Partei, abhängig von dem französischen General Bazaine, der seine eignen Pläne verfolgte, schließlich nach dem Unterliegen der nordamerikanischen Südstaaten von Napoleon III. im Stiche gelassen, konnte er den Kampf gegen seinen Gegner, den Präsidenten Juarez, nicht durchführen, aber sich auch nicht zur Rückkehr nach Europa entschließen, fiel 15. Mai 1867 durch Verrat zu Queretaro in die Gewalt des republikanischen Generals Escobedo, wurde durch ein Kriegsgericht zum Tod verurteilt und 19. Juni 1867 nebst den Generalen Miramon und Mejia in Queretaro erschossen. Seine Leiche wurde durch den österreichischen Admiral Tegetthoff abgeholt und 18. Jan. 1868 in der Kaisergruft der Kapuzinerkirche in Wien beigesetzt. Es war ein tragisches Ende für einen Prinzen, der, reichbegabt und voll großer, freilich oft schwärmerischer Ideen, ein besseres Los verdiente. Sein Wesen ist ausgedrückt in den 1861 als Manuskript gedruckten "Aphorismen" und in den nach seinem Tod unter dem Titel: "Aus meinem Leben" erschienenen Denkwürdigkeiten (Leipz. 1867, 7 Bde.), welche Reisetagebücher aus den Jahren 1851-53 enthalten. Ergänzend geht zur Seite: "Mein erster Ausflug. Wanderungen in Griechenland von Max I." (Leipz. 1868). Seine Gemahlin (s. Charlotte 4) lebt noch auf