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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Phoenix L.; Phonisch; Phonismen; Phönix

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Phonisch - Phoenix.

deutendsten Gottheiten wurden zu einem System, der heiligen Siebenzahl der Kabirim (der Gewaltigen), zusammengefaßt.

Die phönikische Sprache, zur nördlichen Gruppe des semitischen Sprachstammes gehörig, stimmt bis auf unbedeutende Abweichungen mit dem Hebräischen überein. Durch die zahlreichen Kolonien der Phöniker wurde ihre Sprache über Afrika, Cypern, Sardinien, Sizilien und Spanien verbreitet, Auf der afrikanischen Küste erhielt sie sich am längsten; nach glaubwürdigen Berichten wurde sie daselbst noch im 5. Jahrh. n. Chr. gesprochen. Die Annahme, daß die vokallose phönikische Schrift die Mutter sowohl der übrigen semitischen (und dadurch indirekt der meisten asiatischen Alphabete) als auch der griechischen sei, aus welcher dann die lateinische und mittelbar alle europäischen geflossen sind, bestätigt sich vollkommen durch die auf den Monumenten sich vorfindenden Schriftzüge. Die phönikische Schrift ihrerseits stammt wahrscheinlich von der ägyptischen ab (s. Schrift nebst der Schrifttafel). Die Originaltexte der größern Werke der phönikischen Litteratur, welche ziemlich reichhaltig gewesen zu sein scheint, sind verloren gegangen. Für das älteste Schriftdenkmal galt den Griechen ein Werk über die Götterwelt und den Ursprung der Dinge, das um 1200 v. Chr. von einem gewissen Sanchuniathon (s. d.) verfaßt sein soll, und von welchem sich Überbleibsel in der griechischen Übersetzung des Philon von Byblos erhalten haben; außerdem werden noch die Historiker Theodotos, Hypsieratos und Mochos erwähnt. Unter den Puniern (Karthagern) werden als Schriftsteller genannt: Mago, ein Suffet, der um 500 v. Chr. über Ackerbau schrieb (ins Lateinische übersetzt), Hamilkar, Hanno, Himilko, Hannibal und Hiempsal, König von Numidien. Von einem wichtigen geographischen Werk, dem "Periplus" des Hanno (s. d. 1), einem der ältesten Reisewerke, die es gibt, hat sich eine griechische Übersetzung erhalten. In alten Inschriften, auf Grabsteinen und Votivsteinen, auf Gemmen, Siegeln, Papyrusrollen und Münzen, dann bei römischen Schriftstellern, namentlich in der Komödie "Poenulus" von Plautus, sind uns manche Überreste der phönikischen Sprache erhalten, deren Entzifferung den Scharfsinn der Gelehrten vielfach in Thätigkeit gesetzt hat. Die wichtigste Inschrift ist die 1855 auf dem Sarkophag eines Königs von Sidon gefundene, die dem 6. Jahrh. v. Chr. angehört. Die meisten übrigen Inschriften datieren erst aus der Zeit kurz vor dem Beginn der christlichen Zeitrechnung und sind nicht in P. selbst, sondern an der nordafrikanischen Küste, in Spanien, Marseille und auf den Inseln Cypern, Sardinien und Malta gefunden worden. Die meist in Tunis und im Osten von Algier gefundenen punischen (karthagischen) Inschriften zeigen in der ältern Zeit dieselbe Sprache und Schrift wie die übrigen phönikischen Inschriften; später entsteht aber daraus das Neupunische, das auch in betreff der Schrift bedeutende Veränderungen aufweist. Die Münzen gehören in die Periode der Seleukiden und der römischen Herrschaft. Vgl. Movers, Die Phönicier (Berl. 1840-56, 3 Bde.); Levy, Phönicische Studien (das. 1856-70, 4 Hefte); Derselbe, Phönicisches Wörterbuch (das. 1864); E. Meier, Die Grabschrift des sidonischen Königs Eschmunézer (Leipz. 1866); Schröder, Die phönizische Sprache (Halle 1869); Renan, Mission de Phénicie (Par. 1865-74, 9 Hefte); Prutz, Aus P. (Leipz. 1875); Lenormant, Die Anfänge der Kultur, Bd. 2 (deutsch, Jena 1875).

Phonisch (griech.), ein von Arthur v. Öttingen (s. d.) in seinem für die neuere Harmonielehre Epoche machenden "Harmoniesystem in dualer Entwickelung" (Dorp. 1866) als Gegensatz von tonisch aufgestellter Terminus, der sich speziell auf alle harmonischen Verhältnisse bezieht, die im reinen Mollsinn verstanden werden (s. Mollakkord), während "tonisch" ausschließlich für Durverhältnisse verwendet wird. Daher Phonika, s. v. w. Tonika der Molltonart etc.

Phonismen (griech.), Schallempfindungen, welche durch Licht hervorgerufen werden. Ebenso wie nach Bleuler und Lehmann bei einzelnen Menschen bestimmte Farbenvorstellungen durch Schallempfindungen entstehen (s. Photismen), so entstehen auch umgekehrt Schallempfindungen durch Lichteindrücke. Durch derartige P. hat man versucht, das oft beschriebene Nordlichtgeräusch (s. Polarlicht) zu erklären. Vgl. Bleuler und Lehmann, Zwangsmäßige Lichtempfindungen durch Schall und verwandte Erscheinungen (Leipz. 1881).

Phönix, fabelhafter heiliger Vogel der alten Ägypter, von adlerähnlicher Gestalt und purpur- und goldfarbigem Gefieder, über welchen im Altertum verschiedene Sagen umliefen, wovon die bekannteste folgende ist: er verbrannte sich alle 500 Jahre in seinem aus Gewürzen bereiteten Nest, ging aber verjüngt aus seiner Asche wieder hervor und trug, herangewachsen, die Reste seines alten Körpers, in Myrrhen eingeschlossen, nach Heliopolis in Ägypten. In den hieroglyphischen Schriften scheint er Benu zu heißen und eher einem Reiher (der Ardea cinerea) zu gleichen. Der Mythus ist wohl Symbol einer bestimmten astronomischen Periode, nach Seyffarth des Durchgangs des Merkur durch die Sonne nach dem Frühlingsäquinoktium (vgl. Grässe, Beiträge zur Erklärung der Sagen des Mittelalters, Dresd. 1850). Später kam der P. als Symbol ewiger Verjüngung auch in den christlichen Sagenkreis und ward ein Emblem des byzantinischen Reichs. In der Sprache der Alchimisten war P. eine der vielen Bezeichnungen für den Stein der Weisen. Vgl. Cassel, Der P. und seine Ära (Berl. 1879).

Phoenix L. (Dattelpalme), Gattung aus der Familie der Palmen, Bäume mit hohem, bisweilen aber fast fehlendem, stets mit den Schuppen abgefallener Blätter bedecktem Stamm, gefiederten Blättern mit linearen, an der Basis gefalteten Segmenten, deren untere oft stachelartig sind, büschelig verzweigten, aus den Achseln der Blätter hervorbrechenden Blütenkolben mit dunkelgelben oder gelbweißen, diözischen Blüten und runden oder länglichen, gelbbraunen Früchten mit länglich oblongem, hornigem, bisweilen fehlschlagendem Samen. Zur Erzielung reichlicher Früchte wendet man überall, wo Datteln kultiviert werden, künstliche Befruchtung an, indem man den männlichen Blütenkolben mit reifem Pollen aus der Scheide herausnimmt, zerteilt und Stücke desselben in die geöffnete Scheide der weiblichen Blüte hineinzwängt. Von den vielleicht zwölf Arten sind die südlichsten P. reclinata Jacq. und P. spinosa Thonn., beide um Kap, die nördlichste die echte Dattelpalme (P. dactylifera L., s. Tafel "Nahrungspflanzen II"), welche sich über Nordafrika, Südwestasien und Südeuropa verbreitet, am besten zwischen 19-35° nördl. Br. gedeiht und zur Ausbildung reifer Früchte einer mittlern Jahrestemperatur von 21-23° C. bedarf. Die Dattelpalme ist ein wichtiger Kulturbaum Afrikas und Arabiens, für deren Landschaftsbilder er charakteristisch ist. Er wird aber als Zierpflanze und der Blätter halber, welche man