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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Voltigieren - Volvic.

Voltigieren (franz., spr. woltisch-), Spring- und Schwingübungen, entweder am lebenden Pferd, wie bei den reitenden Truppen und bei Kunstreitern, oder an einer Nachbildung des Pferdes, die früher Voltigierbock hieß, jetzt nach allgemeiner Einführung desselben auf den Turnplätzen gewöhnlich Pferd (s. d.) oder Schwingel genannt wird.

Volti subĭto (ital., meist abgekürzt v. s.), wende schnell um (das Blatt).

Voltmēter, s. Galvanometer, S. 881.

Voltolini, Rudolf, Mediziner, geb. 17. Juni 1819 zu Elsterwerda, studierte seit 1838 in Breslau und Berlin, praktizierte in Berlin, Groß-Strehlitz und Lauenburg, wurde 1852 Kreisphysikus zu Falkenberg in Oberschlesien, habilitierte sich 1862 in Breslau als Privatdozent für Ohrenheilkunde und Kehlkopfkrankheiten und wurde 1868 außerordentlicher Professor. Er starb 10. Sept. 1889. V. hat sich besonders um die Anwendung der Galvanokaustik bei Kehlkopf- und Nasenkrankheiten Verdienste erworben. Er schrieb: »Die Rhinoskopie und Pharyngoskopie« (2. Aufl., Bresl. 1879); »Anwendung der Galvanokaustik im Innern des Kehlkopfs und Schlundkopfs« (2. Aufl., Wien 1872); »Nasenpolypen und deren Operation« (das. 1880); »Die Krankheiten der Nase und des Nasenrachenraums« (Bresl. 1888).

Voltri, Stadt in der ital. Provinz Genua, an der Nordspitze des Golfs und an der Eisenbahn Genua-Nizza, hat eine Wallfahrtskirche, hübsche Villen, eine technische Schule, ein Schwefelbad, zahlreiche Papiermühlen, Eisenwarenfabrikation, Schiffbau, Tuchweberei, Baumwollspinnerei, Handel mit Konfitüren, einen Hafen und (1881) 6358 Einw. Hier 18. April 1800 Sieg der Österreicher unter Melas über die Franzosen unter Masséna.

Voltumna, Beschützerin der Ratsherren, Göttin des Bundestempels der Zwölfstaaten Etruriens.

Voltúrno (im Altertum Vulturnus), Fluß in Süditalien, entspringt auf den Apenninen, durchfließt die Provinz Caserta bis zu seiner Vereinigung mit dem Calore in südöstlicher, dann in westlicher Richtung an Capua vorüber und mündet bei Castel V. in das Mittelmeer; 150 km lang. Am V. 1. und 2. Okt. 1860 Sieg Garibaldis über die Neapolitaner.

Voltz, Friedrich, Maler, geb. 31. Okt. 1817 zu Nördlingen, erhielt die erste Unterweisung in der Kunst von seinem Vater, dem Maler, Kupferstecher und Illustrator Johann Michael V. (geb. 16. Okt. 1784, gest. 17. April 1858; Biographie von Hagen, Stuttg. 1863), begann seine künstlerische Laufbahn als Radierer und ging 1834 nach München auf die Akademie, wo er jedoch weniger Förderung fand als durch seine Studien nach den Niederländern in der Pinakothek und nach der Natur. Er war anfangs noch als Radierer und Lithograph thätig und malte zugleich bis zum Ende der 30er Jahre Landschaften aus dem bayrischen Hochgebirge. Dann wendete er sich der bayrischen Ebene zu und malte besonders Weiden mit Rindvieh, Pferden, Schafen und Ziegen. Nachdem er 1846 Belgien und Holland bereist, schloß er sich an die niederländischen Stimmungsmaler an, worin er durch den Einfluß von Morgenstern und Schleich noch mehr bestärkt wurde. In seinen seit dem Beginn der 50er Jahre entstandenen zahlreichen Landschaften mit Tierstaffage, welche zumeist in einem langgestreckten Breitformat gehalten sind, legte er fortan den Schwerpunkt auf die Beleuchtung und die Stimmung bei feuchter Luft, wobei er bald einen warmen Goldton, bald einen kühlen silberigen Ton bevorzugte. Bilder von ihm finden sich in der Neuen Pinakothek zu München, im Museum zu Köln, in der Berliner Nationalgalerie u. a. a. O. Er war königlicher Professor und starb 25. Juni 1886 in München.

Voltzĭa Brongn., vorweltliche Pflanzengattung aus der Familie der Koniferen (s. d., S. 1014).

Voltzĭensandstein, s. Triasformation, S. 828.

Volūbel (lat.), beweglich, geläufig; Volubilität, Beweglichkeit, besonders Zungenfertigkeit.

Volūmen (lat.), eigentlich etwas Zusammengerolltes, daher s. v. w. Schriftrolle oder Buch, weil die Alten die Blätter ihrer Schriften nur auf Einer Seite beschrieben und sie dann zusammenrollten; auch einzelne Abteilung (Band) einer Schrift. Speziell in der Physik s. v. w. Umfang, Ausdehnung, die Größe des Raums, den die Substanz eines Körpers unabhängig von dessen Gestalt einnimmt. Bei gleichem Gewicht steht das V. zweier Körper im umgekehrten Verhältnis ihrer Dichtigkeit.

Volumenometer, s. Stereometer.

Volumēter, s. Aräometer, S. 741.

Volumetrīe, Maßanalyse, s. Analyse, S. 527.

Voluminös (lat.), umfangreich.

Volumnĭus, Lucius, röm. Plebejer, war 307 und 296 v. Chr. Konsul mit dem Patrizier Appius Claudius, soll im letztern Jahr zwei große Siege über Etrusker und Samniter, den einen mit seinem Kollegen, den andern ohne ihn, gewonnen haben. Seine Gemahlin war Virginia (s. d. 2).

Volunteers (engl., spr. wollöntihr), Freiwillige.

Volupĭa, bei den ältern Römern Personifikation des Vergnügens, der sinnlichen Lust.

Völuspa, s. Edda, S. 304.

Volūte (lat.), spiralförmiges Vermittelungsglied an architektonischen Teilen, insbesondere an Konsolen und Säulenkapitälen. Bei den Konsolen dient die V. zur Vermittelung der wagerechten, getragenen Teile mit den lotrechten, tragenden Wänden und erhält, wenn jene S-förmig sind, meist zwei entgegengesetzte Spiralwindungen. Bei dem ionischen Kapitäl (s. Abbildung) dient sie zur Vermittelung des wagerechten Architravs mit den beiden Seiten des senkrechten Säulenschafts und geht von der wagerechten Kapitälplatte aus, während sie bei dem korinthischen und romanischen Pflanzenkapitäl zur Vermittelung des senkrechten Schafts mit dem Architrav dient und deshalb von den senkrechten Seitenflächen des Kapitäls ausgeht. In der Renaissance dient sie auch zur Vermittelung von Giebelabsätzen, Kuppelaufsätzen und ähnlichen größern Architekturteilen sowie zur Vermittelung von rechtwinkeligen Flächen und Linien in der Ornamentik. Besitzt die V. mehrere Windungen, welche völlig in sich auflaufen, so erscheint sie wegen des wiederholten und abgeschlossenen Ausdrucks der Vermittelung als das vollkommenste Mittel zur Verknüpfung je zweier Architekturteile (vgl. Säule nebst Tafel »Säulenordnungen«).

^[Abb.: Volute des ionischen Kapitäls.]

Volvic (spr. wollwík), Ortschaft im franz. Departement Puy de Dôme, Arrondissement Riom, am Fuß des Puy de la Bannière (761 m) und an der Eisenbahn von Tulle nach Clermont-Ferrand, hat eine Fachschule für Steinbearbeitung, bedeutende Lavabrüche u. (1881) 2302 Einw. Unfern die schöne Ruine Tournoël.