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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Obereigentum - Obergaronne.

Protestanten. Im Westfälischen Frieden kam die Landvogtei über die Stadt an Frankreich, das 1672 die Stadt gewaltsam in Besitz nahm.

Obereigentum, im deutschen Privatrecht Bezeichnung für das nach Abzug des vollständigen Nutzungs- und Gebrauchsrechts an einer Sache, wie es namentlich dem Vasallen am Lehnsgut zusteht, verbleibende Eigentumsrecht des ursprünglichen Eigentümers; wird auch dominium directum, nuda proprietas genannt (s. Eigentum, S. 374).

Oberelsaß, Bezirk in Elsaß-Lothringen, umfaßt 3508 qkm (63,6 QM.), zählt (1885) 462,549 Einw., darunter 60,357 Evangelische, 389,958 Katholiken und 10,543 Juden, und besteht aus den sechs Kreisen:

Kreise QKilometer QMeilen Einwohner Einw. auf 1 QKilom.

Altkirch 654 11,86 51695 79

Gebweiler 583 10,59 63104 108

Kolmar 664 12,06 81438 123

Mülhausen 626 11,42 144046 230

Rappoltsweiler 459 8,33 61791 135

Thann 524 9,52 60475 115

Hauptstadt ist Kolmar (näheres s. Elsaß-Lothr. ^[richtig: Elsaß-Lothringen.]).

Oberersatzkommission, in Deutschland die Militärersatzbehörde zweiter Instanz, bestehend aus dem Infanterie-Brigadekommandeur und einem höhern Verwaltungsbeamten (s. Ersatzwesen). Über gewisse Angelegenheiten, namentlich über Zurückstellungen Militärpflichtiger in Berücksichtigung bürgerlicher Verhältnisse auf Ansuchen (Reklamationen) der Militärpflichtigen oder deren Angehörigen, entscheidet in zweiter Instanz die verstärkte O. Zu den ständigen Mitgliedern tritt alsdann ein bürgerliche Mitglied hinzu, welches aus den Bezirkseingesessenen von der Kommunal- oder Landesvertretung gewählt wird. Vgl. Reichsmilitärgesetz vom 2. Mai 1874, § 30; Deutsche Wehrordnung, Teil I (Ersatzordnung), § 2, Nr. 6, § 70.

Oberer See (engl. Lake Superior), der größte und am weitesten nach W. gelegene der fünf Kanadischen Seen und zugleich der größte Landsee Nordamerikas, liegt zwischen Kanada und den Unionsstaaten Michigan, Wisconsin und Minnesota, 185,7 m ü. M., und nimmt einen Flächenraum von 83,627 qkm (1518,7 QM.) ein. Seine Länge beträgt 740 km, seine größte Breite 270 km, sein Umfang 1650 km; seine durchschnittliche Tiefe beträgt 144,8 m, seine größte 309 m. Sein Wasser ist außerordentlich kalt und von kristallheller Durchsichtigkeit. Der Boden besteht größtenteils aus einem sehr klebrigen Thon, der an der Luft sehr schnell erhärtet und mit kleinen Muscheln untermischt ist. Seiner Ausdehnung nach eher ein Meer als ein See, ist er auch allen Wechseln eines Meeres unterworfen. Der See enthält namentlich in seinem westlichen Teil mehrere Inseln (Isle Royal, die zwölf Apostel etc.), nimmt über 80 Bäche, aber keinen einzigen großen Fluß auf und entsendet seine Gewässer durch den St. Maryfluß in den Huronensee. Die Ufer, namentlich an der von laurentischem Schiefer gebildeten Nordküste, sind steil und der Schiffahrt gefährlich. Die Umrisse der aus silurischen Sandsteinen gebildeten Südküste sind sanfter. Dichte Waldungen umgeben den See. Reiche Kupferlager kommen an der Südküste, auf der Isle Royal und auf der Nordküste vor, außerdem Eisen (bei Marquette).

Oberfeuerwerkerschule, artilleristische Lehranstalt zur Ausbildung des Feuerwerkspersonals für die Landartillerie und Marine und Abhaltung der Berufsprüfungen zum Oberfeuerwerker und Feuerwerksleutnant. Es besteht je eine O. in Berlin und München, der Kursus beträgt 20 Monate. Die Befähigung zum Besuch der O. muß aus den Regimentsschulen, ausnahmsweise durch Schulzeugnisse und Leistung im Dienst dargethan werden.

Oberflächenhärtung, s. v. w. Einschaltung, s. Einsetzen.

Oberfranken, Regierungsbezirk des Königreichs Bayern, grenzt im N. an die thüringischen Staaten (Reuß, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Koburg), im W. an Unterfranken, im S. an Mittelfranken, im SO. an Oberpfalz, im Osten an Böhmen und Sachsen, besteht hauptsächlich aus dem ehemaligen Fürstentum Baireuth im Osten und dem ehemaligen Hochstift Bamberg im W. u. umfaßt 6999 qkm (127,1 QM.) mit (1885) 576,703 Einw. (darunter ca. 329,000 Evangelische und 4200 Juden). O. ist durchweg gebirgig, den Osten und Nordosten durchziehen das Fichtelgebirge und der Frankenwald, den Westen der höhlenreiche Frankenjura und der Ostabfall des Steigerwaldes. Hauptflüsse sind: der Main mit der Regnitz, in welche hier der mit ihr parallel laufende Ludwigs- (Donau-Main-) Kanal mündet, die Saale und die Eger. Fruchtbare Gefilde enthält namentlich der Westen, daher hier auch der Ackerbau gegen den höher gelegenen, rauhern Osten überwiegt. Weinbau, vorzügliche Gemüse-, Obst- und Gartenbau sind besonders in der Gegend um Bamberg zu finden; von Wichtigkeit ist dort auch der Hopfenbau. Im O. des Landes, im Fichtelgebirge und Frankenwald, gibt die Waldwirtschaft reichen Ertrag, der Bergbau liefert vorzüglichen Granit, Steinkohlen, Eisen, Kupfer, Schiefer, Porzellanerde etc. Die Industrie ist vorzüglich auf die größern Städte beschränkt. Man findet da besonders Fabrikation von Tuch-, Woll- und Baumwollwaren, Baumwollspinnerei, Holz- und Korbwaren-, Glas-, Porzellan-, Töpfergeschirrfabriken, bedeutende Bierbrauerei (Kulmbach, Hof, Lichtenfels und Bamberg) u. dgl. m. In administrativer Hinsicht besteht O. aus 3 unmittelbaren Städten (Bamberg, Baireuth und Hof) und 18 Bezirksämtern. Hauptstadt ist Baireuth.

Bezirksämter QKilometer QMeilen Einw. 1885 Einw. auf 1 QKilom.

Bamberg I (St. u. Bez.) 458 8,32 57622 126

Bamberg II 478 8,68 28809 60

Baireuth (Stadt u. Bez.) 467 8,48 52277 112

Berneck 212 3,85 16113 76

Ebermannstadt 430 7,81 24245 55

Forchheim 422 7,66 34357 81

Höchstadt a. Aisch 490 8,90 28472 58

Hof (Stadt u. Bez.) 318 5,78 46481 146

Kronach 619 11,23 47817 77

Kulmbach 402 7,36 33396 83

Lichtenfels 378 6,87 32299 85

Münchberg 244 4,43 25988 107

Naila 226 4,11 22779 101

Pegnitz 558 10,13 28178 50

Rehau 270 4,96 20328 75

Stadtsteinach 228 4,14 19105 84

Staffelstein 329 5,97 20435 62

Wunsiedel 470 8,54 38002 81

Obergaronne (Haute-Garonne), Departement im südwestlichen Frankreich, mit seinem südwestlichen Teil der frühern Provinz Gascogne, mit dem nordöstlichen Teil dem Languedoc entnommen, grenzt im S. durch die Pyrenäen an Spanien, außerdem an die Departements Ariége (südöstlich), Aude (östlich), Tarn (nordöstlich), Tarn-et-Garonne (nördlich), Gers und Oberpyrenäen (westlich) und umfaßt 6290 qkm (114,2 QM.). Der nördliche Teil des Landes (mehr