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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pisek; Pishma; Pisidien; Pisino; Pisistratus; Pisko; Piskopi; Piso

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Pisek - Piso.

gestampfte Steine aus trockner Erde, die zur Herstellung von Mauern und Wänden dienen, die eine große Tragfähigkeit nicht zu entwickeln haben und der Nässe nicht ausgesetzt sind. Zum Kalksandpiseebau verwendet man reinen grobkörnigen Mauersand, welcher mit so viel Kalk gemischt wird, als gerade erforderlich ist, um die Zwischenräume zwischen den Sandkörnchen auszufüllen. Bei Stallgebäuden, oder wo man feuchten Grund hat, führt man ein Fundament von Back- oder Feldsteinen auf und gleicht im letztern Fall die obere Fläche durch eine Schicht Backsteine ab. Hierauf stampft man die Masse in 8-10 cm starken Schichten in die Form ein, bis sie damit gefüllt ist, stellt dann eine zweite Form auf, füllt diese ebenfalls, entfernt nun die erste, stellt sie vor der zweiten auf u. s. f. Den zweiten Umgang macht man besser am zweiten Tag nach dem ersten, doch muß die zubereitete Masse stets an demselben Tag verarbeitet werden. Frische Arbeit ist vor Regenwetter zu schützen. Gute Resultate liefert auch der von Bernhardi Angeführte Kalkziegelbau. Vgl. Engel, Der Kalksandpiseebau (3. Aufl., Leipz. 1865); Bernhardi, Kalkziegelfabrikation und Kalkziegelbau (4. Aufl., Eilenb. 1873).

Pisek, Stadt im südlichen Böhmen, rechts an der Wotawa, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Rakonitz-Protiwin und P.-Tabor-Iglau, ist mit Mauern umgeben, hat 4 Vorstädte, eine alte steinerne Brücke, eine Dekanatskirche, Überreste des alten königlichen Schlosses, ein ansehnliches Rathaus und (1880) 10,596 Einw. P. hat eine Eisen- und Messinggießerei und Hammerschmiede, Fabriken für Schuhwaren, Hüte und Papier, Bierbrauerei, Steinbrüche (böhmischer Feldspat) etc. und besitzt ein Staatsobergymnasium, eine Oberrealschule, eine Ackerbauschule, eine Kinderbewahranstalt, ein Staatshengstedepot etc. Die Stadt, welche Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Kreisgerichts ist, gehört zu den reichsten Gemeinden Österreichs und besitzt namentlich ausgedehnte Waldbestände. Sie verdankt ihren Ursprung früher hier betriebenen Goldwäschereien und war ehemals befestigt. Im Dreißigjährigen Krieg hat sie sehr gelitten.

Pishma, zwei Flüsse in Rußland: 1) linker, schiffbarer, 245 km langer Nebenfluß der Petschora im Gouvernement Archangel;

2) rechter, flößbarer, 190 km langer Nebenfluß der Wjatka in den Gouvernements Kostroma und Wjatka.

Pisidien, Landschaft im südlichen Kleinasien, war im Perserreich mit dem östlich angrenzenden Lykaonien zu einer Satrapie, später mit Pamphylien vereinigt und bildete erst seit der neuen Einteilung des römischen Reichs unter Konstantin eine eigne Provinz. Gegen O. grenzte das rauhe, wasserarme, schwer zugängliche Land an Isaurien und Kilikien, gegen S. an Pamphylien, gegen W. an Lykien und Karien, gegen N. an Phrygien. Von dem die Landschaft durchziehenden Gebirge, dem hohen und rauhen Hauptzweig des Taurus, strömen die Flüsse Katarrhaktes, Kestros, Eurymedon und Melas durch P. und Pamphylien in den Pamphylischen Meerbusen. Im nördlichen Teil der Landschaft liegen große Salzseen. Die Einwohner, Pisider, von deren Nationalität nur feststeht, daß sie weder zur arischen noch zur semitischen Völkerfamilie gehörten, waren ein tapferes, freiheitliebendes Bergvolk, das die umwohnenden Völker häufig durch Einfälle beunruhigte und selbst nie von fremden Eroberern unterworfen ward, wenn das Land auch später eine römische Provinz hieß. Die namhaftesten, durchweg hoch gelegenen Städte waren: Sagalassos, Termessos, Kremna, Selge und Pednelissos. Daß griechische Sprache und Kunst hier eingedrungen, bezeugen deren meist gut erhaltene Reste aus der römischen Kaiserzeit.

Pisino (Mitterburg), Stadt im österreich. Kronland Istrien, an der Fluva und der Bahnlinie Divazza-Pola gelegen, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein deutsches Staatsobergymnasium, ein Franziskanerkloster, mehrere Wohlthätigkeitsanstalten (Mosconisches Institut), ein altes Schloß (einst Sitz der Grafen von Istrien) und (1880) 3346 Einw.

Pisistratus, s. Peisistratos.

Pisko, Franz Joseph, Physiker, geb. 10. Juni 1828 zu Neurausnitz bei Brünn, studierte seit 1846 in Wien Philosophie, die Rechte, dann Naturwissenschaft, speziell Physik, ward 1852 Lehrer der Physik in Brünn, 1856 an der Oberrealschule in Wien und erhielt 1870 die Professur der Physik an der technischen Militärakademie in Wien. 1872-82 war er Direktor der Staatsoberrealschule zu Sechshaus bei Wien. 1882 trat er, zum Regierungsrat ernannt, in den Ruhestand und starb 26. Juni 1888 in Aussee. Er schrieb: "Foucaults Beweis für die Achsendrehung der Erde" (Brünn 1853); "Die Fluoreszenz des Lichts" (Wien 1861); "Die neuern Apparate der Akustik" (das. 1865); "Licht und Farbe" (2. Aufl., Münch. 1876). Auch lieferte er mehrere verbreitete Lehrbücher der Physik für verschiedene Stufen des Unterrichts und bearbeitete die 3. Auflage von Heßlers "Lehrbuch der technischen Physik" (Wien 1866, 2 Bde.). Auf den Weltausstellungen von 1862 und 1867 lieferte P. Berichte über die physikalischen und allgemeinen Lehrmittel (Wien 1863 u. 1867); auf der Wiener Weltausstellung 1873 war er Juror für den Unterricht, und als Mitglied der Kommission der internationalen elektrischen Ausstellung in Wien (1883) lieferte er den Bericht über die Fernsprecher.

Piskopi, Insel, s. Tilos.

Piso, Beiname einer Familie des römisch-plebejischen Geschlechts der Calpurnier, mit den weitern Beinamen Cäsoninus oder Frugi. Lucius P. Cäsoninus, Prätor 61 v. Chr., verheiratet seine Tochter Calpurnia 59 an Julius Cäsar und erhielt durch dessen Einfluß 58 das Konsulat. Da er des Clodius feindselige Maßregeln gegen Cicero begünstigte, ward er 55 von diesem in einer noch erhaltenen Rede wegen schlechter Verwaltung der Provinz Makedonien im Senat heftig angegriffen. Im J. 50 war er Zensor; 49 suchte er die aristokratische Partei vergeblich zu einem friedlichen Vergleich mit Cäsar zu bewegen, wie auch seine Bemühung, nach Cäsars Ermordung den Frieden zu erhalten, fruchtlos war. Die Zeit seines Todes ist unbekannt. Sein Sohn Lucius Calpurnius P. Cäsoninus, Konsul 15 v. Chr., Günstling des Augustus, als dessen Legat er 11 v. Chr. die Thraker besiegte, und des Tiberius, der ihm 17 n. Chr. die Präfektur der Stadt übertrug, starb, 80 Jahre alt, 32 n. Chr. und ist vermutlich der P., an den und dessen Söhne Horatius seine "Epistel über die Dichtkunst" richtete. Lucius Calpurnius P., mit dem Beinamen Frugi (der "Biedere"), gab als Volkstribun 149 v. Chr. das erste Gesetz gegen Erpressungen (lex Calpurnia repetundarum), kämpfte 133 gegen die Sklaven in Sizilien und verfaßte eine Geschichte Roms, von welcher noch einige Bruchstücke (in Peters "Historicorum romanorum reliquiae", Bd. 1, 2. Aufl., Leipz. 1887) vorhanden sind. Gnäus Calpurnius P. war 7 v. Chr. mit Tiberius Konsul und erhielt von diesem 18 n. Chr. Syrien zur Verwaltung. Es wurde ihm schuld gegeben, daß er den