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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wallhausen; Wallhof; Wallĭa; Wallich; Wallin; Wallingford; Wallis

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Wallhausen - Wallis.

orte). Ihr Vorbild haben die W. in den jährlichen Festreisen der Juden nach Jerusalem. Auch Griechen und Römer unternahmen Reisen nach fernen Tempeln, und die Germanen veranstalteten »Waldfahrten« nach heiligen Hainen. Seit der Zeit des heil. Ambrosius im 4. Jahrh. kamen die W. auch in der christlichen Kirche auf (s. Helena 2). Aus Gründen der Sittlichkeit eiferten zwar schon die Kirchenväter zu Ende des 4. Jahrh. gegen die W.; doch wurden sie bald von der Kirche selbst als verdienstliche Werke angesehen, und mit den Kreuzzügen ward der Drang zu W. nach dem Heiligen Land noch vermehrt. Als dasselbe wieder unter die sarazenische Herrschaft gekommen, ersetzte man den Verlust durch Reliquien, Wunderbilder, heilige Gräber, besonders die des Paulus und Petrus zu Rom (Limina apostolorum), des Jacobus zu Compostela (s. d.) und des Marienhauses in Loreto (s. d.). Die W. nach diesen Orten heißen Hauptwallfahrten (p. primariae), die an andre, weniger berühmte Orte Nebenwallfahrten (p. secundariae). Ebenso gibt es im Islam zweierlei W.: Hadsch, die Wallfahrt zum Grab Mohammeds in Mekka, welche vorgeschrieben ist, und Ziaret, der Besuch heiliger Gräber im allgemeinen, welcher als gottgefälliges Werk gilt. S. Pilger.

Wallhausen, Johann Jakob von, Militärschriftsteller, geboren in Holland, war der »Stadt Danzig Oberstwachtmeister und Hauptmann«, später militärischer Beirat des Prinzen Moritz von Oranien, schrieb: »Kriegskunst zu Fuß« (2. Aufl., Oppenheim 1630); »Kriegskunst zu Pferdt« (2. Aufl., Frankf. a. M. 1634); »Romanische Kriegskunst« (das. 1616); »Künstliche Pikenhandlung« (Hanau 1617); »Archiley-Kriegskunst« (das. 1617); »Kriegsbaukunst-Schatzkammer« (Frankf. 1621); »Corpus militare, darin das heutige Kriegswesen begriffen ist« (das. 1625). Moritz von Oranien führte das von W. aufgestellte Exerzierreglement ein.

Wallhof (Wallhofen), Dorf im SO. von Riga, denkwürdig durch den Sieg Gustav Adolfs von Schweden über die Polen unter dem Fürsten Sapieha 7. Jan. 1626.

Wallĭa, der Stifter des Westgotenreichs, wurde 415 nach Athaulfs Ermordung auf den Thron erhoben, zog, obwohl ein Feind der Römer und ihrer Sitten, als römischer Heerführer gegen die Völker, welche die Iberische Halbinsel besetzt hatten, und unterwarf sie, worauf ihm Kaiser Honorius Aquitanien mit Tolosa als Reich abtrat. Er starb 419.

Wallich, Nathanael (eigentlich Nathan Wolff), Botaniker, geb. 28. Jan. 1787 zu Kopenhagen, studierte daselbst Medizin und Botanik, ward 1807 Arzt beim dänischen Etablissement zu Frederiksnagor in Ostindien und 1815 Direktor des botanischen Gartens in Kalkutta. Mit Carey begann er die Herausgabe von Roxburghs »Flora indica« (Serampur 1820), und in seinem »Tentamen florae nepalensis« (das. 1824-26) erschloß er die fast ganz unbekannte Pflanzenwelt Nepals. 1825 untersuchte er die Waldungen des westlichen Hindostan, und 1826-27 bereiste er Ava und das birmanische Gebiet. 1828 kehrte er nach Europa zurück und brachte zahlreiche indische Pflanzenarten mit, welche an alle öffentlichen Herbarien Europas und Amerikas verteilt wurden. Vgl. seine »List of plants from the dried specimens in the East India Company's Museum« (Lond. 1828). Sein Hauptwerk ist: »Plantae asiaticae rariores« (Lond. 1829-32, 3 Bde. mit 300 Kupfern). 1834 nach Indien zurückgekehrt, erhielt er die Leitung einer Expedition nach Assam, um über den dort betriebenen Theebau zu berichten. Doch mußte er des Klimas wegen 1847 Ostindien verlassen und starb 28. April 1854 in London.

Wallin, 1) Johan Olof, schwed. Dichter, von Tegnér als »Davidsharfe im Norden« bezeichnet, war 1779 in Dalarne in sehr dürftigen Verhältnissen geboren, wußte sich gleichwohl durch seine Geistes- und Willenskraft den Weg zum Studium der Theologie, sodann wieder zu hohen Stellungen zu bahnen und starb als Erzbischof von Schweden 1839. W. besaß eine mächtige Beredsamkeit und wußte seinen klaren und kräftigen Gedanken in vollendeter Form Ausdruck zu verleihen. Seine dichterische Bedeutung beruht vorzugsweise, wie schon angedeutet, auf seinen geistlichen Liedern, unter denen mehrere unübertroffen schön sind; die Zahl derselben beträgt, mit Einschluß der Bearbeitungen und Übersetzungen, weit über 300. Sein letztes Werk dieser Gattung war die ergreifende Dichtung »Dödens engel«. Auch seine weltlichen Gedichte, der Mehrzahl nach idyllischen oder humoristischen Charakters, zeichnen sich durch warmes Gefühl und ansprechende Form aus; besonders erwähnenswert ist der begeisterte Gesang »George Washington«. Mit dem Lehrgedicht »Uppfostraren« (»Der Erzieher«), der ersten von ihm veröffentlichen Arbeit, hatte er sich in der Jugend einen akademischen Preis errungen. Seine »Samlade Vitterhetsarbeten« erschienen in einer Ausgabe in 2 Bänden (Stockh. 1878).

2) Georg August, finn. Orientalist und Reisender, geb. 24. Okt. 1811 auf den Alandsinseln, reiste 1843-49 ununterbrochen in Ägypten, Arabien, Persien und Syrien, kehrte 1849 nach Europa zurück und wurde 1850 zum Professor der orientalischen Sprachen an der Universität zu Helsingfors ernannt; er starb daselbst 23. Okt. 1852. Seine Reiseberichte aus dem Orient gab S. Elmengren heraus (Helsingfors 1864-66, 4 Bde.).

Wallingford, alte Stadt in Berkshire (England), an der Themse, inmitten eines dicht bevölkerten Bezirks, mit Produktenhandel und (1881) 2803 Einw.

Wallis, Baumwollengewebe, s. Dimity.

Wallis, brit. Fürstentum, s. Wales.

Wallis, polynes. Inselgruppe, s. Uea 1).

Wallis (franz. Le Valais), einer der größten und gebirgigsten Kantone der Schweiz, grenzt nördlich an Bern und Waadt, östlich an Tessin und Uri, südlich und westlich an Italien und Frankreich und hat eine Fläche von 5247 qkm (95,3 QM.). W. bildet ein großes, vom Rhône durchflossenes Längenthal mit zahlreichen Nebenthälern, die seitlich in die Hochgebirgswelt der Walliser Alpen (links) und der Berner Alpen (rechts) hinansteigen und die Abflüsse einer großartigen Gletscherwelt zum Hauptthal führen. Zu oberst im Hauptthal lagert der Rhônegletscher; von den Berner Alpen herab steigt der gewaltigste Eisstrom des Alpengebirges, der Große Aletschgletscher; im Matterthal, zu oberst in dem einen der Quellthäler der Visp, vereinigen sich Gorner-, Zmutt- und Findelengletscher; im Hintergrund der folgenden Thäler lagern der Turtman-, Zinal-, Moming- und Moirygletscher, der Ferpècle- und Arollagletscher, der Glacier de Corbassière u. a. Über 1027 qkm nehmen bis zum Genfer See die Gletscher ein. Einzig durch die enge Porte du Rhône nach dem Genfer See geöffnet, ist W. rings von wildem Hochgebirge eingerahmt und nur durch Paßlücken zu betreten. Diejenigen der Berner Alpen sind sämtlich ungebahnt und von mehr lokaler Bedeutung, während der Große St. Bernhard (2472 m) seit der Römer Zeiten dem