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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ricercar; Rich; Richard

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Ricercar - Richard.

thek" mitgeteilt hat; ferner: eine klassische "Histoire du théâtre italien" (das. 1727-31, 2 Bde.); "Pensées sur la déclamation" (das. 1737); "De la reformation du théâtre" (neue Ausg., das. 1767); das Lehrgedicht "Dell' arte rappresentativa" (das. 1728) u. a. - Auch sein Sohn Antonio Francesco, geb. 1707 zu Mantua, wirkte von 1726 bis 1750 auf dem italienischen Theater in Paris, schrieb ebenfalls mehrere Lustspiele; starb 15. Mai 1772. Dessen Gattin Marie Jeanne Laboras de Mézières, geb. 1714 zu Paris, gest. 6. Dez. 1792, trat mit Erfolg als Romanschriftstellerin im britischen Geschmack auf. Ihre "Œuvres" erschienen in neuer Ausgabe 1818, 6 Bde.; 1826, 9 Bde. und 1865 in 1 Band.

Ricercar (Ricercare, Ricercata, ital., spr. ritsch-), älterer Name der Fuge, schon zu einer Zeit, wo sich deren Form erst herauszubilden anfing. So kommt im 16. Jahrh. der Name R. für Gesangstücke vor, die in der damals üblichen Weise imitatorisch kontrapunktiert sind, und unter den Erstlingen der Klavier- und Orgelkomposition finden wir Ricercari von noch freierer Faktur, die ebensogut Toccate oder Fantasie, Capricci oder Sonate heißen könnten. In neuerer Zeit versteht man unter R. eine besonders kunstvoll gearbeitete Fuge mit Augmentationen, Inversionen etc.

Rich., bei botan. Namen Abkürzung für L. C. M. Richard, geb. 1794, Professor in Paris, gest. 1821 daselbst. Sein Sohn Achilles (A. R.), geb. 1794, Nachfolger des Vaters, starb 1852 daselbst (australische, indische, abessinische Pflanzen).

Richard (v. altd. rîh, Herrscher, und hart, stark, "Herrschgewaltiger"), 1) Graf von Cornwallis und von Poitou, römisch-deutscher König, der Sohn Johanns ohne Land, geb. 1209 zu Winchester, wurde 1225 von seinem Bruder Heinrich III. von England zum Grafen von Cornwallis ernannt, erwarb 1226 Poitou, nahm 1236 das Kreuz, schiffte sich 1240 nach Ptolemais ein, vermochte dort aber wenig auszurichten und langte 1242 wieder in London an. 1250 bereits trat er in Lyon mit Papst Innocenz IV. in Verbindung, wies zwar 1252 die sizilische Krone, die ihm dieser anbot, zurück, nahm aber nach dem Tod Wilhelms von Holland die deutsche Königswürde, die ihm der Erzbischof von Köln anbot, an und wurde 13. Jan. 1257 von diesem und einigen andern durch große Summen erkauften Fürsten gegen Alfons von Kastilien erwählt und 17. Mai zu Aachen gekrönt. Nachdem indes seine Geldmittel erschöpft waren, kehrte er im Januar 1259 heim. 1260 kam er wieder nach Deutschland, schrieb einen Reichstag aus und erließ Gesetze gegen die Raubritter. Hierauf verließ er Deutschland abermals und kehrte erst 1262 dahin zurück, gab Steiermark an Ottokar von Böhmen zu Lehen und bestätigte die Privilegien Straßburgs, Hagenaus und andrer Reichsstädte. Die im Innern Englands ausgebrochenen Unruhen riefen ihn dorthin, er geriet aber in der Schlacht von Lewes 14. Mai 1264 in die Gefangenschaft Simons von Montfort und wurde 16 Monate in strenger Haft gehalten. Endlich erschien er 1268 nochmals in Deutschland, hielt einen Reichstag in Worms und erließ Gesetze über die Rheinschiffahrt. Nach England zurückgekehrt, starb er 2. April 1272 daselbst und wurde in der von ihm gegründeten Abtei Hayles beigesetzt. R. war durch Ausbeutung der Blei- und Zinngruben in Cornwall seiner Zeit der reichste Fürst der Christenheit. Vgl. Gebauer, Leben und denkwürdige Thaten Richards, erwählten römischen Kaisers (Leipz. 1744, 4 Bde.); Koch, R. von Cornwall (Straßb. 1888 ff.); Busson, Die Doppelwahl vom J. 1257 (Münst. 1866).

Könige von England: 2) R. I., Löwenherz, Sohn König Heinrichs II. von England u. der Eleonore von Poitou, geb. 8. Sept. 1157 zu Oxford, bekriegte auf Anstiften seiner Mutter den Vater und bestieg nach dessen Tod 1189 den Thron. 1190 unternahm er mit Philipp II. August von Frankreich einen Kreuzzug. Den ersten Winter brachten sie auf Sizilien zu, wo ihnen König Tankred gute Aufnahme zu teil werden ließ; allein durch Richards Stolz und Übermut wurde das gute Einverständnis der drei Könige bald gestört. Am 3. Okt. 1190 erhoben sich die Bürger von Messina gegen ihn, worauf R. die Stadt erstürmen ließ; bald darauf kam es zum Bruch zwischen ihm und Philipp August; R. löste seine Verlobung mit Alice, der Schwester des französischen Königs, und während dieser 30. März 1191 nach Ptolemais aufbrach, verlobte er sich mit Berengaria, der Tochter Sanchos I. von Navarra. Mit dieser segelte er 10. April mit 250 Schiffen von Sizilien ab, unterwarf im Mai Cypern, dessen Fürst Isaak, aus dem byzantinischen Kaiserhaus der Komnenen, einige an diese Insel verschlagene britische Schiffe geplündert hatte, eignete sich die dortigen reichen Schätze zu und legte den gefangen genommenen "Kaiser" in (silberne) Fesseln. Nachdem er sich mit Berengaria vermählt hatte, verließ er 15. Juni Cypern und traf 8. Juli im Hafen von Akka ein, das 12. Juli 1191 erobert ward. Bald aber brachen neue Zwistigkeiten zwischen R. und Philipp August aus. Philipp August kehrte daher nach Frankreich zurück; R. aber setzte im Verein mit 10,000 Franzosen, die unter dem Herzog von Burgund standen, den Kampf fort, erfocht 7. Sept. einen glänzenden Sieg über Saladin bei Arsuf und bemächtigte sich Jafas und Askalons. Nachdem er die Krone von Jerusalem seinem Schwestersohn, dem Grafen Heinrich von Champagne, verliehen hatte, während er Lusignan mit Cypern abfand, schiffte er sich nach Abschluß eines dreijährigen Waffenstillstandes mit Saladin 9. Okt. 1192 zu Ptolemais nach Europa ein. Von einem Sturm an die Küste von Aquileja verschlagen, wollte er als Pilger den Weg zu Lande fortsetzen, wurde aber 21. Dez. in Erdburg bei Wien erkannt und fiel in die Hände des Herzogs Leopold VI. von Österreich, den er vor Akka tödlich beleidigt hatte, und der ihn daher auf die Burg Dürnstein in Haft brachte. Der deutsche Kaiser Heinrich VI. nötigte zwar Leopold zur Auslieferung Richards gegen das Versprechen von 50,000 Mark, aber nur, um selbst von dem Gefangenen ein noch größeres Lösegeld zu erpressen. Darauf kam R. auf das Schloß Trifels, später nach Worms in enge Haft, wurde aber seinem Stand gemäß behandelt. Erst nachdem er die Oberhoheit des Kaisers anerkannt, diesem gehuldigt und sich zur Zahlung eines Lösegeldes von 150,000 Mark Silber verpflichtet hatte, von denen zwei Drittel gleich gezahlt wurden, erhielt er 4. Febr. 1194 seine Freiheit wieder. Die Erzählung, daß ihn sein Minstrel Blondel befreit habe, gehört in das Reich der Sage. Bei seiner Ankunft in England 13. März 1194 fand er ein Bündnis seines Bruders Johann ohne Land und Philipp Augusts zu seiner Entthronung. R. ließ sich 17. April 1194 zum zweitenmal in Winchester krönen, brachte durch Erpressung genügendes Geld zusammen und setzte alsdann nach der Normandie über. Alsbald unterwarf sich Johann, dem R. großmütig verzieh; der Kampf mit Philipp August aber zog sich ohne entscheidende Schläge unter fortwährenden Scharmützeln und Belagerungen noch über vier Jahre hin, bis endlich 13. Jan. 1199 durch Vermittelung des Papstes ein fünfjähriger Waffenstillstand zu stande