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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Trockner Wechsel - Troizko-Sergiewsches Kloster.

geleitet, oder man leitet sie wie auch das Papier über hohle, durch Einleiten von Dampf erhitzte Walzen (vgl. Trockenmaschine). Derartige Walzen kann man auch zum T. von Pulver benutzen, wenn man dies auf endlosen Tüchern über die Walzen leitet. - Zum T. von Flüssigkeiten genügt anhaltendes Erhitzen, wenn der Siedepunkt der betreffenden Flüssigkeit bedeutend höher liegt als der des Wassers. Flüchtige Flüssigkeiten kann man vorteilhaft destillieren und unter Anwendung von Rektifikatoren und Dephlegmatoren, wie sie zur Trennung des Alkohols vom Wasser in der Spiritusfabrikation benutzt werden, vom Wassergehalt befreien. Ein vollständiges T. erreicht man indes auf diese Weise in der Regel nicht, vielmehr muß man zur Entfernung der letzten Spuren von Wasser hygroskopische Substanzen anwenden, welche bei längerm Verweilen in der Flüssigkeit die Feuchtigkeit vollständig absorbieren. Oft führt nur wiederholte Destillation über solche Substanzen zum Ziel. Die Auswahl der letztern richtet sich nach der Natur der Flüssigkeit, die nicht chemisch auf die Trockensubstanz einwirken darf. Am häufigsten benutzt man Chlorcalcium, gebrannten Kalk, wasserfreies kohlensaures Kali oder schwefelsaures Kupferoxyd, wasserfreie Oxalsäure, Phosphorsäureanhydrid etc. - Gase verlieren den größten Teil ihres Wassergehalts durch starkes Abkühlen in einer Röhrenleitung von hinreichender Länge (vgl. Leuchtgas, S. 734). Wo dies nicht genügt, kann man sie durch Trockenröhren leiten, welche mit porösem Chlorcalcium gefüllt sind, oder durch konzentrierte Schwefelsäure. Man befeuchtet mit letzterer auch Bimsstein, den man in Röhren füllt, oder läßt die Schwefelsäure in einem mit Koks gefüllten Turm in gleichmäßiger Verteilung herabfließen, während das Gas unten in den Turm eintritt und der Säure entgegenströmt.

Trockner Wechsel, s. Wechsel.

Trockner Weg, s. Nasser Weg.

Troctes, Bücherlaus.

Troddelblume, s. Soldanella.

Trödelhandel (Trödelgewerbe), Kleinhandel, durch welchen gebrauchte Sachen (gebrauchte Kleider, Betten, Wäsche, altes Metallgerät, Metallbruch u. dgl.) umgesetzt werden. Mit Rücksicht darauf, daß der T. leicht zur Hehlerei mißbraucht werden kann, ist in der deutschen Gewerbeordnung (§ 35) bestimmt, daß dieser Handel untersagt werden kann, wenn Thatsachen vorliegen, welche die Unzuverlässigkeit des Gewerbtreibenden in Bezug auf diesen Gewerbebetrieb darthun. Im Umherziehen darf der T. nicht ausgeübt werden (deutsche Gewerbeordnung, § 56, Ziffer 2).

Trödelvertrag (Contractus aestimatorius), der Vertrag, vermöge dessen jemand einem andern eine Sache mit der Auflage übergibt, nach einer gewissen Zeit entweder diese Sache zurückzugeben, oder einen bestimmten Geldbetrag dafür zu überliefern. Die Übergabe jener Sache erfolgt in der Erwartung, daß der Trödler dieselbe zu verkaufen suchen werde. Ein etwaniger Mehrerlös kommt, wenn nichts andres verabredet war, dem Trödler zu gute.

Trogen, Dorf und gewissermaßen Hauptort des schweizer. Halbkantons Appenzell-Außer-Roden, am Fuß des Gäbris, mit Kantonschule, Baumwollweberei, Musselinstickerei und (1880) 2629 Einw.; ist mit Hundwyl abwechselnd Sitz der Landsgemeinde, zugleich Sitz des Obergerichts.

Troglodyten (griech., Höhlenbewohner), allgemeine Bezeichnung auf einer niedrigen Kulturstufe stehender Völker, welche in bloßen Erdhütten oder Höhlen wohnten. Troglodytenland (Troglodytica) hieß insbesondere die Küste des heutigen Abessinien von Berenike nach S. zu.

Troglodytes, Schimpanse.

Troglodytes, Vogel, s. v. w. Zaunkönig; Troglodytidae (Schlüpfer), Familie der Sperlingsvögel (s. d. 3).

Trogons (Trogonidae), s. Klettervögel (12).

Trogus Pompejus (oder in richtigerer Ordnung Pompejus Trogus), röm. Geschichtschreiber zur Zeit des Augustus, stammte aus Gallien, schrieb eine Universalgeschichte von Erschaffung der Welt bis auf seine Zeit, welche den Namen "Historiae Philippicae" führte, weil die Geschichte des makedonischen Reichs und der mit diesem in Zusammenhang stehenden Völker den Hauptinhalt bildete. Nur die "Prologi" zu den 44 Büchern (hrsg. von Grauert, Münst. 1827; nebst einigen andern, meist als unecht erwiesenen Fragmenten von Bielowski, Lemb. 1853) und der Auszug des Justinus (s. d. 1) sind auf uns gekommen.

Troika (russ.), s. Kibitka.

Troikart, s. Trokar.

Troilit, Mineral, Bestandteil vieler Meteoriten, besteht aus Schwefeleisen FeS.

Troilos, der von Achilleus getötete jüngste Sohn des Priamos und der Hekabe.

Troina, Stadt in der ital. Provinz Catania (Sizilien), Kreis Nicosia, auf einem Felskamm, 1113 m ü. M., nahe am Fluß T., einem Zufluß des Simeto, gelegen, hat Reste des antiken Imachara, Mützen- und Strumpfwirkerei und (1881) 10,072 Einw. T. ward 1062 von den Normannen unter Roger eingenommen und erhielt 1078 das erste katholische Bistum in Sizilien.

Trois Rivières (spr. troa riwjähr, auch Three Rivers, "drei Flüsse"), Stadt in der britisch-amerikan. Provinz Quebec, an der Mündung des St. Maurice in den St. Lorenzstrom, hat Eisengießerei, Sägemühlen, lebhaften Holzhandel und (1881) 9296 Einw.

Troizk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Orenburg, am Ui und der Uwelka, hat 3 griech. Kirchen, 2 Moscheen, besuchte Messen, ein Gymnasium und ein weibliches Progymnasium, einen großen Kaufhof und (1885) 18,497 Einw., welche lebhaften Tauschhandel mit den Kirgisen treiben.

Troizkosawsk, russ. Grenzfestung im sibirischen Gebiet Transbaikalien, Sitz des Befehlshabers der Transbaikalischen Kosaken, ein großer wohlgebauter Ort mit Kirchen und steinernen Gebäuden, freundlich und schmuck wie keine andre sibirische Stadt, nur 4 km nördlich von dem tiefer gelegenen Kiachta (s. d.), hat eine Realschule, ein weibliches Progymnasium und (1885) 6117 Einw.

Troizko-Sergiewsches Kloster (Troiza Lawra Sergiew, "Dreieinigkeitskloster des heil. Sergius"), das größte, reichste und geschichtlich berühmteste Kloster des russischen Reichs, im Gouvernement Moskau, 70 km von Moskau, an der Eisenbahn Moskau-Jaroslaw gelegen. Dasselbe gleicht, mit hohen Mauern, Wällen und Gräben umgeben, einer Festung und enthält einen kaiserlichen Palast, die Wohnung des Metropoliten und des Archimandriten, 11 Kirchen und Kapellen, eine geistliche Akademie mit wertvoller Bibliothek, ein theologisches Seminar, eine Elementarschule für arme Kinder, ein großes Kaufhaus, große Gärten etc. Die größte und schönste Kirche ist die der Verklärung Mariä gewidmete Uspenskikathedrale mit fünf Goldkuppeln und den Grabmälern geschichtlich berühmter Männer und Frauen. Die kleine Kirche der Dreieinigkeit (Troizky Chram) enthält den silbernen, mit Edelsteinen ge-^[folgende Seite]