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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rybinski; Rybnik; Ryburg; Ryckaert; Ryczywol; Rydberg; Ryde; Ryder; Rydquist

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Rybinski - Rydquist.

Ladung an die stromabwärts fahrenden Wolgaschiffe abgeben. Die wichtigsten Artikel der erstern Art sind: Getreide (aus den Wolganiederungen), Lein- und Hanfsaat, dann Butter, Talg, Fische, Tabak, Pottasche, Salz, Spiritus, Häute und Wolle, Eisen und Holz, die der letztern Art meist Manufakturwaren und Metallfabrikate, die von Petersburg und Moskau nach den südöstlichen Gouvernements gehen. Der Verkehr verteilt sich auf neun beide Ufer der Wolga entlang liegende Häfen und beläuft sich auf ca. 7000 Schiffe und Barken mit 8-9 Mill. Doppelzentner Ladung im Wert von 40-50 Mill. Rubel. Dampfschiffsverbindung besteht mit allen Wolgahäfen. Der sonstige Platzkleinhandel setzt an 2 Mill. Rub. um, wovon 350,000 auf den Septembermarkt entfallen. - R. wird 1137 zuerst erwähnt; bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrh., vor Vollendung der die Newa und Wolga verbindenden drei Kanalsysteme (s. Russisches Reich, S. 75), war es ein unbedeutender Fischerort und vertauschte erst 1778 den Namen Rybnaja Sloboda mit dem jetzigen.

Rybinski, Matthias, poln. General, geb. 1784 zu Slawuta in Wolhynien, machte seine militärischen Studien zu Miendzyrzec und auf der Akademie zu Lemberg, trat 1806 in den Generalstab des Generals Suchet und diente dann unter dem Fürsten Poniatowski in der Armee des neugebildeten Herzogtums Warschau, mit welcher er die Feldzüge von 1809, 1812 und 1813, zuletzt als Regimentskommandant, mitmachte. Bei Leipzig fiel er in feindliche Gefangenschaft und ward nach Ungarn gebracht. Vom Großfürsten Konstantin dem 1. Linienregiment zugewiesen, diente er als Oberst bis 1830. Bei der ersten Nachricht von der polnischen Insurrektion eilte er mit seinem Regiment nach Warschau und focht 20. Febr. 1831 bei Grochow, acht Tage später bei Bialolenka mit Glück gegen die Russen. Gegen das Ende des Kampfes übernahm er das Kommando des gefallenen Generals Zymirzki und lieferte 1. April die Schlacht bei Wawre. Am 9. Sept. 1831 von der Nationalregierung zum Generalissimus der Armee ernannt, sah er sich genötigt, mit der letztern 5. Okt. auf preußisches Gebiet überzutreten. Die preußische Regierung wies ihm Marienwerder als Wohnort an, von wo er sich 1832 nach Frankreich begab. Er starb 17. Jan. 1874 in Paris.

Rybnik, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, an der Linie Nendza-Kattowitz der Preußischen Staatsbahn, 237 m ü. M., hat eine evangelische und 2 kath. Kirchen, eine Synagoge, ein Schloß, eine Provinzial-Irrenanstalt, ein Malteser-Krankenhaus, ein Knappschaftslazarett, ein Amtsgericht, Lederfabrikation, Bierbrauerei, eine Mühle mit Brotfabrik, 2 Sägemühlen, Ziegelbrennerei und (1885) 4081 meist kath. Einwohner. - Hier 13. Mai 1433 Treffen, in welchem Herzog Nikolaus von Jägerndorf den Herzog Boleslaw von Oppeln besiegte. In der Nähe befinden sich mehrere Steinkohlengruben u. Eisenwerke.

Ryburg, s. Rheinfelden.

Ryckaert (spr. reikart), David, niederländ. Maler, geb. 2. Dez. 1612 zu Antwerpen, war Schüler seines gleichnamigen Vaters und bildete sich dann nach A. Brouwer und den beiden Teniers, in deren Art er zahlreiche derbhumoristische Genrebilder aus dem Bauern- und Wirtshausleben sowie Stillleben bei breiter und kräftiger koloristischer Behandlung malte. Er starb 11. Nov. 1661 in Antwerpen.

Ryczywol (spr. rütschü-), Stadt, s. Ritschenwalde.

Rydberg, Viktor, schwed. Schriftsteller, geb. 18. Dez. 1829 zu Jönköping, besuchte das Gymnasium in Wexiö, widmete sich bald der Schriftstellern, studierte dann noch in Lund Rechtswissenschaften und gehörte seit 1855 ununterbrochen der Redaktion der "Gotenburger Handelszeitung" an. Rydbergs erste größere Arbeit war der historische Roman "Fribytaren på Östersjøn" (1858), dem die Erzählung "Singoalla" (3. Aufl. 1876; deutsch, Leipz. 1885) und der Roman "Den siste Athenaren" ("Der letzte Athener", 1859; deutsch von Jonas, Leipz. 1875, 4 Bde.; auch in andre Sprachen übersetzt) folgten, letzterer ein ergreifendes Gemälde des Kampfes zwischen der hellenischen Bildung und dem Christentum. R. ist Vorkämpfer freisinniger Ideen auf allen Gebieten, namentlich auf dem religiösen. Seine Schriften: "Bibelns lära om Kristus" (1862, 3. Aufl. 1868), in welcher er die Schweden bedrohende neulutherische Reaktion bekämpft, und die "Medeltidens magi" ("Die Magie des Mittelalters", 1864) gehören zu den einflußreichsten neuern Werken der schwedischen Litteratur. Als Früchte einer italienischen Reise (1873) sind unter andern die beiden Schriften: "Romerska dagar" ("Römische Tage", neueste Ausg., Stockh. 1877), eine Sammlung von Eindrücken aus den Museen, vereint mit tiefen psychologischen und historischen Studien über die römischen Kaiser, und die "Romerska sägner om Paulus och Petrus" (1874; deutsch: "Peter- u. Paulssagen", Leipz. 1876) zu nennen. Auch lieferte er eine Übersetzung von Goethes "Faust" (1876), die ihm Auszeichnungen in reichem Maß eintrug; 1877 ernannte ihn die schwedische Akademie der "Achtzehn" zu ihrem Mitglied. Seine lyrischen Gedichte ("Dikter", 1882) sind nicht zahlreich, nehmen aber vermöge ihrer meisterhaften Form und ihrer Gedankenfülle einen hohen Rang ein. Nachdem R. mehrere Jahre hindurch in Gotenburg Vorlesungen über Philosophie gehalten, wurde er 1884 als Professor der Kulturgeschichte an die Universität zu Stockholm berufen und veröffentlichte seitdem "Undersökningar i germanisk Mythologi" (1884-89, 2 Bde.; engl., Lond. 1889).

Ryde (spr. reid), Stadt auf der Nordküste der englischen Insel Wight, elegant gebaut und von schönen Gärten und zahlreichen Villen umgeben, mit 695 m langer Landungsbrücke, hat ein Theater, litterarisches Institut, eine Kunstschule (mit Museum), ein Gesellschaftshaus des Viktoria-Jachtklubs, besuchte Seebäder, zahlreiche Pensionsschulen und (1881) 11,461 Einw. R. war Anfang dieses Jahrhunderts noch ein unbedeutendes Fischerdorf.

Ryder (spr. reider, Ruyder, Ruyter, "Reiter"), holländ. Münze, welche seit 1816 nur als Handels-Silbermünze (sonst auch Dukaton genannt) im Wert von 3 Gulden 15 Cents (sonst zu 63 Stüber) = 5,494 Mk. vorkam, früher aber in Gold zu 22 Karat fein ausgeprägt wurde, und wovon man ganze zu 14 und halbe zu 7 Guld. im Wert von resp. 9,12 und 4,56 Mk. hatte.

Rydquist, Johan Erik, schwed. Sprachforscher, geb. 20. Okt. 1800 zu Gotenburg, studierte in Upsala, wurde 1843 Ordinarius an der königlichen Bibliothek zu Stockholm und 1858 Oberbibliothekar derselben, trat 1865 in den Ruhestand und starb 19. Dez. 1877 in Stockholm. Seit 1849 war er Mitglied der schwedischen Akademie. Sein sprachwissenschaftliches Hauptwerk sind die "Svenska språkets lagar" ("Die Gesetze der schwedischen Sprache", Stockh. 1850-74, 5 Bde.), durch das er an die Spitze der historischen Schule skandinavischer Sprachforschung trat. Außerdem veröffentlichte er: "Nordens äldsta skådespel" ("Die ältesten Schauspiele des Nordens", Upsala