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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schlafmäuse - Schlagende Wetter.

Kindern und jungen Leuten, zu den quälendsten, erschöpfendsten Zwischenfällen gehört. Die S. verbindet sich oft mit allgemeinem Unbehagen, Kopfweh, Muskelzuckungen, ängstlichen Träumen und Aufschrecken; sie hinterläßt Abspannung, üble Laune, Nervenreizbarkeit, Appetitmangel etc.; ist sie andauernd vorhanden, so hat sie Lebensüberdruß zur Folge und führt nicht selten zum Selbstmord. Die S. beruht immer auf einem gereizten Zustand der sensibeln Nerven, mag die Reizung nun eine mehr psychische sein, wie bei lebhaften Gemütsaffekten, geistiger Überanstrengung, lebhaftem Schmerz, oder mag sie körperlich bedingt sein durch Blutwallungen, Fieber, Rausch, übermäßigen Genuß von Thee und Kaffee, durch Tabakrauchen, Mißbrauch von narkotischen Arzneimitteln, durch juckende Hautkrankheiten (Krätze, Prurigo), durch Husten, Herzklopfen, Atemnot u. dgl. Die Behandlung der S., möge sie nun für sich bestehen, wo sie meist ein Vorbote schwerer Nerven- und Geisteskrankheiten ist, oder möge sie die Begleiterin andrer Krankheiten sein, richtet sich hauptsächlich auf Vermeidung der oben genannten Ursachen, daher auf geistige und körperliche Beruhigung, auf Zerstreuung des Geistes, auf zweckmäßige Regulierung der geistigen und körperlichen Thätigkeiten. Das Schlafzimmer sei kühl, die Luft daselbst rein, das Bett nicht zu warm. Oft ist es nötig, vor dem Zubettgehen ableitende Mittel (Fußbäder, Senfteige auf die Waden, Klystiere) anzuwenden. Bei geschwächten und ältern Personen thut bisweilen ein vor dem Schlafengehen genossenes Glas starken Biers oder alten Weins gute Dienste, bei jüngern, zu Herzklopfen geneigten Personen eine kalte Waschung des Oberkörpers und ein Trunk kühlen Wassers mit Brausepulver. Von medikamentösen Mitteln sind namentlich die Narkotika, Opium, Morphium, Chloral, Sulfonal etc., in Gebrauch zu ziehen.

Schlafmäuse (Myoxidae), Familie der Nagetiere (s. d.).

Schlafsucht (Hypnosis, Sopor), gewisse krankhafte Zustände von mehr oder weniger vollständigem Schwinden des Bewußtseins und der Empfindlichkeit aller Sinnesnerven, welche in der Form eines übermäßigen, allzu langen und allzu tiefen Schlafs oder schlafartigen Zustandes auftreten. Die S. unterscheidet sich vom Schlagfluß durch das Fehlen der Muskellähmungen, von Ohnmacht und Scheintod durch die in ihrer Energie nicht verminderte Herz- und Atmungsthätigkeit. Die verschiedenen Zustände, welche man als S. bezeichnet, sind folgende: Das Koma, komatöser Zustand, ist eine besonders bei schweren, fieberhaften Krankheiten eintretende S., bei welcher der Kranke unausgesetzt tief schläft und sich vor Beendigung des Anfalls gar nicht ermuntert, sondern auch aufgerüttelt gleich wieder einschläft (Coma somnolentum). Hiervon unterscheidet man die Schlafwachsucht (Coma vigil), jenen Schlaftaumel oder Halbschlaf, wobei der Kranke zwar noch spricht, auf Schütteln und Anreden antwortet, auch die Augen halb offen hat, aber ohne sich klar bewußt zu sein und deutlich zu sehen. Dieser Zustand ist der natürlichen, von hoher Ermüdung herbeigeführten Schläfrigkeit und Schlaftrunkenheit (Somnolentia) noch am ähnlichsten und zeigt sich am ausgebildetsten im Typhus. Die Lethargie ist ein sehr tiefer und lange Zeit anhaltender Schlaf, bei welchem der mit Mühe erweckte Kranke noch immer Gleichgültigkeit gegen äußere Eindrücke, Bewußtlosigkeit, stille Delirien, überhaupt große Geistes- und Körperschwäche zeigt. Bei alten Leuten tritt dieser Zustand manchmal im Verlauf eines schleichenden nervösen Fiebers auf, welches in der Regel zum Tod führt. Die eigentliche, idiopathische S. (Dauerschlaf, Cataphora) umfaßt jene rätselhaften und seltenen chronischen Fälle, wo ein dem natürlichen Schlaf ganz ähnliches Fortschlummern, mit oder ohne periodisches Erwachen, wochen- oder sogar monatelang fortdauert, ohne daß sich ein anderweiter Krankheitszustand als Grund auffinden läßt; die Kranken kommen nur in ganz kurzen Intervallen zum mehr oder weniger vollständigen Erwachen, um die nötige Nahrung entweder selbst zu sich zu nehmen, oder sich ganz passiv einflößen zu lassen. Betäubung (Narcosis) ist die durch krankhaft veränderte Blutmischung infolge einverleibter Gifte (Alkohol, Opium, Narkotika überhaupt) herbeigeführte Unempfindlichkeit sämtlicher Hirnnerven, welche ebenfalls mit S., häufig mit Schlafwachsucht oder mit Delirien, Krämpfen und andern spezifischen Symptomen verbunden ist. Über Schlaf- oder Nachtwandeln (Schlafwachen, Somnambulismus), jene eigentümliche Form des Schlafs, bei welchem der Kranke schlafend die Geschäfte eines Wachenden verrichtet, s. Somnambulismus. Die verschiedenen Formen der S. treten vorzugsweise auf im Verlauf bösartiger Wechselfieber, des Typhus, der Gehirnentzündungen, nach Kopfverletzungen, bei Epilepsie, Hysterie und andern Nerven- und Geisteskrankheiten, bei Gehirndruck infolge von Blutüberfüllung des Gehirns, bei Geschwülsten im Schädelraum und endlich bei Überladung des Bluts mit schädlichen Stoffen, wie in der Urämie. Der Verlauf, die Ausgänge und die Vorhersage bei den Schlafsuchtszuständen richten sich nach den ursprünglichen Krankheiten, als deren Symptom die S. auftritt. Ebenso ist die Behandlung der S. nach den ursachlichen Momenten einzurichten. Die Hauptmittel bei schlafsüchtigen Zuständen im allgemeinen, namentlich solange die Ursache derselben noch nicht bekannt ist, sind kalte Übergießungen des Kopfes, kalte Anspritzungen der Brust und des Rückens, starke Riechmittel (Salmiakgeist, Essig), kräftige Hautreize (Senfteige etc.). In Gefahr befinden sich soporöse Kranke wegen des durch Ansammlung von Schleim in den Luftwegen ihnen drohenden Stickflusses oder durch Erschöpfung infolge mangelhafter Nahrungsaufnahme.

Schlaftrunk, ein in der Absicht, um einen tiefen Schlaf zu bewirken, gereichtes narkotisches Mittel, besonders Opium in flüssiger Form, ist bei öfterer Anwendung nachteilig, in starken Dosen sogar tödlich. In neuerer Zeit ist als viel wirksamer und minder gefährlich das Chloralhydrat in Anwendung gekommen und in der Form von Schlummerpunsch etc. auch vielfach mißbraucht worden.

Schlaftrunkenheit, s. Schlafsucht.

Schlafwachen, Schlafwandeln, s. Schlafsucht.

Schlag, Schlaganfall, s. v. w. Schlagfluß.

Schlagadern, s. Arterien.

Schlagbetrieb, s. Betriebsarten.

Schläge, forsttechnischer Ausdruck, s. Forsteinteilung.

Schlägel und Eisen, s. Fäustel.

Schlagender Jammer, s. v. w. Eklampsie der Kinder.

Schlagende Wetter (feurige Schwaden), hauptsächlich in Steinkohlengruben sich entwickelndes leichtes Kohlenwasserstoffgas (Grubengas), welches im Gemisch mit Luft in gewissem Verhältnis (1 Volumen Grubengas und 8-11 Volumen Luft) beim Anzünden heftige, alljährlich eine große Anzahl von Bergleuten hinwegraffende Explosionen veranlaßt.