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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schlagkugel - Schlagwerk.

1853 Adolf in München für Geologie. Bald darauf erhielten die drei Brüder durch Vermittelung Alex. v. Humboldts vom König von Preußen und von der Britisch-Ostindischen Kompanie den Auftrag zu einer wissenschaftlichen Reise nach Indien und ins Himalajagebirge, vor allem zur Bestimmung von magnetischen Kurven im Innern Indiens, dann auch zur Ausführung meteorologischer Beobachtungen, geologischer und geognostische Arbeiten und Höhenmessungen. Am 20. Sept. 1854 erfolgte die Einschiffung nach Ägypten. Ende des Jahrs in Bombay angelangt, durchwanderten sie von da aus, teils vereint, teils jeder für sich, das Dekhan und kamen im Februar 1855 nach Madras, dann nach Kalkutta. Von hier brachen Adolf und Robert 25. März 1855 auf, gelangten über Patna, Benares, Allahabad und Fatighar in die Nordwestprovinzen und widmeten sich hier der Erforschung der Hochpässe über den Hauptkamm des mittlern Himalaja, über den sie bis ins chinesische Tibet vordrangen. Am Ibi Gamin erreichten sie mit 6788 m die größte von einem wissenschaftlichen Reisenden erstiegene Höhe. Hierauf wandte sich Robert nach Zentralindien in den damals noch schwer zugänglichen Amarkantakgebirgsstock, Adolf in das Godawerithal und längs desselben ans Meer, um nach Madras überzusetzen und von hier aus Südindien bis Tritschinapalli, mit Einschluß der Nilgiri, auf seine geologische Beschaffenheit zu untersuchen. Hermann, der am 5. April 1855 von Kalkutta aufgebrochen war, hatte sich inzwischen nordwärts nach Dardschiling in Sikkim begeben und war von da aus nach Assam nahe bis zur Südwendung des Brahmaputra vorgedrungen. Nachdem die drei Brüder in Simla zusammengetroffen waren, trennten sie sich im Juli 1856 wieder, um nach dem westlichen Himalaja und Tibet vorzudringen. Während Hermann und Robert nach Leh in Ladak gingen, von hier aus unter Verkleidung den Karakorum überschritten und sodann als die ersten Europäer den Kuenlün überstiegen, schlug Adolf die Richtung nach dem obern Indus ein, um das westliche Tibet oder Balti zu untersuchen. Im November 1856 trafen die Brüder wieder zu Rawalpindi am Indus zusammen, trennten sich aber sofort abermals. Robert durchzog das Indusland und schiffte sich im Frühjahr 1857 nach Europa ein. Hermann besuchte noch Nepal und ging dann nach Kalkutta, wo er ebenfalls über Ceylon die Rückreise nach Europa antrat, in Ägypten mit Robert sich vereinigte und 8. Juni 1857 glücklich in Triest landete. Adolf gedachte noch ein Jahr auf die weitere Durchforschung Tibets und Turkistans zu verwenden, ging von Rawalpindi nach Leh, überstieg die Gebirgsketten des Karakorum und Kuenlün, kam Anfang August 1857 in die Gegend von Jarkand, wurde hier aufgegriffen, nach Kaschgar gebracht und hier 26. Aug. 1857 auf Befehl des damaligen Gewalthabers enthauptet. Auf Anregung des russischen Konsuls in Kaschgar wurde die Stätte seiner Hinrichtung 1887 durch eine vergoldete Bronzeplatte mit Inschrift bezeichnet. Hermann und Robert ließen sich zuerst in Berlin nieder, kauften später Schloß Jägersburg bei Forchheim und stellten hier ihre reichhaltigen ethnographisch-naturhistorischen Sammlungen auf, von wo nach ihrem Tode die ethnographischen Stücke (über tausend Nummern) in das Völkermuseum zu Berlin und nach München, die übrigen Teile in andre öffentliche Anstalten übergeführt wurden. Die großen Verdienste, welche sich die Gebrüder S. um Erforschung Indiens und Hochasiens erworben haben (vgl. "Results of a scientific mission to India and High-Asia", Leipz. 1860-66, 4 Bde. mit Atlas), wurden durch Verleihung zahlreicher Auszeichnungen anerkannt; auch ließ die Stadt München das Geburtshaus der Reisenden 1887 durch eine Inschrift bezeichnen. Hermann, der speziell wegen der Übersteigung des Kuenlün 1864 den Beinamen Sakünlünski erhielt, gab in deutscher Sprache "Reisen in Indien und Hochasien" (Jena 1869-80, 4 Bde.) heraus und schrieb zahlreiche Abhandlungen für die bayrische Akademie der Wissenschaften. Er starb 19. Jan. 1882 in München. Robert, seit 1863 Professor in Gießen, bereiste zweimal (1869 und 1880) Nordamerika bis Kalifornien und legte das Ergebnis seiner Reisen in den Schriften: "Die Pacific-Eisenbahn" (Köln 1870), "Kalifornien" (das. 1871), "Die Mormonen" (2. Aufl., das. 1877), "Die Prärien" (das. 1876), "Die Santa Fé- und Südpacificbahn" (das. 1884), "Die pacifischen Eisenbahnen in Nordamerika" (Ergänzungsheft zu "Petermanns Mitteilungen" 1886) u. a. nieder. Er starb 6. Juni 1885 in Gießen. - Ein vierter Bruder, Eduard, geb. 23. März 1831, nahm 1860 als bayrischer Oberleutnant teil an der Expedition der Spanier nach Marokko, veröffentlichte: "Der spanisch-marokkanische Krieg 1859-60" (Leipz. 1863) und fiel als Hauptmann im bayrischen Generalstab 10. Juli 1866 im Gefecht bei Kissingen. - Ein fünfter Bruder, Emil, geb. 7. Juli 1835, zur Zeit Bezirksamtmann in Zweibrücken, auch Mitglied der bayrischen Akademie der Wissenschaften, widmete sich neben der Jurisprudenz dem Studium der indischen Sprachen, insbesondere der tibetischen, und schrieb: "Die Erwerbung auf den Todesfall" (Jena 1863); "Buddhism in Tibet" (Lond. 1863; franz. Ausg., Lyon 1881); "Die Könige von Tibet" (Münch. 1865); "Die Gottesurteile der Inder" (das. 1866); "Indien in Wort und Bild" (Leipz. 1881) u. a.

Schlagkugel, s. Steinzeit.

Schlaglicht (franz. Coup de jour), in der Malerei ein lebhafter Lichtstrahl, durch welchen man einen Gegenstand vorzüglich hell hervortreten läßt.

Schlaglot, s. Lot.

Schlagmaschine, s. Spinnen.

Schlagrädchen, s. Krausräder.

Schlagring (St. Antoniusring), in Tirol und Bayern eine Art Siegelring mit großer Platte, welche das Bild des heil. Antonius zeigt und als Waffe am kleinen Finger der rechten Hand getragen wird. Sie werden am Grab des heil. Antonius in Padua oder am Antoniusfest in der Heimatskirche für den jeweiligen Besitzer geweiht, um die Kraft zu erhalten, den Gegner zwar niederzuschlagen, aber keine bösartigen Wunden zu erzeugen.

Schlagröhren, s. Zündungen.

Schlagschatten, s. Schatten. In der Malerei Schatten, welche, durch einen auf dem Gemälde befindlichen Gegenstand geworfen, zur Hervorhebung desselben vor den dahinter befindlichen Gegenständen dienen.

Schlagschatz, s. Münzwesen, S. 893.

Schlagsilber, s. Zinnlegierungen.

Schlagsteine, s. Steinzeit.

Schlagweite, elektrische, der größte Abstand zweier Körper, bei welchem sich ihre entgegengesetzten Elektrizitäten in Form eines elektrischen Funkens ausgleichen, wächst mit der Spannung oder der elektrischen Potenzialdifferenz. Vgl. Leidener Flasche.

Schlagwerk, Vorrichtung zum Stanzen mit einem vertikal geführten Teil, an dessen einem Ende die Patrize sitzt, während auf das andre Hammerschläge gegeben werden; bei Uhren die Vorrichtung, welche die Glockenschläge hervorbringt.