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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schlesisch-mährisches Gebirge; Schleswig

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Schlesisch-mährisches Gebirge - Schleswig.

Lebensmitteln und des schlechten Wetters sowie durch Desertionen so geschwächt, daß es im Dezember Böhmen eiligst räumen und sich nach Schlesien zurückziehen mußte, in welches die Österreicher zu gleicher Zeit nach Vertreibung von Marwitz aus Mähren eindrangen. Dies Mißgeschick Friedrichs, welches einer Niederlage gleichkam, der Friede mit Bayern nach Karls VII. Tod (20. Jan. 1745), das Warschauer Bündnis (8. Jan.) mit den Seemächten und Sachsen, endlich die durch England vermittelte Annäherung Rußlands ermutigten Maria Theresia zu der Hoffnung nicht nur aus Wiedererwerbung Schlesiens, wo ihre Truppen bereits die preußischen Wappen wegrissen und die Huldigung für ihre Königin verlangten, sondern auch auf völlige Demütigung des verhaßten Gegners; der Vertrag mit Sachsen vom 18. Mai sicherte ihr Schlesien, diesem Magdeburg, Krossen und Schwiebus zu. Das österreichisch-sächsische Hauptheer unter dem Prinzen Karl von Lothringen, 75,000 Mann, sollte, Ende Mai über das Riesengebirge in Schlesien einbrechend, die Eroberung dieses Landes vollenden. Der Sieg Friedrichs bei Hohenfriedeberg (4. Juni) vereitelte zwar dies Unternehmen, jedoch war er nicht im stande, den Gegner, der sich in eine feste Stellung an der obern Elbe zwischen Josephstadt und Königgrätz zurückgezogen, völlig zu vernichten; im Lager bei Chlum erlitt sein Heer durch Krankheiten solche Verluste, daß er bei Annäherung des Winters nach Schlesien zurückgehen und den Rückzug erst noch durch eine Schlacht, den Sieg bei Soor (30. Sept.), sichern mußte. Die Österreicher entwarfen jetzt einen kühnen Plan zu der Vernichtung ihres Gegners. Während Friedrich durch das Vordringen der Österreicher von Oberschlesien aus in Schlesien, Leopold von Dessau mit der Reservearmee bei Halle durch die Sachsen festgehalten wurde, sollte das Hauptheer durch die Lausitz direkt in die Mark und auf Berlin losgehen. Friedrich jedoch ließ sich in Schlesien nicht festhalten, sondern rückte in Eilmärschen nach der Lausitz, fiel dem Hauptheer unerwartet in die Flanke, zersprengte durch das Gefecht bei Katholisch-Hennersdorf (23. Nov.) das Korps des Grafen Grünne und zwang den Prinzen Karl zum Rückzug nach Böhmen. Leopold von Dessau, durch einen tadelnden Befehl des Königs gereizt, griff 15. Dez. die Sachsen unter Rutowski bei Kesselsdorf an und schlug sie so entscheidend, daß ganz Sachsen in Friedrichs Gewalt fiel und er 18. Dez. in Dresden einziehen konnte. Sachsen bat um Frieden, Maria Theresia ließ sich durch England ebenfalls zu Verhandlungen herbei, und 25. Dez. bereits ward der Friede von Dresden abgeschlossen, der den Berliner Frieden von 1742 bestätigte. Maria Theresia verzichtete nochmals auf Schlesien und Glatz, wogegen Friedrich ihren Gemahl Franz I. als Kaiser anerkannte, und Sachsen zahlte 1 Mill. Thlr. Kriegskosten. Vgl. v. Orlich, Geschichte der Schlesischen Kriege (Berl. 1841, 2 Bde.).

3) Dritter Schlesischer Krieg, s. Siebenjähriger Krieg.

Schlesisch-mährisches Gebirge, s. Sudeten.

Schleswig, 1) bis 1864 zu Dänemark gehöriges Herzogtum, umfaßt den nördlich von der Eider liegenden Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein (s. d.). - S. ist seit den ältesten Zeiten von Germanen bewohnt worden, wie es scheint, zuerst von Cimbern, dann im O. von Angeln, im Innern von Jüten, im W. von Friesen. Als seit dem 4. Jahrh. von Norden her Dänen eindrangen, suchte sich ein Teil der Angeln in Britannien neue Wohnsitze. Die zurückbleibenden Völkerschaften verschmolzen mit den Dänen zu einem neuen germanischen Stamm. Wie unter den Dänen es anfangs mehrere Könige gab, so war auch einer in Hethaby, dem anglischen Sliaswic (Schleswig), der über Südjütland, d. h. S., gebot. Von jeher bildete die Eider die Südgrenze gegen die nordalbingischen Sachsen. Als diese von Karl d. Gr. unterworfen waren, erbaute der Dänenkönig Gottfried 808 im Norden jenes Flusses von Meer zu Meer einen Wall. Sein Sohn Hemming trat 810 das Land nördlich von der Eider bis in die Nähe der Schlei an den Kaiser ab. Unter König Gorm im 10. Jahrh. wurde Jütland nebst S. mit dem dänischen Inselreich vereinigt, und schon vorher war die Herrschaft der Dänen bis zur Eider wieder ausgedehnt worden. Der deutsche König Heinrich I. nötigte Gorm 934 zur Abtretung des Gebiets zwischen Eider, Treene und Schlei, welches dann als deutsche Mark S. organisiert wurde. Dies gab dem Dänenkönig Anlaß zum Bau des Danewerks, einer festen Verschanzung im Süden des Ortes S. Das Christentum breitete sich in S. erst aus, als der deutsche König Otto I., nachdem er den Dänen ganz Jütland entrissen, 948 das Bistum S. anlegte. Die Herrschaft über S. blieb jedoch der Gegenstand fortwährender Fehden zwischen Deutschland und Dänemark, bis endlich 1027 Kaiser Konrad II. S. an den König Knut d. Gr. von Dänemark förmlich abtrat und die Eider als Grenze bestimmte. S. ward nun von dänischen Statthaltern, zuweilen jüngern Prinzen, als besonderes Land regiert. Unter dem König Niels erhielt Knut Lavard, Sohn des vorigen Königs Erich, 1115 S. und regierte es als erster Herzog in engem Anschluß an Deutschland. 1131 wurde Knut von seinem Vetter, dem Dänenkönig Magnus, ermordet, und es folgte nun eine Zeit blutiger Gewaltthaten; um 1150 endlich ward Waldemar I., Knuts Sohn, vom Dänenkönig Svend zum Herzog von S. erhoben, erkannte 1152 die Lehnshoheit des deutschen Kaisers an und gewann 1157 durch den Sieg auf der Gratheheide den dänischen Thron. So ward S. mit Dänemark vereinigt. Das Land wurde zunächst von einem Statthalter regiert, 1182 aber von Knut VI. seinem jüngsten Bruder, Waldemar II., als besonderes Herzogtum verliehen. Dieser nannte sich Herzog von Jütland, obgleich er den Norden der Halbinsel nicht besaß. Nachdem Waldemar 1202 den dänischen Thron bestiegen, erhielt 1218 sein dritter Sohn, Erich, das Herzogtum und nach dessen Erhebung zum Thronerben von Dänemark 1232 Waldemars jüngerer Sohn, Abel. Waldemar II. verlieh dem Gesetzbuch, das er 1241 für sein Königreich einführte, dem Jütschen Lov, auch für S. Geltung. Abel erkannte 1248 für sein Herzogtum die dänische Lehnshoheit an, ließ aber 1250 König Erich ermorden und vereinigte für kurze Zeit S. mit Dänemark. Er fand schon 1252 seinen Tod im Kampf gegen die aufständischen Friesen der Westküste. In Dänemark folgte mit Abels Bruder Christoph die jüngere Linie in der Regierung; Abels Sohn Waldemar III. ward übergangen und erhielt erst 1254 das Herzogtum nebst der Insel Alsen, nachdem er zu Kolding den Lehnseid geleistet hatte. Nach Waldemars Tod (1257) folgte sein Bruder Erich I., der vergebens die Nachfolge in Dänemark beanspruchte, aber durch den Sieg auf der Loheide 1261 mit Hilfe Holsteins wenigstens sein Herzogtum rettete. Nach Erichs Tod (1272) übernahm König Erich Glipping die Vormundschaft über die jungen Herzöge und belehnte erst 1283 Waldemar IV. mit S.; 1287 hatte dieser nach Erich Glippings Ermordung Alsen, Aeroe und Feh-^[folgende Seite]