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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Turkos; Turksinseln; Turlupin; Turm

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Turkos - Turm.

mit 8, Ai-Derwisch mit 7, Tschakyr Beg Deli mit 10 und die Jangak Sagri mit 7 Familien.

6) Die Tschoudoren leben in etwa 12,000 Kibitken in den Grenzstrichen Chiwas.

7) Dem linken Ufer des Amu Darja weiter aufwärts folgend, leben die Sakar, 3000 Kibitken, 20 km oberhalb der bocharischen Stadt Tschardschui, und

8) die 30,000 Kibitken zählenden Erssary mit 4 Geschlechtern; sie sind mehr oder weniger von Bochara abhängig und erstrecken sich bis Afghanistan.

9) Die Teke, der mächtigste, tapferste und zahlreichste Stamm, haben die Achal-Oase und Merw-Oase inne. Die Achal-Teke zählen etwa 30,000, die Merw-Teke etwa 50,000 Kibitken; der ganze Stamm zerfällt in die Tochlamysch mit den beiden Zweigen Beg (5 Geschlechter, 11 Familien) und Wekil (2 Geschlechter, 12 Familien) und die Otamysch mit den Zweigen Sytschmes (6 Geschlechter) und Bachschi (5 Geschlechter). Die Merw-Teke scheinen sich in der Mitte der 30er Jahre von den Achal-Teke abgelöst zu haben und sind weiter ostwärts gezogen, wo es ihnen in blutigen Kriegen gegen Persien gelang, des ganzen Merwgebiets sich zu bemächtigen. Die Achal-Teke wurden 1881 von den Russen unterworfen, die Merw-Teke unterwarfen sich 1883 freiwillig; ihre Gebiete wurden dem transkaspischen Bezirk einverleibt.

10) Die Saryk bewohnen die südöstlich von Merw am Murghab gelegenen Landschaften Juletan und Pandsh-Dech; 12,000 Kibitken in 5 Geschlechtern mit 16 Familien; sie treiben Garten- und Ackerbau und leben mit den Merw-Teke in Feindschaft.

11) Die Salyr, 3000 Kibitken, hatten sich in der persischen Landschaft Sur-Abad niedergelassen, verlegten dann ihren Wohnsitz nach Alt-Sarachs am Heri-Rud, wurden hier aber von den Merw-Teke überfallen, mit ihrer ganzen Habe fortgeschleppt und diesen einverleibt. Im ganzen beziffert sich somit die Stärke aller T. auf 900,000-950,000, auch wohl 1 Mill. Köpfe.

Alle T. betrachten den Raub als eine vollständig gestattete Erwerbsquelle; sie leben deshalb in fast steter Feindschaft untereinander, sind aber besonders eine entsetzliche Geißel für die benachbarten Völkerschaften, zumal wenn sie als Sunniten den Schiiten gegenüberstehen. Nachdem aber Rußland bis in das Herz Turkmeniens vorgedrungen ist, wird diesen Räubereien wohl bald ein Ziel gesetzt werden, zumal wenn Persien in seinen Nordprovinzen einen größern Widerstand leistet, als dies jetzt der Fall ist. Das einzige, was die T. achten, ist die Macht der Stärke und das Adat, das uralte Gewohnheitsrecht. Die Stämme wählen wohl aus ihrer Mitte Chane; doch haben diese keinerlei Gewalt, wenn sie auch durch persönliche Vorzüge zuweilen bedeutenden Einfluß ausüben. Die Mollas sind wenig geachtet, wie überhaupt die T. sich leicht über die Lehren des Korans hinwegsetzen. Je mehr aber die seßhafte Lebensweise Platz greift, desto mehr werden die T. auch einer gesellschaftlichen Ordnung zugänglich werden. Die den Frauen zugestandene geachtete Stellung, die Liebe zu den Kindern, das Halten des gegebenen Wortes und stete Gastfreiheit sind als Charaktereigenschaften hervorzuheben. Dabei sind sie äußerst mäßig. Ein magerer, zäher Körper, fast bronzefarbige Gesichter mit kleinen, tief liegenden Augen, schwarze Haare, ungewöhnlich weiße Zähne, lange Bärte kennzeichnen das Äußere. Das nationale Kostüm besteht aus einem weiten, langen Gewand, je nach dem Stand von Seide oder einem andern Stoff, und hohen Lammfellmützen, welche die Frauen durch einen um den Kopf gewundenen Shawl ersetzen. Letztere lieben und tragen viel Schmuck und verhüllen sich nicht. Zur Wohnung dient die Filzjurte, in welcher die Frauen frei schalten. Gewöhnlich hat der Turkmene zwei Frauen, für welche er einen gewissen Kaufpreis zu zahlen hat. Die Ehe kann aber willkürlich gelöst werden. Ackerbau, Gartenbau, Fischerei, Viehzucht sind je nach den Wohnplätzen die Hauptbeschäftigungen. Die Jagd wird nicht sehr kultiviert. Die Industrie beschränkt sich auf Anfertigung von Reitzeug, Kamelhaartuch, Ackergerätschaften etc.; die Fischerboote, in Hassan Kuli gefertigt, und die Teppiche der Teke haben einen großen Ruf. Vorläufig ist von Handel noch keine Rede, daß aber die Transkaspische Eisenbahn in dieser Beziehung einen Umschwung hervorbringen wird, dürfte kaum bezweifelt werden. Vgl. "Petermanns Mitteilungen", Bd. 26 (1880); v. Hellwald, Zentralasien (Leipz. 1880); Wenjukow, Die russisch-asiatischen Grenzlande (deutsch, das. 1874); Vambéry, The Turkomans between the Caspian and Merw (im "Journal of the Anthropological Institute etc.", Februar 1880); Weil, La Tourkménie et les Tourkmènes (Par. 1880); Vambéry, Das Türkenvolk (Leipz. 1885).

Turkos, frühere Bezeichnung für die heutigen Tirailleure Algeriens, afrikanische Fußtruppe der französischen Armee, 1842 errichtet, jetzt 4 Regimenter à 4 Bataillone zu je 4 Kompanien und einer Depotkompanie. Die Offiziere vom Hauptmann aufwärts und pro Kompanie zwei Leutnants sind Franzosen. Ihre Uniform entspricht der arabischen Tracht: hellblaue Jacke und Weste, Turban, Burnus, Gamaschen etc.

Turksinseln, Inselgruppe der brit. Bahamainseln (Westindien), bestehend aus der Insel Grand Turk (18 qkm mit 2500 Einw.) und dem kleinern Inselchen Salt Cay (s. d.). Grand Turk ist niedrig und sandig und liefert außer Fischen und Schildkröten noch Salz. Es bildet mit den Caicos (s. d.) einen Verwaltungsbezirk, der seit 1874 vom Gouverneur von Jamaica abhängt, und insgesamt ein Areal von 575 qkm (10,4 QM.) mit (1881) 4732 Einw. hat. Die Ausfuhr belief sich 1887 auf 26,015 Pfd. Sterl., die Einfuhr auf 26,721 Pfd. Sterl. Lokalrevenue 1887: 6203 Pfd. Sterl.

Turlupin (franz., spr. türlüpäng), ursprünglich Name einer übel berüchtigten fanatischen Sekte, die im 13. und 14. Jahrh. in Frankreich umherzog; dann Beiname des französischen Komikers Legrand unter Ludwig XIII., daher s. v. w. Possenreißer. Turlupinade, Hanswurstiade, Hänselei.

Turm, Gebäude von regulär prismatischer oder cylindrischer Grundform, dessen Höhe die Abmessungen seiner Grundfläche mehr oder minder bedeutend übertrifft. Die Türme werden meist andern Gebäuden, wie Kirchen, Schlössern, Rathäusern, Stadtthoren, Festungen, angefügt und mit ihnen zu einem architektonischen Ganzen verbunden, oder sie stehen isoliert. Bei der ägyptischen Baukunst erkennen wir in den Pylonen ihrer Tempel und in ihren Pyramiden die ersten Vorläufer der Turmbauten; von den Griechen ist uns nur der achteckige, mit niederm Zeltdach versehene "T. der Winde" (s. Tafel "Baukunst IV", Fig. 10) erhalten. Die Römer kannten nur feste, oben mit Plattform und Zinnen versehene Verteidigungstürme. Ähnlich waren die meist runden oder quadratischen Festungstürme des Mittelalters, welche oft noch eine Laterne auf den Zinnen oder einen kurzen Steinhelm erhielten. Indes zeigten sich die Türme hier überall noch als mehr oder minder willkürliche An- oder Aufbauten. Erst der christlichen Baukunst war es vorbehalten, die Türme zu einem integrieren-^[folgende Seite]