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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Neb.; Nebel

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Neb. - Nebel.

wurde an Stelle der römischen Station Nidum erbaut. Dabei die Ruinen eines Schlosses und einer Abtei.

Neb., Abkürzung für Nebraska (Staat).

Nebel, eine der Formen, unter denen sich das als Wasserdampf in die Luft aufgenomme Wasser in tropfbarflüssigem Zustand wieder aus derselben ausscheidet. Der N. bildet kleine Wasserbläschen, welche, zu größern Massen angehäuft, die Luft mehr oder weniger undurchsichtig machen. N. bildet sich, wenn 1) feuchte und wärmere Winde über eine Strecke der Erdoberfläche hinreichen, welche kälter ist als die Winde. Solche N. treten in der gemäßigten Zone häufig im Winter ein, nach einer längern Kältezeit, in welcher der Erdboden abgekühlt worden ist, und bezeichnen die Ankunft warmer südlicher Luftströme. Hierher gehören ferner die N., welche sich in den Polarländern bilden, so oft feuchte Winde über das Eis hinwehen, sowie diejenigen N., welche über solchen Punkten des Landes oder des Meers lagern, die eine niedrigere Oberflächentemperatur haben, während die Winde von wärmern Gegenden oder Meeren herwehen. Beispiele für solche N. bieten die sprichwörtlich gewordenen N. Englands und die N. über der Neufundlandsbank, wo südliche Luftströme, die sich über dem Golfstrom erwärmt und Wasserdämpfe aufgenommen haben, in Gegenden gelangen, wo das Meer durch die aus der Davisstraße kommenden kalten Polarströme stark abgekühlt ist. Solche N. sind stets besonders dicht und gehen häufig in Regen über. Außerdem entstehen aber auch N., wenn 2) die Oberfläche des Meers oder eines andern Gewässers wärmer ist als die Luft, welche auf ihnen ruht oder über sie hinweht. Die durch Verdunstung des wärmern Wassers entstehenden Wasserdämpfe sättigen bald die darübergelagerte kältere Luft und scheiden sich dann in Form von N. aus. Dieser Art sind die N., welche im Sommer nach Gewitterregen oder des Morgens, besonders im Spätsommer und Herbst, über Flußthälern, Seen, Teichen und Mooren oder feuchten Wiesen aufsteigen, sobald die Temperatur der Luft unter die des Wassers oder des feuchten Erdbodens sinkt. Hierher gehören auch die Gebirgsnebel und die sogen. Seenebel, welche durch kalte Winde auf der See entstehen, nach dem Land ziehen und sich dort zum Teil wieder auflösen. Im Winter sieht man bei ruhiger Luft auch N. über Quellen entstehen, deren Temperatur höher als die der Luft ist. Liegt die Temperatur der Luft unter 0°, so erscheint ein aus seinen Eiskristallen bestehende N., der sogen. Rauhfrost (s. d.), den man namentlich in den Polarmeeren beobachtet. Im Winter sehen wir diesen Rauhfrost häufig an Bäumen und Sträuchern, welche dann bei ganz klarem Himmel wie mit Eis überzogen erscheinen. Die Nebelbildung unterbleibt an Orten, wo Regen und Tau mangeln, wie in den großen Sandwüsten Afrikas und Asiens; denn obwohl hier die Temperatur während der Nacht tief herabsinkt, so ist es doch wegen der nachhaltigen Wärme des Sandbodens kaum möglich, daß sie unter den Taupunkt der Luft herabgehen und dadurch die Bildung von N. bedingen sollte. Bildet sich N. am Morgen, so wird er, wenn die Temperatur durch die aufsteigende Sonne wieder hinlänglich erhöht ist, aufgelöst. Aus der Entstehung des Nebels folgt, daß Windstille die Nebelbildung begünstigt, und daß man mit Recht die wohlbekannte Witterungsregel aussprechen kann: "Steigender N. bringt Regen, fallender Sonnenschein".

Als trockne N. bezeichnet man durch Rauch entstandene Trübungen der Atmosphäre. Dieselben treten entweder allein oder mit feuchten Nebeln vereinigt auf und verschwinden über großen Städten selbst unter den günstigsten Verhältnissen fast nie vollständig. Besonders häufig und belästigend sind die schweren trocknen N. (fogs) in London, welche auf Brust- und Atmungsorgane bedrückend wirken und die Geruchsnerven beleidigen. Sie sind zurückzuführen auf die Hunderttausende von Schornsteinen, deren Rauch nicht durch die mit schweren Dünsten angefüllte Atmosphäre zu dringen vermag, sondern sich mit diesen vereinigt. Zu den trocknen Nebeln gehört auch der Herauch (s. d.), die Callina (s. d.) in Spanien und der Qobar (s. d.) in Äthiopien.

Nebel (Nebelflecke, lat. Nebulosae, hierzu Tafel "Nebelflecke"), duftartige Gebilde des Sternenhimmels, welche meist nur mit sehr kräftigen Fernrohren gesehen werden können. Mit bloßem Auge sind nur wenige N. erkennbar, doch führt Argelander in seiner "Neuen Uranometrie" 19 solcher Objekte auf, Heis in seinem "Neuen Himmelsatlas" sogar 26. Im Altertum entdeckte Hipparchos (s. d.) 3 N., zwei im Perseus und die sogen. Krippe im Krebs; doch sind alle drei in einzelne Sterne auflösbar, also nicht eigentliche N., sowenig wie etwa die Plejaden, die auch für schwache Augen das Aussehen solcher Gebilde haben, sondern Sternhaufen. Auch Galilei kannte noch keinen eigentlichen N., wohl aber war ein solcher schon frühzeitig den Arabern bekannt; es ist dies der in dunkeln Nächten recht gut sichtbare N. beim Stern ν im Gürtel der Andromeda, der im Abendland erst durch Simon Marius 15. Dez. 1612 mit dem Fernrohr entdeckt wurde. Marius vergleicht sein Licht mit dem hellen Schein einer Lampe, die durch eine Scheibe von Horn gesehen wird. Cysat erwähnt 1618 den großen N. im Orion, doch wurde dieser erst von Huygens genauer beobachtet. Am südlichen Himmel entdeckte E. Halley 1677 mehrere N., auch Ihle, Maraldi, Legentil und Lacaille fanden noch mehrere N., und Messier widmete 1764-81 dem Gegenstand größere Aufmerksamkeit. Er entdeckte 61 N., und sein Verzeichnis enthält überhaupt 103 Objekte; der Reichtum des Himmels an Nebeln trat aber erst hervor, als W. Herschel seine großen Spiegelteleskope zu deren Aufsuchung benutzte. Seine Arbeiten begannen 1779, und in drei Verzeichnissen publizierte er die Resultate seiner Untersuchungen. Herschel unterschied: 288 glänzende N., 908 schwache N., 978 sehr schwache N., 78 planetarische N., 52 sehr große N., 44 sehr gedrängte Sternhaufen, 67 etwas gedrängte Sternhaufen, 88 grob zerstreute Sternhaufen. Im ganzen entdeckte derselbe 2500 Objekte, 2303 N. und 197 Sternhaufen. Trotz dieses überraschenden Reichtums blieb seinen Nachfolgern noch immer eine reiche Nachlese übrig. Sir John Herschel und South, Lord Rosse, Lamont, d'Arrest, Schönfeld, Bond u. a. haben zahlreiche neue N. entdeckt, und der Generalkatalog, welchen Sir John Herschel 1864 veröffentlichte, enthält 5079 Objekte. Betrachtet man in diesem Verzeichnis die Verteilung der N. am Himmelsgewölbe, so findet man um 180° Rektaszension ein deutliches Maximum der Häufigkeit und ein zweites bei 80° Rektaszension, während bei 300° Rektaszension der Himmel an Nebeln sehr arm erscheint. Auch die Pole des Himmelsäquators sind sehr nebelarm, während dagegen viele N. dem nördlichen Pol der Milchstraße naheliegen. Die Zahl der Nebelflecke, welche am Himmel mit den besten Hilfsmitteln gefunden wird, übersteigt sicherlich weitaus die Zahl von 6000 oder 7000 Objekten, die wir heute kennen. Zu den merkwürdigen Nebeln gehört der bereits genannte Orionnebel (s. Tafel, Fig. 1 u. 2). Die erste genauere Zeichnung des Objekts