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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sand

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Sand (Mineral) - Sand (Personenname).

Edelsteinen (Diamant, Spinell, Granat, Hyacinth) oder von Metallen (Gold, Platin, Zinnerz) führen an vielen Orten zu einer Gewinnung dieser Bestandteile (vgl. Seifengebirge), wie die Goldwäschereien von Kalifornien, Australien etc., die Zinngewinnung in Ostindien, die diamantenführenden Sande Brasiliens zeigen. (Über die für die heutige Konsignation der Erde so wichtigen Dünen- und Wüstensande s. Dünen und Wüste.) 2) Dolomitsand, fast nur aus dolomitischen Körnern gebildet, findet sich an einzelnen Stellen der Schwäbischen Alb und in Frankreich. 3) Glaukonitsand ist ein Gemenge von Quarz und Glaukonit (s. Grünerde). 4) Magneteisensand, ein Gemenge, vorwaltend aus meist titanhaltigem Magneteisen bestehend, untergeordnet Augit, Granat, Zirkon, Spinell, Quarz, wohl auch Platin und Gold führend, bildet gewöhnlich nicht mächtige Ablagerungen in Bach- und Flußbetten vulkanischer Gebiete (Neapel, Kaiserstuhlgebirge, Eifel), an dem Ufer von Landseen (Laacher See bei Andernach), am Meeresufer (Inseln Usedom und Wollin). 5) Muschelsande und Knochensande nennt man Sande (meist Quarzkalksande), welche mitunter überreich an Einschlüssen zertrümmerter Tierreste sind. Auch die Korallensande (vgl. Korallenriffe) sind hierher zu zählen. 6) Vulkanischer S. (Lavasand) besteht aus Lavabröckchen, oft aber auch überwiegend aus Kristallen und Kristallfragmenten der in den Laven gewöhnlich auskristallisierten Mineralspezies (Augit, Leucit, Sanidin, Granat etc.). Gröbern vulkanischen S., dem Gruß entsprechend, bilden die Lapilli (Rapilli), während das feinste staubähnliche Zertrümmerungsmaterial die vulkanische Asche ist. Alle drei Arten vulkanischen Materials kommen mitunter in sehr mächtigen Ablagerungen in der Nähe thätiger oder erloschener Vulkane vor (vgl. Vulkane). Die Sande sind wesentlich Produkte der mechanischen Zertrümmerung präexistierender Gesteine. Umwandelnde Einflüsse der Atmosphärilien können durch Wegführen der löslichen Bestandteile die Natur der Sande allmählich verändern, Schlämmungsprozesse beim Transport durch natürliche Wasserläufe die Bestandteile dem spezifischen Gewicht entsprechend sortieren. So ist der Magneteisensand gewöhnlich das lokal aufgehäufte Eisenoxyd der Gesteine, welche das Wasser annagt, und es erklärt sich dadurch sein Auftreten in Territorien, welche von Magneteisen führenden Gesteinen (Basalt, Syenit etc.) gebildet werden. Auch die Gold- und Edelsteinführung vieler Sande stellt die lokale Ansammlung eines ursprünglich über ein großes Territorium verbreiteten Materials dar. Endlich liefern die Sandsteine gelegentlich Sande durch Zerfallen in dasjenige Material, aus welchem sie selbst erst durch Verkittung entstanden sind. Die Sande sind meist an die jüngern Formationen: Alluvium, Diluvium und Tertiär gebunden. Aber auch in ältern treten sie mitunter in mächtigen Ablagerungen auf, so in der Kreideformation, ja selbst im Silur (Rußland). Die Bedeutung des Sandes als Bodengemengteil ist eine außerordentliche. Können die veränderlichen Sande durch allmähliche Verwitterung ihrer zersetzlichen Bestandteile den Pflanzen direkt Nährstoffe zuführen, so sind die Quarzsande mittelbar überall da von großem Nutzen, wo sie thonigem Material in nicht zu großem Prozentsatz beigemengt sind. Sie schaffen einen lockern Boden, vermindern die zu starke Wasserhaltung eines reinen Thonbodens, erleichtern den Eintritt der atmosphärischen Luft und unterstützen dadurch die zur Lieferung von Pflanzennährstoffen notwendigen Zersetzungsprozesse der übrigen Bodenbestandteile. Wo dagegen der reine Quarzsand fast ausschließlich den Boden zusammensetzt, findet sich die größte Unfruchtbarkeit desselben (vgl. Flugsand). Sehr reine, namentlich eisenfreie Quarzsande dienen zur Glasfabrikation, feine, etwas thonhaltige als Formsand (s. d.), glaukonitische Sande (und Sandsteine) wegen ihres Gehalts an dem kaliumreichen Glaukonit und gelegentlich auch an Phosphat als mineralische Dünger (New Jersey), sonstige Varietäten als Schleifmaterial (vgl. Sandgebläse), als Zusatz bei der Bereitung des Mörtels, als Scheuer- und Streusand. Vgl. E. Birnbaum, Der Sandboden, seine Kultur und Bewirtschaftung (Bresl. 1886).

Sand, 1) Karl Ludwig, Schwärmer, geb. 5. Okt. 1795 zu Wunsiedel im Baireuthischen, studierte seit 1814 zu Tübingen Theologie, trat nach Napoleons I. Rückkehr von Elba als Freiwilliger in die bayrische Armee, jedoch zu spät, um noch am Kampf teilzunehmen, und nahm daher Ende 1815 seinen Abschied. S. bezog hierauf die Universität Erlangen und gründete hier eine Burschenschaft; 1817 ging er nach Jena. Voll schwärmerischer Begeisterung für Vaterland und Freiheit, dabei nicht ohne Eitelkeit, faßte er den Entschluß, den damals in Mannheim lebenden A. v. Kotzebue (s. d.) als Feind der deutschen Burschenschaft, Spion Rußlands und mutmaßlichen Urheber der Verfolgung Ludens, Okens u. a. zu ermorden, und verließ 9. März 1819 Jena und langte 23. März in Mannheim an. Gegen 5 Uhr abends als Heinrich aus Mitau bei Kotzebue angemeldet und von demselben vorgelassen, stieß er nach einigem Hin- und Herreden Kotzebue einen Dolch mit den Worten: "Hier, du Verräter des Vaterlands!" in die linke Seite. Kotzebue stürzte sogleich zusammen, während S. sich selbst einen Stich in die Seite gab. Derselbe war jedoch nicht tief eingedrungen, und S. ging, in der Verwirrung von niemand gehindert, die Treppe hinab. Vor der Hausthür rief er: "Hoch lebe mein deutsches Vaterland!" ließ sich auf ein Knie nieder und drückte sich nochmals den Dolch mit den Worten: "Ich danke dir, Gott, für diesen Sieg!" langsam in die linke Brust, worauf er umsank. Seine Wunden waren jedoch nicht tödlich und nach einigen Wochen wieder geheilt. Alle Bemühungen seiner Richter, Mitschuldige und eine Verschwörung zu entdecken, waren vergebens. S. bekannte die That offen als eine Folge seiner Grundsätze und Ansichten und war bis zum Schluß der Untersuchung der festen Überzeugung, nichts Unrechtes gethan zu haben. Am 3. Sept. 1819 ward das Schlußverhör beendigt und S. 17. April 1820 zum Tode durchs Schwert verurteilt. Am 20. Mai 1820, früh 5 Uhr, wurde das Urteil vor dem Heidelberger Thor vollzogen. S. starb ruhig und mit der festen Überzeugung, daß er mit Gott einig sei. Sands schwärmerische That hatte für Deutschland die Verschärfung der Reaktion durch die Karlsbader Beschlüsse (s. d.) zur Folge. Der bekannte Theolog De Wette wurde, weil er einen Trostbrief an Sands Mutter schrieb, sofort seiner Stelle in Berlin entsetzt. Vgl. "K. L. S., dargestellt durch seine Tagebücher und Briefe von einigen seiner Freunde" (Altenb. 1821); Hohnhorst, Übersicht der gegen S. geführten Untersuchung (Stuttg. 1820); "Aktenauszüge aus dem Untersuchungsprozeß über S. etc." (Leipz. 1821) u. a. m.

2) (spr. ssängd') George, mit dem eigentlichen Namen Aurore Dupin, verehelichte Dudevant, franz. Romanschriftstellerin, geb. 5. Juli 1804 zu Paris als