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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schottisches Drehkreuz; Schottische Zeuge; Schottland

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Schottisches Drehkreuz - Schottland.

1715 mit Glück den heimischen Volksgesang, worin ihm Robert Ferguson nachstrebte. Beide aber übertraf Robert Burns, dem unter den spätern schottischen Dichtern nur Allan Cunningham nahegekommen ist. Die übrigen Dichter, die aus Schottland hervorgingen, wie Thomson, J. Hume, Falconer, Blacklock und Beattie, trachteten nur nach einem Platz auf dem englischen Parnaß, den in neuern Zeiten Walter Scott, Th. Campbell und Johanna Baillie mit größerm Ruhm behaupteten. Seit der Mitte des 18. Jahrh. traten die Schotten auch auf allen wissenschaftlichen Gebieten mit den Engländern in einen Wettkampf, dessen glücklichen Erfolg vor allem der stete Verkehr erklärt, der seit alten Zeiten zwischen Schottland und den Lehranstalten Frankreichs und Hollands bestanden hatte, wo alle, die sich der Rechtswissenschaft widmeten, und die meisten Ärzte ihre Bildung erhielten. Der den Schotten eigne Geist philosophischer Forschung zeigte sich in der neuen metaphysischen Schule (schottische Philosophie), welche die in England herrschende empirische Philosophie tiefer zu begründen suchte. Den Weg, welchen der seit 1729 in Schottland angesiedelte Ire Hutcheson durch die systematische Darstellung der Moralphilosophie bahnte, verfolgten Adam Ferguson und die beiden Denker Gerard und Home, welche durch ihre psychologischen Erörterungen über die Ästhetik viel Einfluß auf die britische Kunstkritik erlangten. Einen eignen Weg nahm, von Lockes Erfahrungsphilosophie ausgehend, seit 1739 der scharfsinnige Skeptiker David Hume. Unter seinen Gegnern in Schottland zeichnete nur Thomas Reid sich aus, der Humes Ansichten durch die Berufung auf die entscheidenden Aussprüche des gemeinen Menschenverstands (Common sense) widerlegen wollte, und dessen Lehren Dugald Stewart zu erläutern suchte. Unter allen Schriftstellern Schottlands hat aber niemand auf die philosophische Denkart in Großbritannien so entscheidend eingewirkt wie Hume, der auch durch seine Erörterungen über Staatswirtschaft (1752) zuerst richtigere Ansichten in England verbreitete, welche sein Landsmann Adam Smith seit 1776 vollständiger entwickelte und zu Folgerungen benutzte, die seitdem für die Verwaltung des Landes fruchtbar geworden sind. Die schottische Philosophie hat im vorigen Jahrhundert auch in Deutschland (z. B. auf Herder), im Anfang des laufenden in Frankreich (z. B. auf Royer-Collard und durch diesen auf Cousin) bedeutenden Einfluß geübt. Vgl. Englische Litteratur.

Schottisches Drehkreuz, s. Reaktion.

Schottische Zeuge, Gewebe von bunten, lebhaften Farben, gestreift, gewürfelt (kariert) oder gegittert, bilden die schottische Nationaltracht. Vgl. Plaid.

Schottland, brit. Königreich, bildet den nördlichen kleinern Teil von Großbritannien (s. Karte "Großbritannien"), grenzt nördlich an das Atlantische Meer, östlich an die Nordsee, südlich an England (in einer Linie von der Mündung des Tweed bis zu jener des Esk) und wird im W. durch den Nordkanal von Irland getrennt. Dunnet Head, der nördlichste Punkt seines festländischen Teils, liegt in 58° 41' nördl. Br., der Mull of Galloway, sein südlichster, in 54° 38', und eine beide verbindende gerade Linie mißt 463 km. Die Küstenlänge beträgt 3540 km, von unbedeutenden Krümmungen abgesehen (kein Punkt des Landes ist weiter als 120 km vom Meer entfernt), der Flächeninhalt mit Einschluß der Inseln (Orkneys, Shetlandinseln, Hebriden) 78,777 qkm (1430,7 QM.), aber ohne Landseen und Gewässer nur 77,230 qkm (1402,6 QM.).

Areal und Bevölkerung.

Grafschaften Areal Bevölkerung Zu- od. Abnahme Bewohner auf 1 QKil.

QKilometer QMeilen 1881 1871-81 1881

Nördliche. Proz. .

Shetland 1475 26,8 29705 -6,0 20

Orkneyinseln 1004 18,2 32044 2,4 32

Caithneß 1805 32,8 38865 -2,9 21

Sutherland 5451 99,0 23370 -3,9 4,3

Nordwestliche.

Roß mit Cromarty 8272 150,2 78547 -3,0 9,5

Inverneßshire 10960 199,0 90454 3,3 8,3

Nordöstliche.

Nairnshire 509 9,3 10455 2,2 21

Elginshire (Moray) 1248 22,7 43788 0,3 35

Banffshire 1669 30,3 62736 1,1 37

Aberdeenshire 5093 92,5 267990 9,6 52

Kincardineshire 999 18,1 34464 -0,5 35

Östliche (im Innern).

Forfarshire 2279 41,4 266360 12,1 117

Perthshire 6702 121,7 129007 1,0 19

Fifeshire 1279 23,2 171931 7,0 134

Kinroßshire 201 3,7 6697 -0,67 33

Clackmannanshire 127 2,3 25680 8,1 202

Westliche (im Innern).

Stirlingshire 1195 21,7 112443 14,5 94

Dumbartonshire 683 12,4 75333 28,0 110

Argyllshire 8468 153,7 76468 1,0 9

Buteshire 568 10,3 17657 4,1 31

Südwestliche.

Renfrewshire 649 11,8 263374 21,2 41

Ayrshire 2951 53,6 217519 8,3 73

Lanarkshire 2302 41,8 904412 18,2 394

Südöstliche.

Linlithgowshire 313 5,7 43510 5,5 139

Edinburghshire 941 17,1 389164 18,5 413

Haddingtonshire 703 12,8 38502 1,9 55

Berwickshire 1199 21,8 35392 -3,0 30

Peeblesshire 922 16,8 13822 12,0 15

Selkirkshire 974 12,2 25564 37,6 26

Südliche.

Roxburghshire 1734 31,5 53442 8,2 31

Dumfriesshire 2774 50,4 76140 1,8 27

Kirkcudbrightshire 2359 42,8 42127 0,6 18

Wigtownshire 1269 23,0 38611 0,6 30

Zusammen: 78777 1430,7 3735573 11,2 47

[Küstenbildung.] Auffallend ist der Unterschied zwischen der Ost- und Westküste Schottlands. Erstere bietet, obgleich auch hier die Firths des Forth und des Tay, der Moray Firth und feine Verzweigungen und der Cromarty Firth tief ins Land eindringen, doch im ganzen einfache Umrisse dar. Großenteils ist sie flach, häufig mit vorlagernden Sandbänken, und nur in Caithneß, in Kincardineshire und ganz im Süden, jenseit des steil ansteigenden St. Abb's Head, wird sie auf längere Strecken durch steil abfallende Felsen gebildet. Ganz verschieden gestaltet ist die Westküste mit ihren engen, tief ins Land eindringenden und von steilen Bergen eingefaßten "Lochs" und den zahlreichen ihr vorliegenden gebirgigen Inseln, die häufig nur ein schmaler, aber desto tieferer Meeresarm vom Festland trennt. Am bedeutendsten unter den Fjorden sind Loch Linnhe (50 km tief) und Loch Fyne (58 km tief). Von den Inseln, die insgesamt als Western Islands oder Hebriden (s. d.) zusammengefaßt werden, sind Skye, Mull und Arran die wichtigsten. Erst nachdem man den steilen "Mull" umschifft hat, trifft man auf der Ostseite des Firth