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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Verwaltungsexekutive - Verwandtschaft.

densrichter über Streitigkeiten öffentlichrechtlicher Art ebensowohl wie über Privatrechtsstreitigkeiten. In Italien (Gesetz vom 20. März 1865) ist die Entscheidung von Verwaltungsstreitsachen den ordentlichen Gerichten übertragen.

[Litteratur.] Das Verwaltungsrecht wird regelmäßig in den Werken über Staatsrecht (s. d.) mit behandelt. Unter den besondern Darstellungen sind hervorzuheben: Meyer, Lehrbuch des deutschen Verwaltungsrechts (Leipz. 1883-84, 2 Bde.); Sarwey, Allgemeines Verwaltungsrecht (Freib. 1887); Löning, Lehrbuch des deutschen Verwaltungsrechts (Leipz. 1884); Stengel, Lehrbuch des deutschen Verwaltungsrechts (Stuttg. 1886); »Wörterbuch des deutschen Verwaltungsrechts«, herausgegeben von Stengel (Freiburg 1889 ff., 2 Bde.); Hue de Grais, Verfassung und V. in Preußen und im Deutschen Reich (6. Aufl., Berl. 1888); Zelle, Handbuch des geltenden öffentlichen und Privatrechts für das Gebiet des preußischen Landrechts (das. 1888); Stengel, Die Organisation der preußischen V. (Leipz. 1884); Pözl, Lehrbuch des bayrischen Verwaltungsrechts (3. Aufl., Münch. 1871; Supplement 1874); Leuthold, Das königlich sächsische Verwaltungsrecht (Leipz. 1878); Küchler, Verwaltungsgesetzgebung im Großherzogtum Hessen (2. Aufl., Darmst. 1885, 2 Bde.): Pann, Verwaltungsjustiz in Österreich (Wien 1876); Ulbrich, Grundzüge des österreichischen Verwaltungsrechts (Prag 1884); Derselbe, Handbuch der österreichischen politischen V. (Wien 1888); Gumplowicz, Verwaltungslehre mit besonderer Berücksichtigung des österreichischen Verwaltungsrechts (Innsbr. 1882); Mayerhofer, Handbuch für den österreichischen politischen Verwaltungsdienst (4. Aufl., Wien 1880, 2 Bde.); Ducrocq, Cours de droit administratif (6. Aufl., Par. 1881, 2 Bde.); Mayer, Theorie des französischen Verwaltungsrechts (Straßb. 1886); Burn, Justice of peace and parish officer (30. Aufl., Lond. 1869, 5 Bde.); Gneist, Das englische Verwaltungsrecht (3. Aufl., Berl. 1883 bis 1884, 2 Bde.); Derselbe, Selfgovernment, Kommunalverfassung und Verwaltungsgerichtsbarkeit in England (3. Aufl., das. 1871); Demurtas Zichina, La giustizia amministrativa in Italia (Turin 1883). Vgl. ferner Bornhak, Geschichte des preußischen Verwaltungsrechts (Berl. 1885-86, 3 Bde.); d'Elvert, Zur österreichischen Verwaltungsgeschichte (Brunn 1880); Gneist, V., Justiz, Rechtsweg, Selbstverwaltung (Berl. 1869); v. Stein, Die Verwaltungslehre (Stuttg. 1865-68, 7 Tle.); Derselbe, Handbuch der Verwaltungslehre (3. Aufl., das. 1889, 3 Bde.); v. Inama-Sternegg, Verwaltungslehre in Umrissen (Innsbr. 1870); v. Kirchenheim, Verwaltungsrechtspraktikum (Stuttg. 1883); »Handwörterbuch der Staatswissenschaften« (hrsg. von J. ^[Johannes] Conrad u. a., Jena 1889 ff.); Block, Dictionnaire de l'administration française (2. Aufl., Par. 1877; mit Supplementen). Unter den Zeitschriften sind hervorzuheben: »Jahrbuch für Gesetzgebung, V. und Volkswirtschaft im Deutschen Reich« (1871 begründet von Holtzendorff; seit 1881 hrsg. von Schmoller, Leipz.); »Archiv für Verwaltungsrecht« (hrsg. von Stolp, jetzt von Klinckmüller, Berl. 1876 ff.); »Preußisches Verwaltungsblatt«, Wochenschrift (das. 1880 ff.); »Blätter für administrative Praxis, zunächst in Bayern« (Nördl. 1851 ff.); »Zeitschrift für Praxis und Gesetzgebung der V. im Königreich Sachsen« (Leipz. 1880 ff., als »Zeitschrift für Rechtspflege und V.« begründet 1838); »Württembergisches Archiv für Recht und Rechtsverwaltung« (Stuttg. 1858-82); »Zeitschrift für badische V. und Verwaltungsrechtspflege« (Heidelb. 1869 ff.); »Zeitschrift für Staats- und Gemeindeverwaltung im Großherzogtum Hessen« (Mainz 1876 ff.); »Entscheidungen des königlichen (preuß.) Oberverwaltungsgerichts« (Berl. 1877 ff.); »Sammlung von Entscheidungen des bayrischen Verwaltungsgerichtshofs« (Münch. 1881-82); »Österreichische Zeitschrift für V.« (Wien 1869 ff.; mit Beilage: »Erkenntnisse des k. k. Verwaltungsgerichtshofs«, 1878 ff.).

Verwaltungsexekutive, s. Zwangsvollstreckung.

Verwaltungsgerichte, s. Verwaltung, S. 166.

Verwaltungspolitik, derjenige Teil der Politik (s. d.), welcher die für die Verwaltung (s. d.) maßgebenden Gesichtspunkte der Zweckmäßigkeit zum Gegenstand hat.

Verwaltungspolizei (Wohlfahrtspolizei), die Gesamtheit der polizeilichen Thätigkeit, welche im Interesse einzelner Verwaltungszweige entwickelt wird, im Gegensatz zur Sicherheitspolizei (s. Polizei).

Verwaltungsrat, s. Aufsichtsrat.

Verwaltungsrecht, s. Verwaltung, S. 165.

Verwaltungsrechtspflege, s. Administrativjustiz und Verwaltung, S. 166.

Verwaltungsschulden, s. Staatsschulden.

Verwaltungsverordnung, s. Verordnung.

Verwaltungswissenschaft (Verwaltungslehre), s. Verwaltung.

Verwaltungszwangsverfahren, das gesetzlich geordnete Verfahren zum Zweck der Zwangsvollstreckung (s. d.) in Verwaltungssachen, z. B. bei der Beitreibung von öffentlichen Abgaben, bei der Ausführung von Anordnungen der zuständigen Verwaltungsbehörde u. dgl.

Verwandlung, s. v. w. Metamorphose.

Verwandtenmord (Parricidium), im röm. Rechte die absichtliche Tötung einer mit dem Thäter durch das Band der Verwandtschaft oder ein ähnliches, z. B. durch Schwägerschaft, Ehe oder Patronat, verbundenen Person. Das Parricidium wurde mit der Strafe des Ertränkens geahndet (Poena culei), wobei der Verbrecher mit einem Hund, einem Affen, einem Hahn und einer Schlange zusammen in einen Sack gesteckt wurde. Auch die peinliche Gerichtsordnung Karls V. (sogen. Carolina) bedrohte den »an hohen, trefflichen Personen, an des Thäters eignem Herrn, an den eignen Ehegatten oder an nahe gesippten Freunden« verübten Mord mit geschärfter Todesstrafe, nämlich mit der Strafe des Rades, geschärft durch vorausgehendes Reißen mit glühenden Zangen oder durch Schleifen zur Richtstätte. Das moderne Strafrecht kennt überhaupt keine qualifizierte Todesstrafe und auch keine besondere Bestrafung des Verwandtenmordes mehr.

Verwandtschaft (Cognatio, Consanguinitas), das auf Zeugung, resp. Abstammung und die dadurch entstandene Gemeinschaft des Bluts sich gründende Verhältnis zwischen mehreren Personen (Verwandten). V. in diesem Sinn heißt im altdeutschen Recht Sippschaft. Diese durch Zeugung entstandene V. ist eine wahre, natürliche, leibliche (Blutsverwandtschaft, c. naturalis s. vera), die durch Adoption (s. d.) begründete dagegen nur eine fingierte oder sogen. bürgerliche V. (c. civilis s. legitima s. legalis). Die Linie der direkten Vorfahrenverwandtschaft bezeichnet man als aufsteigende Linie (linea ascendens), und die in ihr Stehenden heißen Aszendenten (parentes, Obersippschaft, cognatio superior); dieselbe Linie nach der Richtung