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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Stein; Steinach

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Stein - Steinach.

den Winter in Frankfurt a. M. zu, wo sich im Januar 1819 unter seinem Vorsitz die Gesellschaft für Deutschlands ältere Geschichte konstituierte. Ihr Werk ist die Herausgabe der "Monumenta Germaniae historica" (s. d.), für welche S. selbst viel sammelte. Mit der nassauischen Regierung in mancherlei Mißhelligkeiten geraten, siedelte er später auf sein Gut Kappenberg in Westfalen über. Nach der Einführung der Provinzialstände in Preußen 1823 ward er für den westfälischen Landtag zum Deputierten erwählt und vom König zum Landtagsmarschall ernannt. Auch die Verhandlungen der evangelischen Provinzialsynode Westfalens leitete er. 1827 ernannte ihn der König zum Mitglied des Staatsrats. S. starb 29. Juni 1831 in Kappenberg als der letzte seines Geschlechts, da ihn von den Kindern, die ihm seine Gemahlin, Gräfin Wilhelmine von Wallmoden-Gimborn, geboren, nur drei Töchter überlebten. 1872 ward ihm auf der Burg Nassau (von Pfuhl), 1874 in Berlin (von Schievelbein und Hagen) ein Standbild errichtet. Steins Denkschriften über deutsche Verfassungen wurden von Pertz (Berl. 1848) herausgegeben, Steins Briefe an den Freiherrn v. Gagern 1813-31 von diesem (Stuttg. 1833), sein Tagebuch während des Wiener Kongresses von M. Lehmann (in Sybels "Historischer Zeitschrift", Bd. 60). Vgl. Pertz, Das Leben des Ministers Freiherrn vom S. (Berl. 1849-55, 6 Bde.); Derselbe, Aus Steins Leben (das. 1856, 2 Bde.); Stern, S. und sein Zeitalter (Leipz. 1855); Arndt, Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Freiherrn vom S. (3. Aufl., Berl. 1869); M. Lehmann, S., Scharnhorst und Schön (Leipz. 1877); Seeley, Life and times of S. (Cambr. 1878, 3 Bde.; deutsch, Gotha 1883-87, 3 Bde.) und die kürzern Biographien von Reichenbach (Brem. 1880), Baur (Karlsr. 1885).

3) Christian Gottfried Daniel, Geograph, geb. 14. Okt. 1771 zu Leipzig, wo er studierte, wurde 1795 an das Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin berufen, an welchem er bis zu seinem am 14. Juni 1830 erfolgten Tod wirkte. Von seinen zahlreichen Werken sind besonders zu nennen sein mit Hörschelmann begründetes "Handbuch der Geographie und Statistik" (Leipz. 1809, 3 Bde.; neubearbeitet von Wappäus, Delitsch, Meinicke u. a., 7. Aufl., das. 1853-71, 4 Bde.); "Geographie für Schule und Haus" (27. Aufl. von Wagner und Delitsch, das. 1877); "Geographisch-statistisches Zeitungs-, Post- und Komptoirlexikon" (2. Aufl., das. 1818-21, 4 Bde.; nebst zwei "Nachträgen", das. 1822-24); "Über den preußischen Staat nach seinem Länder- und Volksbestand" (Berl. 1818); "Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats" (das. 1819); "Reisen nach den vorzüglichsten Hauptstädten von Mitteleuropa" (Leipz. 1827-29, 7 Bde.). Sein "Neuer Atlas der ganzen Erde" (Leipz. 1814) erlebte in der Bearbeitung durch Ziegler, Lange u. a. eine 33. Auflage (28 Karten mit Tabellen etc., das. 1875).

4) Leopold, jüd. Theolog, geb. 5. Nov. 1810 zu Burgpreppach (Bayern), bildete sich auf der Talmudschule in Fürth und den Universitäten zu Erlangen und Würzburg, ward 1834 Rabbiner in Burgkundstadt, 1843 in Frankfurt a. M., wo er nach Niederlegung des Rabbinats 1864-74 einer höhern Töchterschule vorstand und 2. Dez. 1882 starb. Er war der entschiedenste Vertreter der Reform des Judentums. Sein Hauptwerk ist: "Die Schrift des Lebens. Inbegriff des gesamten Judentums in Lehre, Gottesverehrung und Sittengesetz" (Mannh. 1868-77). Außerdem gab er verschiedene Predigtsammlungen und Zeitschriften ("Der israelitische Volkslehrer", 1851-60; "Freitagabend", 1860, etc.), mehrere Dramen ("Die Hasmonäer", Frankf. 1859; "Der Knabenraub von Carpentras", Berl. 1863, u. a.) heraus. Sein "Gebetbuch" (Straßb. u. Mannh. 1880-82, 2 Bde.) zeigt S. als formgewandten synagogalen Dichter.

5) Lorenz von, Staatsrechtslehrer und Nationalökonom, geb. 18. Nov. 1815 zu Eckernförde, studierte in Kiel und Jena Philosophie und Rechtswissenschaft, habilitierte sich dann als Privatdozent in Kiel und wurde 1846 Professor daselbst. Da er das Recht der Herzogtümer gegen die dänische Regierung verfocht und an der Schrift der neun Kieler Professoren über diesen Gegenstand Anteil nahm, wurde er 1852 aus dem Staatsdienst entlassen. Er folgte 1855 einem Ruf als Professor der Staatswissenschaften an die Universität zu Wien, an welcher er bis zu seiner 1885 erfolgten Pensionierung wirkte. Seine Schriften sind sehr zahlreich; wir nennen: "Der Sozialismus und Kommunismus des heutigen Frankreich" (Leipz. 1842, 2. Aufl. 1847); "Die sozialistischen und kommunistischen Bewegungen seit der dritten französischen Revolution" (Stuttg. 1818); "Geschichte der sozialen Bewegung in Frankreich von 1789 bis auf unsre Tage" (Leipz. 1850, 3 Bde.); "Geschichte des französischen Strafrechts" (Bas. 1847); "Französische Staats- und Rechtsgeschichte" (das. 1846-48, 3 Bde.); "System der Staatswissenschaft" (Bd. 1: Statistik etc., das. 1852; Bd. 2: Gesellschaftslehre, das. 1857); "Die neue Gestaltung der Geld- und Kreditverhältnisse in Österreich" (Wien 1855); "Lehrbuch der Volkswirtschaft" (das. 1858; 3. Aufl. als "Lehrbuch der Nationalökonomie", 3. Aufl. 1887); "Lehrbuch der Finanzwissenschaft" (Leipz. 1860; 5. Aufl. 1885-86, 4 Bde.); "Die Lehre vom Heerwesen" (Stuttg. 1872). Sein bedeutendstes Werk ist die "Verwaltungslehre" (Stuttg. 1865-84, 8 Bde.), eine umfassende, nicht zum Abschluß gelangte Behandlung desjenigen Gegenstandes, den man sonst als Polizeiwissenschaft zu behandeln pflegt. Eine kompendiöse Zusammenfassung der ganzen Wissenschaft ist das "Handbuch der Verwaltungslehre" (Stuttg. 1870; 3. Aufl. 1889, 3 Bde.). Außerdem schrieb er: "Zur Eisenbahnrechtsbildung" (Wien 1872); "Die Frau auf dem Gebiet der Nationalökonomie" (Stuttg. 1875, 6. Aufl. 1886); "Gegenwart und Zukunft der Rechts- und Staatswissenschaft Deutschlands" (das. 1876); "Der Wucher und sein Recht" (Wien 1880); "Die drei Fragen des Grundbesitzes und seiner Zukunft" (Stuttg. 1881). Das Eigentümliche der Werke Steins besteht darin, daß er die Hegelsche Dialektik auf das Gebiet der Volkswirtschaft und der Staatswissenschaft anwandte, um an der Hand derselben die Systematik dieser Wissenschaften zu verbessern. Doch hat er darüber die Hinwendung auf das Geschichtliche nicht vernachlässigt.

Steinach, 1) Marktflecken im meining. Kreise Sonneberg, im freundlichen Thal der Steinach, eines Nebenflusses der Rodach, an der Sekundärbahn Sonneberg-Lauscha (Werrabahn), hat ein Amtsgericht, Amtseinnahme, Forstei, ein Schloß, Verfertigung von Kisten, Schachteln, Schiefertafeln, Griffeln, Spielwaren etc., Wetzstein- und Schieferbrüche, Eisensteingruben, eine Glashütte, Schneide- und Märmelmühlen, Bierbrauerei und (1885) 4743 Einw. Aufwärts im Thal das Eisenhüttenwerk Obersteinach. Am Fellberg, 3 km von S., die ersten und lange Zeit einzigen bedeutenden Griffelschieferbrüche in Deutschland. -

2) Marktflecken in Tirol, Bezirkshauptmannschaft Innsbruck, im Wippthal, an der Mündung des Gschnitzthals und an der Brennerbahn gelegen,