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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Regenmesser; Regenpfeifer

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Regenmesser - Regenpfeifer.

man durch starke Feuer einen kräftig aufsteigenden Luftstrom erzeugt.

Regenmesser (Udometer, Ombrometer, Hyetometer, Pluviometer), Apparat zur Messung der Mengen der atmosphärischen Niederschläge (Regenhöhe), vorzugsweise des Regens (s. d.) und Schnees. Es gibt eine große Anzahl verschiedener R., von denen diejenigen mit von den Apparaten getrennten Meßgläsern die gebräuchlichsten sind. Diese Art R. besteht aus einem quadratischen oder auf Empfehlung des Wiener Meteorologenkongresses (1873) jetzt meist aus einem runden Auffangegefäß, aus welchem das Regen- oder geschmolzene Schneewasser mittels eines unter ihm angebrachten Trichters und einer Röhre von verhältnismäßig kleinerm Durchmesser in das Sammelgefäß geleitet wird, wo es gegen Verdunstung geschützt ist. Um nun die Regenhöhe (s. Regen) zu finden, leert man den Inhalt des Sammelgefäßes des Regenmessers durch einen Hahn in ein mit einer Skala versehenes Meßglas. Die Skala ist so eingerichtet, daß man entweder die Regenhöhe unmittelbar an ihr ablesen kann, oder daß man das Volumen des gefallenen Wassers abliest und aus ihm und der Größe der obern Öffnung des Auffangegefäßes die Regenhöhe berechnet. Der R. muß an einem Ort aufgestellt werden, wo der Niederschlag von allen Seiten freien Zutritt hat; am zweckmäßigsten ist ein ebener Gartengrund oder ein geräumiger Hof; die Höhe des obern Randes des Auffangegefäßes über dem Boden muß 1-1½ m betragen. Wird der R. höher aufgestellt, so erhält man zu wenig Niederschlag (bis 12 Proz. und weniger bei einer Höhe von 28 m über dem Boden); daher ist die Anbringung des Regenmessers auf dem Dach eines Hauses, wie sie früher allgemein gebräuchlich war, fehlerhaft (vgl. Regen). Wird dagegen der R. niedriger als 1 m angebracht, so kann er bei großem Schneefall leicht verschneien. Außerdem muß die Oberfläche des Regenmessers genau horizontal eingestellt sein. Am zweckmäßigsten ist es, wenn die Regenmenge nach jedem Regen oder Schneefall gemessen wird; doch genügt es im allgemeinen, wenn die Bestimmung der Regenhöhe täglich einmal erfolgt. Selbstregistrierende R. (Ombrographen) sind mehrfach konstruiert, und der nach dem System Hottinger hat in letzter Zeit eine ziemlich weite Verbreitung erfahren. Das Prinzip, auf welchem derselbe beruht, ist, wie bestehende Zeichnung veranschaulicht, das der einfachen Federwage. Aus dem trichterförmigen, mit kreisrunder Öffnung versehenen Auffangegefäß A gelangt das Wasser durch die Öffnung a in die Umkippschale b. Mit dieser ist ein cylindrischer Stahlstab fest verbunden, der an seinem untern Ende einen Registrierstift l trägt und sich mit diesem auf eine Spiralfeder H stützt. Das obere Ende der Spiralfeder ist an die Regulierschraube f angelötet, innerhalb deren der Stahlstab sich frei und ohne Reibung verschieben kann. Letztere hat den Zweck, je nach Bedürfnis die Feder mit dem Registrierstift etwas heben oder senken zu können. Ist die Umkippschale, deren Kapazität gerade 500 g beträgt, wasserleer, also unbelastet, so zieht die Feder den Farbenschreiber nach oben, so daß er gerade über der obersten Horizontalen der Registriertrommel k steht, welche sich ihrerseits durch die Uhr m in 24 Stunden je einmal um ihre Achse dreht, und deren aus Papier gebildete Oberfläche in 24 Abschnitte zerfällt, von denen jeder wieder in sechs Unterabteilungen, jede zu 10 Minuten, zerlegt ist. Wird die Schale b durch den in sie gelangenden Regen mehr und mehr belastet, so gibt die Feder nach, der Registrierstift sinkt und markiert auf der Trommel k einen um so tiefer liegenden Punkt, je mehr Wasser sich in dem Auffangegefäß befindet. Ist die Umkippschale b, welche belastet ein kleines Drehungsmoment nach rechts besitzt, mit Wasser gefüllt, und hat der Farbenschreiber seine tiefste Lage erreicht, so entleert sich die erstere automatisch ins Ablaufgefäß d, indem ein Ausschaltehebel c an die Schraube e stößt, worauf der Schreibstift wieder durch die Spiralfeder bis zu seinem höchsten Punkt emporgehoben wird. Da auf dem Papier der Registriertrommel die Stunden verzeichnet stehen und aus der vom Stift verzeichneten Kurve die durch die verschieden große Regenmenge bedingte Stellung des Instruments ersichtlich ist, kann Größe, Zeit und Dauer des Niederschlags abgelesen werden.

^[Abb.: Hottingers selbstregistrierender Regenmesser.]

Regenpfeifer (Charadrius L.), Gattung aus der Ordnung der Stelzvögel und der Familie der R. (Charadriidae), kurz- und dickhalsige, großköpfige Vögel von geringer Größe, mit mäßig langem, starkem, an der Wurzel weichem, an der Spitze kolbigem Schnabel, mittelhohen, an der Ferse etwas verdickten, dreizehigen Füßen, ziemlich großen, schmalen, spitzen Flügeln und ziemlich kurzem, abgerundetem Schwanz. Sie sind vorzüglich abends thätig, bei gewitterschwüler Luft sehr unruhig, lassen dann besonders ihre pfeifende Stimme hören und haben daher ihren Namen. Die 3-4 Eier werden von beiden Eltern ausgebrütet. Der Goldregenpfeifer (Goldkiebitz, Brachhühnchen, Dütvogel, Saatgrille, C. pluvialis L., s. Tafel "Watvögel I"), 26 cm lang, 58 cm breit, oben schwarz, goldgrüngelb gefleckt, Stirn, Hals-, Brust- und Bauchseiten und Steiß weiß, Gesicht, Vorderhals, Brust und Bauch schwarz, Schwingen schwarz, goldgrün quergestreift, Schwanz braunschwarz, heller gebändert, mit dunkelbraunen Augen, schwarzem Schnabel und schwarzgrauen Füßen, bewohnt den Norden der Alten und Neuen Welt, die Tundra, durchzieht Deutschland im September und