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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Wacht am Rhein - Wächter.

Leinölfirnis und Terpentinöl. Vgl. Eßlinger, Fabrikation des Wachstuchs etc. (Wien 1880).

Wacht am Rhein, Titel eines patriotischen, von M. Schneckenburger 1840 gedichteten, von K. Wilhelm 1854 komponierten Liedes, das im deutsch-französischen Krieg 1870/71 zu ungemeiner Popularität gelangte; auch Name eines bekannten Gemäldes von L. Clasen (s. d. 2).

Wachtel (Coturnix Möhr.), Gattung aus der Ordnung der Scharrvögel, der Familie der Waldhühner (Tetraonidae) und der Unterfamilie der Feldhühner (Perdicina), kräftig und gedrungen gebaute Vögel mit kurzem, schwachem, am Grund erhöhtem, bis zur Spitze sanft gebogenem Schnabel, verhältnismäßig langen, spitzigen Flügeln, außerordentlich kurzem Schwanz, kurzem Lauf ohne Sporn, langen, gehefteten Vorderzehen und sehr kurzer Hinterzehe. Die gemeine W. (C. communis Bonn.), 20 cm lang, 34 cm breit, ist oberseits braun, rostgelb quer und längs gestreift, an der Kehle rostbraun, auf der Bauchmitte gelblichweiß, an den Brust- und Bauchseiten rostrot, hellgelb in die Länge gestreift, mit einem gelblichweißen Strich über dem Auge. Die Handschwingen sind schwärzlichbraun, mit rötlichbraungelben Querflecken, die rostgelben Steuerfedern haben weiße Schäfte und schwarze Bindenflecke; das Auge ist braunrötlich, der Schnabel grau, der Fuß rötlich. Sie findet sich in Europa bis 60° nördl. Br. und in Mittelasien und wandert bis Südafrika und Indien. Die Wanderungen der Wachteln weichen wesentlich von denen andrer Vögel ab. Einzelne Wachteln scheinen beständig zu wandern. Von den angesiedelten erscheinen die ersten schon im August in Ägypten, der Hauptzug erfolgt im September und währt den Oktober hindurch selbst bis in den November. Dabei findet man aber im September noch brütende Weibchen in Deutschland. Viele überwintern in Südeuropa, einzelne bisweilen in Deutschland. Die Wachteln ziehen einzeln ab, gesellen sich unterwegs zu einander und bilden schon in Südeuropa zahlreiche Flüge. Sie folgen dem Festland und sammeln sich daher an der Spitze der südlichen Halbinseln in großen Scharen. Von dort fliegen sie bei Gegenwind nach Afrika, ruhen bisweilen ermattet auf den Wellen oder auf Klippen, und bei ungünstiger Witterung gehen viele zu Grunde. In Afrika scheinen sie beständig zu wandern, und im Frühling überfliegen sie das Meer in kleinern Scharen und vielleicht auf andern Wegen als im Herbst. Anfang Mai erscheinen sie wieder in Mitteleuropa. Sie bevorzugen getreidereiche Ebenen, besonders Weizenfelder, meiden das Wasser und die Berge, gehen schnell und behende, fliegen schnurrend, viel gewandter als das Rebhuhn, aber doch nur ungern und nur in der Zugzeit anhaltend. Sie sind ungesellig, furchtsam und ängstlich bis zur Dummheit, halten sich am Tag möglichst verborgen und gehen gegen Sonnenuntergang der Nahrung nach, welche aus Körnern, Blättern, Knospen und aus Kerbtieren besteht. Sie leben wahrscheinlich in Polygamie, der Hahn ist sehr begehrlich, ungemein kampflustig und höchst eifersüchtig. Der helle, weit schallende Paarungsruf lautet »Büllwerwück«. Das Weibchen legt im Sommer, am liebsten in Erbsen- und Weizenfeldern, in eine seichte Vertiefung 8-14 hellbräunliche, dunkel gefleckte Eier (s. Tafel »Eier II«, Fig. 1) und läßt sich kaum vom Nest verscheuchen. Das Weibchen führt die Jungen bis zur Vollwüchsigkeit; von Mitte August ab findet man die Wachteln meist einzeln oder paarweise. Auf der Herbstreise (in Spanien im Frühjahr) werden die dann sehr fetten Wachteln an allen Küsten des Mittelmeers in außerordentlichen Mengen gefangen und gegessen. Die Insel Capri ist berühmt geworden wegen der Ergiebigkeit ihres Wachtelfanges. In der Gefangenschaft halten sie sich sehr gut, werden zutraulich und brüten häufig in den Bauernhäusern. Im alten Griechenland (und noch jetzt in China) ward dieser Vogel zu Wettkämpfen abgerichtet; bei uns erscheint dagegen der Vogel dem Landvolk fast als geheiligt. Man schießt die W. vor dem Vorstehhund, vor welchem sie festliegt, oder fängt sie in Stecknetzen. Letztere stellt man in einer Furche etwa 50 Schritt von der Stelle ab, an welcher man einen Hahn schlagen hört, entfernt sich dann etwa 15 Schritt weit und ahmt auf einer Locke, die aus einem mit gebrannten Pferdehaaren gefüllten, als Blasebalg dienenden und mit einer Knochenpfeife versehenen Ledersäckchen besteht, durch Zusammendrücken des Sackes den Ruf des Weibchens nach. Das Männchen läuft dann auf diesen Lockruf zu und fängt sich im Garn. Zwischen 9 und 10 Uhr des Morgens und bei trocknem Wetter fängt man am besten, bei nassem Wetter läuft der Hahn nicht gern, steht daher gewöhnlich auf und fliegt dann über das Garn fort.

Wachtel, kalifornische und virginische, s. Baumwachtel.

Wachtel, Theodor, Opernsänger (Tenor), geb. 10. März 1823 zu Hamburg als Sohn eines Droschkenbesitzers, führte nach dem frühen Tode des Vaters das Geschäft desselben mit seiner Mutter mehrere Jahre fort und widmete sich dann auf den Rat von Kennern, die ihn bei der Arbeit hatten singen hören, zwei Jahre lang einem ernsten Gesangstudium unter Leitung der Hamburger Gesanglehrerin Fräulein Grandjean. W. begann seine theatralische Laufbahn in Würzburg und ging von da nach Darmstadt, später nach Hannover, Kassel, Wien und endlich nach Berlin. Zwischen den beiden letzten Engagements liegt ein Zeitraum von sechs Jahren, in dem W. bei der Italienischen Oper des Coventgardentheaters in London eine Zugkraft ersten Ranges war. 1871 durchzog er ein Jahr lang die Vereinigten Staaten; 1875 dehnte er diese Tour bis San Francisco aus, in allen Städten mit Gold und Ehren überschüttet. W. verdankt seinen Weltruf als Sänger keineswegs allein seiner phänomenalen Stimme, sondern jener echt künstlerischen Ökonomie in der Verwertung derselben, welche ihn noch an der Schwelle des Greisenalters in den Stand setzte, das Publikum durch seine Leistungen zu begeistern.

Wachtelkönig, s. Wiesenknarrer.

Wachtelschnepfen, s. Watvögel.

Wachtelwurf, s. Rebhühnerwurf.

Wächter, Vogel, s. v. w. Würger.

Wächter, 1) Eberhard, Mater, geb. 29. Febr. 1762 zu Balingen (Württemberg), ging mit 19 Jahren zu David nach Paris, bei welchem er zeichnen lernte, und beim Ausbruch der Revolution nach Rom, wo er sich nach der Antike bildete und sich eng an Carstens anschloß. 1798 siedelte er nach Wien über, wo er sein Leben mit Anfertigung von Zeichnungen für Buchhändler etc. fristete. Hier entstand sein Hauptwerk, der Karton: Hiob und seine Freunde (1824 als Ölbild ausgeführt, in der Galerie zu Stuttgart) und ein Gemälde: der schlafende Sokrates. 1809 begab er sich nach Stuttgart, wo er später eine Anstellung als Inspektor der Kupferstichsammlung erhielt und 14. Aug. 1852 starb. Von seinen dort entstandenen, in klassizistischer Manier gehaltenen Kompositionen sind noch zu nennen: Kimon im Gefängnis; Odysseus