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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Syphilom; Syphon; Syphonoïd; Syra; Syracuse

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Syphilom - Syracuse.

gus syphiliticus, s. Tafel "Hautkrankheiten", Fig. 3). Außer diesen Ausschlägen kommen auch in der Haut wirkliche Gummiknoten vor, namentlich im Gesicht und an der Stirn, wo sie als Corona Veneris bezeichnet werden. Alle diese syphilitischen oder gummösen Entzündungsknoten, gleichviel ob sie in der Haut als derbe rote Knoten oder in den Schleimhäuten als dicke Wucherungen auftreten, oder ob sie in der Iris, in Leber, Nieren oder Gehirn, Knochenhaut oder Knochenmark mehr als flache Geschwülste oder große Knoten hervorwuchern, sie alle haben eine gleiche Struktur wie der primäre Schankerknoten, sie bestehen aus weichem Bindegewebe und können 1) bei geeigneter Behandlung verfetten und so völlig zurückgebildet werden, oder 2) sie können, wenn sie oberflächlich liegen, geschwürig zerfallen, und 3) sie bilden sich teilweise zurück, teilweise schrumpfen sie und hinterlassen derbe, strahlige, weiße oder gefärbte Narben. Durch diese große Mannigfaltigkeit in der äußern Erscheinung der S. ist es bedingt, daß nahezu in jedem Organ Erkrankungen vorkommen, welche durch gewisse Eigentümlichkeiten als spezifisch syphilitische erkannt werden. Es gibt an der Regenbogenhaut des Auges eine zu Verwachsungen führende Entzündung (Iritis syphilitica, s. Tafel "Augenkrankheiten", Fig. 5), es gibt im Kehlkopf gummöse Neubildungen, welche große, strahlige Narben hinterlassen (s. Tafel "Halskrankheiten", Fig. 3); an den Knochen kommen sowohl knöcherne Auswüchse (Exostosen) als Defektbildungen, eine Art von Knochenfraß (Caries sicca) vor, welche durch bohrende Schmerzen (dolores osteocopi) ausgezeichnet sind. In der Leber bringt die S. Narben hervor, durch welche das Organ in unregelmäßige Lappen eingeteilt wird (hepar lobatum), in der Nase führen syphilitische Geschwüre zur Bildung stinkender Borken (Ozaena syphilitica) und Einfallen der Nase; im Gehirn und Rückenmark können Lähmungen aller Art durch gummöse Knoten entstehen; an der Haut wuchern warzige Gebilde (Feigwarzen, Kondylome) mit breiter Basis und höckeriger Oberfläche hervor; in den Lungen kann die S. eine besondere Art der Schwindsucht bedingen, und endlich kommen im Herzen Geschwülste, im Darm Geschwüre vor, welche der S. zuzuschreiben sind. Personen, welche an konstitutioneller S. leiden, erleben oft viele Jahre hindurch immer neue Organerkrankungen, so daß sie schließlich an Erschöpfung, nicht selten unter allgemeiner Amyloidentartung zu Grunde gehen. Die Behandlung richtet sich zunächst auf die Behandlung des primären Geschwürs. Dieses heilt bei gründlicher Reinhaltung, event. unter gleichzeitiger Anwendung von Quecksilber ohne Schwierigkeit. Die konstitutionelle S. wird mit richtiger und frühzeitiger Anwendung von Quecksilber in Form von Einreibung von grauer Quecksilbersalbe oder subkutaner Einspritzung von Sublimat (Lewin) oder innerlicher Darreichung von Kalomel (Ricord) oft vollständig geheilt. Bei veralteter S. sind Jodkalium, der Gebrauch von Schwefelbädern, wie Aachen, Nenndorf und andern warmen Bädern, von guter Wirkung.

Die S. ist von den Eltern auf die Kinder übertragbar. Frauen, welche zur Zeit der Konzeption bereits an sekundärer S. leiden oder auch erst während der Schwangerschaft syphilitisch werden, bringen fast immer unreife, tote Früchte durch Abortus oder Frühgeburt zur Welt. In andern Fällen wird das Kind zwar ausgetragen, stirbt aber bei oder kurz nach der Geburt ab. Nur selten wird das Kind einer syphilitischen Mutter längere Zeit am Leben erhalten. In diesem Fall sind entweder schon gleich bei der Geburt Symptome der S. an dem Kind vorhanden, oder die S. ist noch latent, und die Symptome derselben treten erst nach Wochen oder Monaten hervor. Die meisten der Kinder mit angeborner S., welche am Leben bleiben, haben die Krankheit von dem zur Zeit der Zeugung syphilitischen Vater geerbt. Es ist sicher konstatiert, daß die S. vom Vater auf das Kind übergehen kann, ohne daß die Mutter syphilitisch infiziert ist oder von dem kranken Kind, welches sie in ihrem Schoß birgt, infiziert wird. Auch die von einem syphilitischen Vater herstammende vererbte S. verrät sich in manchen Fällen gleich bei der Geburt durch deutliche Zeichen, während in andern erst später charakteristische Störungen auftreten. Die erstere Gruppe von Fällen bietet für die Behandlung wenig Aussicht, meistens gehen die Kinder, namentlich wenn schwere Knochenleiden oder Pemphigus vorhanden sind, zu Grunde. Dagegen hat die Behandlung der angebornen, aber anfangs latent gebliebenen S. günstige Erfolge aufzuweisen. Gewöhnlich gibt man den Kindern kleine Dosen Kalomel oder läßt Sublimatbäder anwenden. Dabei muß man die Kräfte des Kindes durch Zufuhr einer möglichst zweckmäßigen Nahrung (Muttermilch) aufrecht erhalten. Dem syphilitischen Kind eine Amme zu geben, ist nicht rätlich, weil letztere der Gefahr der Ansteckung ausgesetzt ist.

Die S. erregte zuerst am Ende des 15. Jahrh. als Franzosenkrankheit (Morbus gallicus) die Aufmerksamkeit der Ärzte und richtete bei den damaligen Sitten und der Unkenntnis über ihre zweckmäßige Behandlung furchtbares Unglück an. Der Name S. ist zuerst von dem Italiener Fracastoro (1521; vgl. dessen "S. oder gallische Krankheit", deutsch, Leipz. 1880) gebraucht worden. Vgl. Ricords Vorlesungen über S. (übersetzt von Gerhard, Berl. 1848); v. Bärensprung, Die hereditäre S. (das. 1864); Geigel, Geschichte, Pathologie und Therapie der S. (Würzb. 1867); Lewin, Die Behandlung der S. mit subkutaner Sublimatinjektion (das. 1869); Zeißl, Pathologie und Therapie der S. (5. Aufl., Stuttg. 1888); Weil, Über den gegenwärtigen Stand der Lehre von der Vererbung der S. (Leipz. 1878); Rosenbaum, Geschichte der Lustseuche im Altertum (Halle 1888).

Syphilom, Gummigeschwulst, s. Syphilis.

Syphon, s. Siphon.

Syphonoïd (griech.), ein mit dem Pulsometer (s. d.) verwandter Wasserhebeapparat, welcher sich von diesem durch seine Heberform, durch das Vorhandensein eines besondern Raums für Dampfkondensation und dadurch, daß er den Dampf nicht direkt auf die Wasseroberfläche läßt, sondern einen dazwischengeschalteten, schlecht wärmeleitenden Schwimmer wirken läßt, durch welchen ein starker Dampfverlust verhütet und die Steuerung des Dampfes mittels eines Hahns bewirkt wird, unterscheidet. Vgl. Uhland, Der praktische Maschinenkonstrukteur, S. 95 (Leipz. 1878).

Syra (bei den Alten und neuerdings wieder offiziell Syros), 1) eine der Kykladen, fast mitten im Archipel gelegen, 80 qkm (1,45 QM.) groß und bis 431 m hoch, erzeugt Getreide und Wein und hat (1879) 26,946 Einw., welche vornehmlich vom Handel leben. Derselbe ist vorwiegend Kommissions- und Speditionshandel und versorgt fast ausschließlich die sämtlichen Inseln des Archipels mit ihren Bedürfnissen. Auf S. befindet sich ein deutsches Konsulat. -

2) (Neu Syra), Stadt, s. Hermupolis.

Syracuse (spr. ssirrakjuhs), Stadt im nordamerikan. Staat New York, am Südende des Onondagasees, hat ein Irrenhaus, ein Asyl für Blödsinnige, ein Zuchthaus und (1880) 51,792 Einw. In der Nähe un-^[folgende Seite]