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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rumäther; Rumburg; Rumel; Rumelien; Rumeli Hissar; Rümelin; Rumex

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Rumäther - Rumex.

Die vor dieser Zeit liegenden vorhandenen Schriftstücke haben nur sprachliche, geschichtliche oder kulturhistorische Bedeutung. Die wichtigsten alten Denkmäler: Kontrakte, Legenden, Religiöses, hat Hasdeu in "Limba româna vorbita între 1550-1600" (Bukar. 1878 f., 2 Bde.) zusammengestellt (vgl. Körting, Encyklopädie der romanischen Philologie, Bd. 3, S. 831 ff.). Aus den folgenden zwei Jahrhunderten sind rumänische Chroniken erwähnenswert. Während der Herrschaft der Fanarioten (seit 1711) war das Griechische die Sprache der Gebildeten; die Wiederbelebung der nationalen Sprache ging gegen Ende des 18. Jahrh. von Siebenbürgen aus, hauptsächlich durch Samuel Klain (gest. 1806), Georg Schinkai (gest. 1816) und Peter Maior (gest. 1821). Die ersten schwachen poetischen Versuche wurden in der Walachei von I. ^[Ienachita] Vacarescu und Konst. Konaki (gest. 1850; "Poesiĭ". Jassy 1856), in Siebenbürgen von dem Fabeldichter Dim. Cichindeal gemacht. Bedeutenderes leisteten Georg Asaki (gest. 1869) und Konstantin Negruzzi (gest. 1868). Der erste wirkliche Dichter ist Demeter Bolintineano (1826-72). Neben ihm ragen als Lyriker hervor Gregor Alecsandrescu (geb. 1812), Georg Sion (geb. 1822; "Din poesiile", Bukar. 1857), Basil Alecsandri (geb. 1821), Michael Eminescu (geb. 1850), Theodor Scherbanescu (geb. 1839). Gute Übersetzungen aus diesen Dichtern geben Adolf Staufe ("Romanische Poeten", Wien 1865) und Carmen Sylva ("Rumänische Dichtungen", 2. Aufl., Leipz. 1883). Alecsandri hat auch viele volkstümliche Stücke für die Bühne geschrieben. Als dramatische Schriftsteller haben sich sonst noch G. Bengescu (geb. 1837; "Radu III.", Tragödie) und S. Bodnarescu ("Rienzi" und "Lapuschnean Voda", Tragödien) bekannt gemacht. Diese Stücke erschienen zuerst in der Jassyer litterarischen Monatsschrift "Convorbiri literare", welche unter der Leitung Jakob Negruzzis (geb. 1843) den jungen Talenten als Vereinigungspunkt dient und sich scharf gegen litterarische Mittelmäßigkeit wendet. Hier sind auch die tüchtigen grammatischen Artikel von Titus Majorescu (geb. 1840) erschienen. Der Hauptreiz der rumänischen Litteratur besteht für den Fremden in den Volksliedern, sowohl wegen ihrer poetischen Vorzüge als wegen der interessanten Streiflichter, die sie auf das Volksleben der letzten Jahrhunderte werfen. Der erste und hauptsächlichste Sammler von Volksliedern war Basil Alecsandri ("Poesiĭ populare ale Românilor", Bukar. 1866). Von der Schönheit vieler dieser Gedichte kann man sich nach Kotzebues Übersetzung ("Rumänische Volkspoesie", Berl. 1857) nur einen unvollkommenen Begriff machen. Eine Sammlung rumänischer Volkslieder aus Gegenden diesseit der Karpathen veröffentlichte Marienescu ("Balade culese", Pest 1859). Legenden, Märchen und Geschichten sind gesammelt von Alecsandri, Ispirescu, Fundescu; deutsch (besonders aus dem Banat) von Arthur und Albert Schott (Stuttg. 1845); neue Sammlungen haben in deutscher Übersetzung Frau Mite Kremnitz (Leipz. 1882) und Rudow (2. Aufl., das. 1887) veröffentlicht. Das ganze Gebiet der volkstümlichen rumänischen Litteratur behandelt M. Gaster in "Litteratura populară romăna" (Bukar. 1883). Eine rumänische Litteraturgeschichte fehlt bis jetzt. Bei Vaillant ("La Romanie", Par. 1844, Tl. 3) finden sich Notizen über die Litteratur bis zu seiner Zeit mit Proben in französischer Sprache. Eine Mustersammlung mit biographischen Angaben enthält das "Lepturariŭ românescŭ" ("Rumänisches Lesebuch") von A. Pumnul (Wien, 6 Bde., und Bukar., 4 Bde.). Wertvoll als biographisches Material ist Popu, Conspect asupra literatureĭ române (Bukar. 1875 f., 2 Tle.). Als Vermittlerin zwischen Rumänien und Deutschland dient die von Cornelius Diaconovich in Resicza seit 1886 herausgegebene "Romanische Revue".

Rumäther (Rumessenz, Rumöl), s. Rum und Ameisensäure.

Rumburg, Stadt im nördlichen Böhmen, nahe der sächsischen Grenze an der Böhmischen Nordbahn gelegen, hat eine Bezirkshauptmannschaft, ein Bezirksgericht, Hauptzollamt, eine Fachzeichenschule, ein allgemeines Krankenhaus und (1880) 10,142 Einw., welche Fabrikation von Leinwand, Baumwoll- und Wollwaren (insbesondere Möbelstoffen und Decken), Horndrechslerei, Bierbrauerei und Handel betreiben.

Rumel (Wad el Kebir, im Altertum Ampsaga), Fluß in Algerien, entspringt südwestlich von der Stadt Konstantine, umschließt dieselbe in enger und tiefer Schlucht auf zwei Seiten, indem er sich nordwestlich wendet, durchströmt zuletzt eine unfruchtbare Ebene und mündet südöstlich vom Kap Budscharum ins Mittelländische Meer.

Rumelien (Rum-Ili, "Römerland"), ehemalige türk. Statthalterschaft, welche das alte Thrakien sowie Teile von Makedonien umfaßte, jetzt meist Bezeichnung des noch türkischen Teils von Thrakien.

Rumeli Hissar, festes Schloß, s. Bosporus.

Rümelin, Gustav, Schriftsteller und Staatsmann, geb. 26. März 1815 zu Ravensburg in Württemberg, besuchte, zum Studium der Theologie bestimmt, das Stift in Tübingen, wandte sich dann dem philologischen Lehramt zu und wurde 1845 Rektor der Lateinschule in Nürtingen. 1848 zum Abgeordneten für die Nationalversammlung in Frankfurt gewählt, gehörte er zur sogen. kleindeutschen, erbkaiserlichen Partei, war 1849 Mitglied der Kaiserdeputation in Berlin, legte vor Übersiedelung der Nationalversammlung nach Stuttgart seine Stelle als Abgeordneter nieder und wohnte bald darauf der Versammlung in Gotha bei. Nach seiner Rückkehr wurde er 1849 zum Professor am Gymnasium zu Heilbronn ernannt, darauf 1850 als Referent über das humanistische Unterrichtswesen in den Studienrat versetzt, 1852 als Rat in das Kultusministerium berufen und 1856 zum Staatsrat und Departementschef des Kirchen- und Schulwesens ernannt. Nach seinem Rücktritt (1862) widmete er sich litterarischen (vorzugsweise statistischen) Arbeiten, übernahm die Leitung des Statistischen Büreaus, habilitierte sich 1867 als Dozent für Statistik und Psychologie an der Universität Tübingen und wurde 1870 zum Kanzler derselben ernannt. R. veröffentlichte eine Reihe kleinerer und größerer Arbeiten statistischen, historischen, philosophischen und andern Inhalts in verschiedenen Zeitschriften. Unter ihnen sind namentlich die "Shakespeare-Studien" (Stuttg. 1866, 2. Aufl. 1874), worin er dem einseitigen Shakespeare-Kultus entgegentrat, dabei aber das feinste Verständnis für die wahre Größe des Dichters bekundete, zu besonderer Bedeutung gelangt. Später erschienen von ihm: "Reden und Aufsätze" (Tübing. 1875; neue Folge, Freiburg 1881); "Die Teilung der Rechte" (das. 1883); "Die Bevölkerungsstatistik des Königreichs Württemberg" (Stuttg. 1884); "Die Berechtigung der Fremdwörter" (Freiburg 1887). Mit andern gab er heraus: "Das Königreich Württemberg, eine Beschreibung von Land und Volk und Staat" (1863).

Rumex L. (Ampfer), Gattung aus der Familie der Polygonaceen, perennierende, selten einjährige