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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sayda; Sayn; Sayn und Wittgenstein

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Sayda - Sayn und Wittgenstein.

historical chapters of Isaiah critically examined", "The Chaldean floodstory" und "The tenth chapter of Genesis" in der "Theological Review" (1873-1875); Abhandlungen über "The astronomy and astrology of the Babylonians" u. a. in den "Transactions of the Society of biblical archaeology" (1874) und Aufsätze vermischten, meist kritischen Inhalts, auch archäologische Reiseberichte über die Schliemannschen Ausgrabungen, den Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer etc. in der Londoner "Academy" und andern Fachzeitschriften. Durch große Originalität sind seine "Principles of comparative philology" (1874, 3. Aufl. 1885) ausgezeichnet, denen er die vortreffliche "Introduction to the science of language" (Lond. 1880, 2 Bde.; 2. Aufl. 1883) folgen ließ. Seine neuesten Werke sind: "Ancient empires of the East", Essays (1884); "Assyria, its princes, priests and people" (1885); "Introduction to the books of Ezra, Nehemiah and Esther" (1885) und "Lectures on the origin and growth of religion etc." (1887). S. ist auch Mitglied der Kommission für die Revision der englischen Bibelübersetzung sowie der nach einer wissenschaftlichen Gestaltung des Universitätsunterrichts strebenden Reformpartei an den englischen Universitäten und ein eifriger Anwalt der Reformierung der englischen Orthographie.

Sayda, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, Amtshauptmannschaft Freiberg, 680 m ü. M., hat eine alte evang. Kirche, ein Amtsgericht, eine amtshauptmannschaftliche Delegation (die einzige in Sachsen), Schuhmacherei, Klempnerei, Kunsttischlerei, Flachsbau und (1885) 1581 Einw. Der früher bedeutende Ort wurde wiederholt (zuletzt 1842) durch Feuersbrünste fast gänzlich eingeäschert.

Sayn, Flecken im preuß. Regierungsbezirk und Kreis Koblenz, am Fluß S. und an der Linie Friedrich-Wilhelmshütte-Oberlahnstein der Preußischen Staatsbahn, hat eine kath. Kirche, ein Schloß mit Gemäldegalerie, Park und Ananastreiberei (dem Fürsten S.-Wittgenstein gehörig), eine israelitische Irren-, Heil- und Pfleganstalt, ein großes Eisenhüttenwerk, Maschinen- und Ornamentenfabrikation, Eisenerzgruben, Fabrikation feuerfester Steine und (1885) 2735 meist kath. Einwohner. Dabei die Ruinen des Stammschlosses der Grafen von S. und der Friedrichsberg mit schöner Aussicht.

Sayn und Wittgenstein, ehemals deutsche reichsunmittelbare Grafschaft im westfälischen Kreis, umfaßte 1376 qkm (25 QM.) und bestand aus zwei Teilen: Hachenburg, jetzt zu Hessen-Nassau, und Altenkirchen, jetzt zur preußischen Rheinprovinz gehörig. Das alte Geschlecht der Grafen von Sayn, deren Stammburg Sayn bei dem gleichnamigen Dorf im preußischen Regierungsbezirk und Landkreis Koblenz liegt, ist schon 1133 nachweisbar, erlosch in männlicher Linie 1246, worauf die Grafschaft an des letzten Grafen Schwester Adelheid fiel, welche mit dem Grafen Gottfried II. von Sponheim vermählt war. Von den aus dieser Ehe hervorgegangenen Söhnen erhielt Heinrich die Grafschaft Sponheim-Starkenburg, Gottfried die Grafschaft Sayn. Letzterer vermählte sich mit der Erbgräfin Jutta vom Homburg (östlich von Köln), und seine Söhne Johann und Engelbert wurden 1294 die Stifter zweier Linien, einer ältern, welcher fast die ganze Grafschaft Sayn, und einer jüngern, welcher die Herrschaften Homburg und Vallendar zufielen. Engelberts Enkel Salentin vermählte sich mit der Erbgräfin Adelheid von Wittgenstein (s. d.) und nahm nun für sich und seine Nachkommen den Namen S. an. Als 1606 die ältere Linie ausstarb, fiel die Grafschaft Sayn an die jüngere. Allein schon 1607 fand wieder eine Teilung statt, indem nach dem Tode des Grafen Ludwig dessen drei Söhne ihm folgten und die drei Hauptlinien des Hauses gründeten. Die erste Hauptlinie, Sayn-Wittgenstein-Berleburg, ward vom ältesten der drei Brüder, Georg, gestiftet, dem bei der Teilung von der Grafschaft Wittgenstein das Amt Berleburg sowie die Grafschaft Homburg und die Herrschaft Neumagen an der Mosel zufielen. Diese Linie teilte sich 1694 wieder in drei Speziallinien. Die Speziallinie Sayn-Wittgenstein-Berleburg, vom Grafen Kasimir (gest. 1741) gegründet, besaß das Amt Berleburg, die Herrschaft Homburg und bis 1803 die Herrschaft Neumagen, hatte wegen Berleburg teil an der reichsgräflich wetterauischen Kuriatstimme und erhielt 1792 die Reichsfürstenwürde. Seit 1815 zu den preußischen Standesherren gehörend, traten die Fürsten 1821 ihre standesherrlichen Gerechtsame gegen die Summe von 100,000 Thlr. an Preußen ab. Residenz ist Berleburg. Ihr gehört an Prinz August, geb. 6. März 1788, herzoglich nassauischer Generalleutnant, war vom 16. Mai bis 20. Dez. 1849 Reichskriegsminister und übernahm 7. Febr. 1852 als Staatsminister die Leitung des Herzogtums Nassau. Seinem blinden Haß gegen Preußen und seinem reaktionären Eifer war vornehmlich die klägliche und verkehrte Haltung beizumessen, welche Nassau nach innen und außen beobachtete, und die dem Land im Sommer 1866 die preußische Okkupation, dem Prinzen von Wittgenstein aber das Ende seiner Ministerthätigkeit eintrug. Er starb 6. Jan. 1874. Sein Sohn, Prinz Emil, geb. 21. April 1824, gest. 16. Sept. 1878, russ. General und Generaladjutant des Zaren, hinterließ französisch geschriebene Memoiren ("Souvenirs et correspondance", Par. 1889, 2 Bde.). Gegenwärtiger Chef und Senior des Hauses ist Fürst Albrecht, geb. 16. März 1834. Die Speziallinie Sayn-Wittgenstein-Karlsburg, nach ihrem Stifter Karl (gest. 1749) benannt, hatte nur gräflichen Rang und ist 1861 erloschen. Die dritte Speziallinie, Sayn-Wittgenstein-Ludwigsburg, vom Grafen Ludwig Franz (gest. 1750) gegründet, wurde 1834 vom König von Preußen in den Fürstenstand erhoben. Nach dem Tode des Fürsten Peter (geb. 10. Mai 1831), 20. Aug. 1887, folgte als Chef dieser Linie Fürst Stanislaus (geb. 23. Sept. 1872), das bisherige Haupt einer Seitenlinie, die 1861 ein aus der Herrschaft Sayn bestehendes Familienfideikommiß und vom König von Preußen das Recht, sich Fürsten von Sayn-Wittgenstein-Sayn zu nennen, erhielt. Die großen Besitzungen des Fürsten Peter in Rußland fielen an den Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst. Die zweite Hauptlinie, Sayn-Wittgenstein-Sayn, 1607 vom Grafen Wilhelm, an welchen bei der Teilung die Grafschaft Sayn kam, gegründet, erlosch im männlichen Stamme mit dessen Sohn Ernst 1632, worauf durch die beiden Töchter desselben, Ernestine und Johannetta, zwei Speziallinien entstanden, nämlich Sayn-Wittgenstein-Hachenburg, deren Besitzungen durch Vermählung von Ernestinens Tochter Magdalene 1678 an das burggräflich Kirchbergsche und 1799 an das Nassau-Weilburger Haus übergingen, und Sayn-Wittgenstein-Altenkirchen, deren Besitzungen auf Grund des mit dem Gemahl der Stifterin, dem Herzog Johann Georg von Sachsen-Weimar-Eisenach, geschlossenen Vertrags nach dem Erlöschen dieses Stammes 1741 an Brandenburg-Ansbach, 1791 an Preußen und 1803 an Nassau-Usingen übergin-^[folgende Seite]