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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pyrenäische Halbinsel; Pyrenäischer Friede

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Pyrenäische Halbinsel - Pyrenäischer Friede.

sandsteinformation, die Kalke, auch Kalkschiefer, dem Jura, zumeist den Liasbildungen, an. Darüber folgen Kreideschichten, meist Hippuritenkalke, und Nummulitengebirge. Mehr untergeordnet sind kristallinische Gesteine; doch unterbrechen einige granitische Zentralmassen noch im äußersten Westen, wie der 800 m hohe Monte de la Haya bei Irun, die sanften Linien des Gebirges. Über diesen Teil führen außer zahlreichen Saumwegen fahrbare Straßen hinüber, die von Bayonne über Elisondo und die über St.-Jean Pied de Port und die uralte Abtei Roncesvalles nach Pamplona, dann die Straße und Eisenbahn von Bayonne nach Irun. In diesem Westende mit seinem kühlern, regenreichern, ozeanischen Klima ist die Bevölkerung am dichtesten und industriereichsten, indem namentlich auch die weitverbreiteten und reichen Eisenerze zu ausgedehnter Eisenindustrie Anlaß geben. In den engen Thälern hat sich zu beiden Seiten der Gebirge in den Basken (s. d.) der Rest der ältesten Bevölkerung Europas erhalten. Mit dem 2504 m hohen Pic d'Anie an der Grenze Aragoniens und Navarras beginnen von W. her die hohen pittoresken Piks der Hoch- oder Zentralpyrenäen. Während im W. öfters der rote Sandstein bis zur Wasserscheide reicht, sind es in den Zentralpyrenäen teilweise sogar die Kreide- und Nummulitenbildungen, welche neben ältern Gebilden (Silur und Devon) und den Granitkegeln die Wasserscheide bilden. Östlich vom Col de Somport (1640 m) erhebt sich der 2885 m hohe Pic du Midi d'Ossau oder von Pau; er besteht aus sonst in den P. nicht eben verbreiteten Quarzporphyr. Von da bis zu dem Port de Perche in der Cerdagne zwischen Perpignan und Urgel bilden die P. die mächtige, noch von keiner Straße überstiegene Grenzmauer zwischen Frankreich und Spanien, mit ihren hohen, meist beschwerlichen, teilweise selbst gefährlichen Fußsteigen und Saumwegen, während die nördlich vorliegenden Ketten durch die zahlreichen Querthäler des Gave de Pau und der Garonne, auch der Ariége zerstückelt sind. - In dem südlichen Grenzgebirge erheben sich der Vignemale 3290 m, der Marboré 3253 m und der Montperdu 3352 m, an deren Westabhang die Rolandsbresche über die P. führt. Der bequemste jener hohen Saumsteige ist der Port de Venasque, welcher ins Thal von Bagnères de Luchon führt. Nach O. hin folgt die massenhafteste und höchste Gipfelerhebung der P., die Maladetta, deren schneebedecktes Granitmassiv aus der Mitte eines Zirkus von öden Kalkgebirgen aufsteigt und mit seinem höchsten Gipfel, dem Pic d'Anethou (s. d.), sich bis zu 3404 m erhebt. Vor dem Einschnitt der Cerdagne hat der Pic de Montcalm noch 3080 m Höhe. Südöstlich davon liegt die Republik des Andorrathals. Zu den merkwürdigsten Höhen der Vorderreihe der Zentralpyrenäen gehört der aussichtsreiche Pic du Midi de Bigorre von 2877 m Höhe. In ihrem westlichen Teil zeigen die Zentralpyrenäen ihre großartigste Gebirgsnatur, den raschesten Wechsel enger, tiefer Felsschluchten und weiter, lieblich angebauter oder wilder Thäler; auch findet sich hier die Form der Zirkusthäler am ausgeprägtesten. Hier finden sich Schneefelder und hoch gelegene, schwer zugängliche Gletscher, Wasserfälle sowie auch die größten Kontraste in der Vegetation (neben dem lieblichen Kampanerthal zieht sich das öde von Barèges hin), hier auch die besuchtesten Bäder (Eaux-Chaudes, Eaux-Bonnes, Cauterets, Barèges, Bagnères de Bigorre, Bagnères de Luchon). Jenseit der Quellen des Têt und Segre folgen die Ostpyrenäen, welche sich im Puigmal bis 2909 m und in den nördlichen französischen Ausläufern in dem schneebedeckten, in seiner Isolierung imposanten Canigou bis zu 2785 m erheben. Noch mit 650 m Höhe erreicht das Gebirge unter dem Namen Monts Albères das Mittelmeer. Gegen S. sendet es zahlreiche Bergketten nach Katalonien aus, so die das Segrethal südwestlich begleitende Sierra de Cadi (2535 m), die Gruppe des Monseny (1699 m), des Montserrat (1238 m) etc. Nordostwärts erweitert sich das Gebirge durch die Vorlage des Berglandes der Corbières (vgl. Frankreich, S. 514). Über das Ende der Ostpyrenäen führt die schon von den Römern angelegte Hauptstraße der P. über den niedrigen Col le Perthus, und am Abfall gegen das Mittelländische Meer wird das Gebirge von der Eisenbahn Perpignan-Barcelona durchbrochen. Das Klima ist am Fuß der P. mediterran. Im Hochgebirge bleibt der Schnee von September bis Juni liegen. Die Niederschläge sind bedeutend. Die Flora der P. zeigt mit den Alpen große Ähnlichkeit, obschon sie auch an eigentümlichen Pflanzen reich ist. Jene Ähnlichkeit führt zu derselben Regioneneinteilung wie bei den Alpen: die alpinische Region, die Region der Sträucher, die Region der Nadelbäume und die Region des Laubholzes. An der Nordseite steigen die Bäume nur bis 2080 m, an der Südseite bis 2240 m ü. M. Eiche und Buche bilden die Laubwälder, tiefer abwärts tritt die Kastanie auf; aber die Pracht der Wälder, welche in den Alpen entzückt, findet man nur im westlichen Ende des Gebirges. Die Flora zeigt überhaupt, besonders im feuchtkühlern Westen, fast ganz den mitteleuropäischen Charakter. In den Regionen der Eiche und der Buche werden die nordeuropäischen Getreidearten gebaut, in der Region der Kastanie auch Mais und Wein, der namentlich auf den Vorbergen der östlichen P., in der französischen Landschaft Roussillon, ein vorzügliches Gewächs liefert. Hier wie an den kahlen südöstlichen Höhen ist es auch, wo die Kultur des Ölbaums, wie in der Provence und dem übrigen Südfrankreich, neben dem Weinbau einen der wichtigsten Nahrungszweige bildet. Von den P. haben drei französische Departements: Ober-, Nieder- und Ostpyrenäen (s. diese Artikel), ihren Namen. Vgl. Perret, Les Pyrénées françaises (Poitiers 1881-84, 3 Bde.); Joanne, Les Pyrénées (Reisehandbuch, 5. Aufl., Par. 1884); Gsell Fels, Südfrankreich (in "Meyers Reisebüchern"); Taine, Voyage aux Pyrénées (10. Aufl., Par. 1885; auch von Doré illustriert); Prarond, Les Pyrénées (das. 1877); Cénac-Moncaut, Histoire des peuples et des États pyrénéens (3. Aufl., das. 1874, 4 Bde.); Philippe, Flore des Pyrénées (Bagnères de Bigorre 1860, 2 Bde.); Penck, Die Eiszeit in den P. (Leipz. 1885). Die Veröffentlichung einer Karte der P. hat der Club alpin français, welcher sich hauptsächlich der touristischen Erschließung des Gebirges widmet, seit 1882 in Angriff genommen.

Pyrenäische Halbinsel (Iberische Halbinsel), die südlich und südwestlich von den Pyrenäen gelegenen. Königreiche Spanien und Portugal.

Pyrenäischer Friede, der zwischen Frankreich und Spanien auf der Fasaneninsel im Bidassoafluß 7. Nov. 1659 abgeschlossene Friede, welcher den seit 1635 geführten Krieg beendete. Spanien mußte an Frankreich die Grafschaften Roussillon und Conflans nördlich der Pyrenäen, welche nun die Grenze bildeten, in den Niederlanden aber Artois und Teile von Flandern und Luxemburg abtreten; ferner erhielt Frankreich Stenay in Lothringen und Pignerol, den Schlüssel von Italien. Dafür gewährte Lud-^[folgende Seite]