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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Plötz; Plötze; Plötzensee; Plötzkau; Ploug; Ployieren; Plozk

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Plötz - Plozk.

reinen, d. h. von allen Antrieben der Sinnlichkeit freien, Handelns, welches auf unmittelbarem Einssein des menschlichen und göttlichen Willens beruht, und endet dort wie hier in dem (wenigstens temporären) ungeschiedenen Zusammenfallen des Menschen mit Gott in ekstatischer Verzückung. P. selbst soll nach der Versicherung des Porphyrius diesen Zustand im ganzen viermal erreicht haben. Mit dieser Lehre verknüpfen sich weiter manche phantastische Vorstellungen, so die Annahme einer Seelenwanderung, Götter- und Dämonenlehre. Auch der Mantik und Astrologie redete er das Wort. P.' Philosophie war der letzte für die Nachwelt verhängnisvoll gewordene Versuch des griechischen Geistes, das Rätsel der Welt, statt, wie bisher, auf dem natürlichen Weg der Erfahrung und Vernunft, auf dem übernatürlichen der Mystik und einer intellektualen Anschauung zu lösen, dessen schwer wiegende Folgen in der Philosophie des Christentums und in der Theosophie des neuen deutschen Idealismus sich fühlbar gemacht haben. Vgl. Neuplatonismus. Litteratur: Kirchner, Die Philosophie des P. (Halle 1854); Brenning, Die Lehre vom Schönen bei P. (Götting. 1864); Richter, Neuplatonische Studien (Halle 1864-67, 5 Hefte); H. v. Kleist, Plotinische Studien (Heidelb. 1884).

Plötz, Karl, Schulmann, geb. 8. Juli 1819 zu Berlin, besuchte die dortige Universität, ging 1840 auf einige Jahre nach Paris, um Französisch zu studieren, und wirkte nach seiner Rückkehr als Lehrer am Französischen Gymnasium zu Berlin, später am Catharineum in Lübeck, von wo er 1852 an die erstgenannte Lehranstalt zurückkehrte. Infolge eines Konflikts legte er 1860 seine Stellung nieder, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Schon 1847 hatte er mit dem "Vocabulaire systématique" seine Thätigkeit für den französischen Unterricht eröffnet. 1848 erschienen das "Elementarbuch der französischen Sprache" und die "Schulgrammatik", welche die Seidenstickersche Methode vervollkommt durchführten; 1851 die "Französische Chrestomathie", Werke, die allmählich eine ungemeine Verbreitung erlangten. Zugleich dehnte er seine Methode auf lateinische und geschichtliche Lehrbücher aus. Zu seinen letzten Veröffentlichungen gehörten: "Kurzgefaßte systematische Grammatik der französischen Sprache" (1877) und "Methodisches Lese- und Übungsbuch" (1878). Er starb 6. Febr. 1881 in Görlitz. Einen Abriß von P.' Leben schrieb G. v. Loeper (Berl. 1881).

Plötze, s. Rohrkarpfen.

Plötzensee, Kolonie im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Niederbarnim, am Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal, hat ein großes Strafgefängnis (für ca. 1500 Gefangene), ein Siechenhaus, ein Magdalenen- und ein Johannesstift und (1885) 2800 Einwohner.

Plötzkau, Marktflecken im anhalt. Kreis Bernburg, an der Saale, hat eine alte Kirche, ein Schloß, eine Zuckerfabrik und (1885) 1534 Einw.; war 1603-65 Sitz der Linie Anhalt-Köthen-P.

Ploug, Parmo Karl, dän. Dichter und Politiker, geb. 29. Okt. 1813 zu Kolding, wo der Vater Adjunkt an der Gelehrtenschule war, studierte von 1829 an in Kopenhagen Philologie, wandte sich bald aber ganz der Litteratur zu. Nachdem lustige Studentenlieder (unter dem Namen Poul Rytter) Beifall gefunden hatten, schrieb er für die dramatischen Vorstellungen seiner Kommilitonen die kecken, mutwilligen "Attellaner", worin er sich mit beißender Satire über die politischen und litterarischen Zustände seiner Zeit erging. Die nordische Einheitsidee wurde ihm zum leitenden Gedanken für all sein Thun und Schaffen und von ihm auch als Redakteur des "Fädreland" (seit 1841) mit Nachdruck vertreten. Als Dichter ist P. durchaus Gelegenheitsdichter. Waren die beiden ersten Sammlungen seiner "Viser og Vers" noch für einen engern Kreis bestimmt gewesen, so bahnten sich seine "Samlede Digte" (Kopenh. 1862) vermöge der ihnen eignen Kraft und Frische bald auch den Weg zum Volk im weitesten Sinn. In den Gedichten an seine Frau tritt dann auch das erotische Element in sein Recht, und diese "Nyere Sange og Digte" (1868) sowie die "Nye Digte" (1883), denen eine Gesamtausgabe seiner frühern Gedichte (1876) vorherging, bieten manche Perle dänischer Dichtkunst. P. hat auch als praktischer Politiker, so namentlich als Mitglied des Folkethings 1854-57 und seit 1859 als Mitglied des Landsthings, gewirkt.

Ployieren (franz., spr. ploaji-), zusammenfalten.

Plozk (Plock), russisch-poln. Gouvernement, grenzt nördlich an Ost- und Westpreußen, im übrigen an die Gouvernements Lomsha und Warschau (von letzterm durch die Weichsel getrennt) und hat einen Flächenraum von 10,877,7 qkm (197,5 QM.). Das Land ist eben; außer der Weichsel sind bedeutendere Flüsse Wkra, Drewenz, Narew, Vrshytsch, von welchen eigentlich nur die Weichsel u. der Narew schiffbar sind; auf den andern kann nur Holz geflößt werden. Die Drewenz bildet auf 51 km die Grenze des Gouvernements gegen Preußen. Der Boden ist zum Teil fruchtbar, zum Teil sandig und morastig. Fast 20 Proz. desselben bedecken Wälder, 15 Proz. sind Wiesenland. Die Einwohner, an Zahl 1885: 571,656, d. h. 52 pro QKilometer, zerfallen in Katholiken, Juden, Protestanten, Reformierte und Griechisch-Katholische. Die Zahl der Gebornen betrug 1885: 24,393, der Gestorbenen 17,121, der Eheschließungen 4807. Die hauptsächlichste Produktion zeigt der Ackerbau, der aber nicht sehr hoch in der Entwickelung steht. Die Dreifelderwirtschaft ist die verbreitete, der Fruchtwechsel nur auf größern Gütern eingeführt. Mit der Zucht veredelter Schafe befassen sich nur die größern Güter; man rechnete 1878: 18,600 Pferde, 202,200 Stück Hornvieh, 149,300 Stück gewöhnliche Schafe, 208,000 feinwollige, 106,000 Stück Borstenvieh; Ziegen, Esel, Maulesel in geringen Mengen. Die Forstwirtschaft ist vernachlässigt. Industrielle Etablissements gab es 1884: 361 mit 2872 Arbeitern und 4,806,000 Rubel Produktion, deren Absatz sich auf das Gouvernement beschränkt. Ausgeführt werden Getreide, Spiritus, Häute, Holz und Vieh; eingeführt werden namentlich Kolonialwaren, Thee, Wein, seidene und baumwollene Gewebe, Porzellan. Größere Umsätze im Binnenhandel finden auf den Jahrmärkten statt, deren 170 abgehalten werden. Unterrichtsanstalten gab es 1885: 311 mit 16,944 Schülern, unter welchen 2 Mittelschulen und 2 Fachschulen (ein geistliches und ein Lehrerseminar) sich befinden. Das Gouvernement zerfällt in acht Kreise: Lipno, Mlawa, Plonsk, P., Praßnysch, Rypin, Serpez und Zjechanow. Es gehörte zur Zeit der preußischen Herrschaft zur Provinz Ostpreußen, bildete dann im Großherzogtum Warschau das Departement P. und war bis 1845 Woiwodschaft. Das jetzige Gouvernement ist aus dieser Woiwodschaft; dem Lande Dobrzyn und einem Teil von Masovien gebildet (s. Karte "Polen"). - Die gleichnamige Hauptstadt, auf dem steilen rechten Weichselufer 101 m ü. M. gelegen, besteht aus der Alt- und Neustadt, welch letztere erst am Ende des 18. Jahrh. angelegt wurde, und ist Sitz eines Bischofs und eines Domkapitels. Die Stadt hat 4 (früher 15) Kirchen (dar-^[folgende Seite]