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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Oginskisches Kanalsystem; Ögir; Ogive; Oglio; Ognon; Ogowe; Ogulin

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Oginskisches Kanalsystem - Ogulin.

ration in Litauen gegen die Russen, ward aber infolge des für die Polen unglücklichen Kampfes landflüchtig. 1776 zurückgekehrt, begann er auf eigne Kosten den Oginskischen Kanal (s. unten) und stand während des Reichstags von 1791 auf seiten der Patrioten. Er starb 3. Mai 1799 in Slonim.

2) Michael Kleophas, Neffe des vorigen, geb. 25. Sept. 1765, wurde Abgeordneter beim Reichstag, außerordentlicher Gesandter in Holland, dann 1793 Großschatzmeister, aus welcher Stellung er jedoch schon 1794 bei dem von Kosciuszko geleiteten Aufstand zurücktrat, um Chef eines auf seine Kosten ausgerüsteten Jägerregiments zu werden. Nach dem unglücklichen Ausgang des Kampfes entfloh er, kehrte aber 1802 mit Erlaubnis des Kaisers Alexander I. auf sein Landgut Zalesie bei Wilna zurück. Nach dem Tilsiter Frieden ging er mit den Seinigen nach Frankreich und Italien, kehrte 1810 als Senator und Geheimrat nach Polen zurück, begab sich aber 1815 wieder nach Italien und starb 1831 in Florenz. O. lieferte auch Kompositionen von polnischen Nationalgesängen und Tänzen. Seine "Mémoires sur la Pologne et les Polonais depuis 1788-1815" (Par. 1826, 2 Bde.; deutsch, Bellevue 1845) enthalten interessante Aufschlüsse über die Zeit von 1794 bis 1798.

Oginskisches Kanalsystem, Kanalverbindung in Rußland zwischen Dnjepr und Niemen. Die Fahrt geht: Niemen, Schara, Oginskischer Kanal, Jassolda, Pripet, Dnjepr. Der Oginskische Kanal selbst ist 58 km lang. Das System hat 20 Schleusen; es wird nur im Frühjahr von flachen Booten befahren. Angefangen vom Hetman Oginski (s. d. 1), wurde es 1804 vollendet.

Ögir (Ägir), in der nord. Mythologie der Gott der himmlischen und irdischen Gewässer, speziell dann des Ozeans, war der Sohn des Riesen Forniótr und heißt auch Hlêr und sein Wohnort Hlésey (jetzt Lässöe im Kattegat). Seine Gattin ist Rân, der die Ertrunkenen angehören. Beide haben neun Tochter, die ebenso wie die Mutter den Schiffenden gefährlich sind. In den Mythen erscheint Ö. namentlich noch in erster Beziehung als Wolkenwassergott. Daher stammt der grausenerweckende (auf die furchtbare Gewitterwolke zu deutende) Ögishialmr (Ögishelm), den in den Mythen zwar Fafnir trägt (von dem ihn Sigurd erbeutet), aber in der Heldensage Ögirs Substitut, der Held Ecke, und dann Dietrich, bei dem er Hildegrîn ("hehlende Larve", s. v. w. tarnhût) heißt. Ö. wird dann auch Gymir genannt, wie der Vater der Gerda.

Ogive (franz., spr. ōschihw, von augere, "verstärken"), verstärkter Bogengrat, Bogenrippe, vorzugsweise an gotischen Gewölben, daher ogival, bogenrippenförmig; Ogivalstil, s. v. w. gotischer Stil. Die Geschosse der gezogenen Geschütze sind ogival zugespitzt (Ogivalgeschosse), weil diese Form für die Überwindung des Luftwiderstandes sowie für das Durchdringen von Panzerzielen ihrer Widerstandsfähigkeit wegen die günstigste ist.

Oglio (spr. ólljo, im Altertum Ollius), Fluß in Oberitalien, entspringt am Corno dei Tre Signori in den Ortleralpen, durchfließt das Val Camonica und den Iseosee, bildet die Grenze zwischen den Provinzen Brescia einer-, Bergamo und Cremona anderseits, nimmt den Cherio, Strone, Mella, Chiese, Delmona u. a. auf und fällt nach 245 km langem Lauf (wovon 150 km schiffbar) oberhalb Borgoforte links in den Po.

Ognon (Oignon, beides spr. onnjóng), Fluß im östlichen Frankreich, entspringt auf den Vogesen im Departement Obersaône, fließt südwestlich, bildet dann die Grenze zwischen den Departements Obersaône und Doubs und mündet nach einem vielfach gewundenen Laufe von 192 km Länge bei Perrigny links in die Saône. An demselben, nördlich von der Festung Besançon, beim Dorf Etuz, fand 22. Okt. 1870 ein hitziges Gefecht zwischen der 2. badischen Brigade unter General Degenfeld und französischen Truppen unter General Cambriel ^[richtig: Cambriels (= Albert Cambriels, 1816-1891] statt. Die Franzosen wurden aus dem Dorf hinausgedrängt, mußten auch ihre Stellung an der Brücke und in dem rückwärts liegenden Dorf Cessey aufgeben und schließlich, da auch die beiden andern badischen Brigaden den O. überschritten hatten und gegen die Linie Auxon-Dessus und Châtillon anrückten, nach Besançon, ihrem Stützpunkt, sich zurückziehen. S. auch Villersexel.

Ogowe (Ogowai), großer Fluß in der franz. Kolonie Gabun in Westafrika, welcher unter 14° 30' östl. L. v. Gr. und 2° 40' südl. Br. auf der Wasserscheide gegen den Congo entspringt und in nordwestlicher Richtung dem Äquator zufließt, den er beinahe erreicht, und dem er bis 11° westl. L. parallel fließt, wo er sich erst nach SW., dann nach W. wendet und nun sich gabelt, später ein Delta bildet (die zwei äußersten Mündungsarme schließen ein Gebiet von 180 km Breite ein). Noch vor seiner Gabelung nimmt er den von S. kommenden 200-250 m breiten Ngunie auf. Er selber ist dort schon 600 m breit und erweitert sich, nachdem er den Abfluß des an seinem Südufer liegenden großen, inselreichen Sonengasees aufgenommen, zu 2500 m. Dabei verflacht er sich aber, enthält eine Menge Inseln und Sandbänke und ist, obschon ihm rechts der Abfluß des Asingosees, links der der Seen Ugemuen und Anenge zugeht, von wenig Nutzen. Sein Wasserstand unterliegt großen Schwankungen. In der trocknen Jahreszeit (Juli bis September) schrumpft er auf mehrere seichte Wasseradern zusammen, in der Regenzeit steigt er oft plötzlich um 4-5 m. Von seinen Mündungsarmen ist besonders wichtig der nach N. sich wendende Nazareth, der in die gleichnamige Bai mündet; der mittlere, Mexias, und der südlichste, Uango, welcher in die Laguna Fernand Vaz mündet. Der Fluß ist uns durch Walter, Marche, Lenz und namentlich durch Brazza bekannt geworden, welch letzterer eine Reihe von Posten an seinem Ufer errichtete. Die bedeutendsten sind: Lambarene, Njole, Boué, Aduma und Franceville. Die Ufer des O. sind teils von dichten Urwäldern, teils von Prärien mit reichem Tierleben eingefaßt. Am O. wohnen zahlreiche in kleine Stämme zersplitterte, barbarische und der Menschenfresserei ergebene Negervölker, wie die Orungu, Bakalai, Okanda, Oscheba u. a. Das Mündungsgebiet des Flusses wurde bereits im August 1873 von den Franzosen unter Konteradmiral du Quilio in Besitz genommen; durch den 1884 mit dem Congostaat abgeschlossenen Vertrag kam das ganze Flußgebiet an Frankreich und führt seitdem den Namen France équatoriale. Vgl. Czerny, Entdeckungsgeschichte der Gabun- und Ogoweländer und die Ogowéquellen (in der "Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde", Bd. 11, Berl. 1876).

Ogulin, Markt und Sitz des kroatisch-slawon. Komitats Morus-Fiume, bis 1886 Hauptort des ehemaligen O.-Szluiner Grenzdistrikts, liegt am Fuß des kolossalen Felsblockes Klek, ist Station der Agram-Fiumaner Bahnlinie und hat (1881) 4173 Einw., einen Gerichtshof samt Bezirksgericht und ein altes Frankopansches Schloß, das jetzt als Gefängnis dient. Die Umgebung ist der eigentümlichen hydrographische