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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Westmanland; Westmeath; Westminster; Westminster-Synode und -Konfession; Westmoreland; Westmorland

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Westmanland - Westmorland.

ford (1819) auf Russell Square; die Reiterstatue des Königs Georg III. auf Snow Hill, Windsor gegenüber; der Koloß des Achilles im Hyde Park (1822); die Marmorstatue Lockes in der Vorhalle des Universitätsgebäudes; die kolossale Waterloovase, 40,000 Pfd. schwer, 1846 in der Nationalgalerie aufgestellt. Von seinen Darstellungen aus der alten Geschichte und Mythe sind zu nennen: Psyche, das Kästchen öffnend (1822); zwei Reliefs: Hero und Leander (1820) und Hektor, den Paris scheltend; eine Venus, sich nach dem Bad ankleidend; ein Relief: Sokrates, sich vor seinen Richtern verteidigend. Zwei berühmte Gruppen in Marmor, unter dem Namen der glücklichen und unglücklichen Mutter bekannt, befinden sich in der Sammlung des Marquis von Lansdowne in Bewood. Auch hat W. zahlreiche Büsten ausgeführt. Er starb 1. Sept. 1856 in London.

2) Richard, Bildhauer, Sohn und Schüler des vorigen, geb. 1799 zu London, kam 1818 in die königliche Akademie und ging 1820 nach Italien, wo er bis 1826 blieb und sich streng nach der Antike bildete. Die Akademie zu Florenz besitzt zwei dort entstandene Bildwerke von ihm: die Statue der Pandora mit der geöffneten Büchse und die einer afrikanischen Sklavin. Nach seiner Rückkehr schuf er Basreliefs und viele Zeichnungen, welche historische und allegorische Darstellungen zum Gegenstand haben, zahlreiche Büsten, z. B. von Lord John Russell, und das allegorische Relief im Giebelfeld der neuen Börse in London. Als Meister des gotischen Stils zeigte er sich in dem Denkmal des Erzbischofs Howley in der Kathedrale zu Canterbury (1850). W. starb 19. April 1872 in Kensington. Er schrieb unter anderm: »Handbook of ancient and modern sculpture« (Lond. 1864).

Westmanland, Landschaft im mittlern Schweden, begrenzt im N. von Dalarne, im O. von Upland, im S. vom Mälar, Södermanland und Nerike und im Westen von Wermland, ist in der Mitte eine fruchtbare Ebene, im N. dagegen bergig und waldreich, wie auch die Ufer des Mälar, obgleich im allgemeinen fruchtbar, die klippige Schärennatur der schwedischen Küstenlandschaften haben. Die bedeutendsten fließenden Gewässer sind: Sevaström (der Abfluß des Sees Hallaren), Svartå, Hedströmmen, Ramnäs- oder Kolbäckså (Abfluß des Sees Barken) und Arbogaå, welche sämtlich in den Mälar münden. Der westliche Teil gehört zum Län Örebro. Das Län W. besteht aus dem östlichen Teil der Landschaft W. und der nordwestlichen Ecke von Upland und ist 6814,5 qkm (123,8 QM.) groß mit (1888) 134,625 Einw., deren Hauptbeschäftigung Ackerbau und Viehzucht, im nördlichen Teil auch Waldwirtschaft bilden. 21,7 Proz. des Areals sind Acker- und Gartenland, 6 Proz. Wiesen, 56,4 Proz. Wald. 1884 zählte man 14,658 Pferde, 83,789 Stück Rindvieh, 25,315 Schafe und 12,245 Schweine. Dazu kommen ein reger Hausfleiß (Tischlerarbeiten) und bedeutender Bergbau auf Eisen, Silber und Blei. Hauptstadt ist Westerås.

Westmeath (spr. -mihth), Binnengrafschaft in der irischen Provinz Leinster, 1835 qkm (33,3 QM.) groß mit (1881) 71,798 Einw., bildet einen Teil der Zentralebene, über welcher sich einzelne Hügel bis 216 m Höhe erheben. Seen sind zahlreich. Der schiffbare Shannon bildet mit dem Lough Ree die Westgrenze, und ihm fließen die meisten Gewässer der Grafschaft zu. Viehzucht ist die Hauptbeschäftigung. 10,7 Proz. des Areals sind unter dem Pflug, 73 Proz. sind Weideland. Der Viehstand belief sich 1880 auf 12,268 Pferde, 100,150 Rinder, 128,751 Schafe, 16,722 Schweine. Hauptstadt ist Mullingar.

Westminster, ein Stadtteil Londons, als ehemaliger Bischofsitz »City« genannt, erstreckt sich längs der Themse von der City bis nach Chelsea und hat (1881) 228,932 Einw. Im heutigen Volksbewußtsein aber ist W. derjenige Stadtteil, der um und westwärts der Westminsterabtei (so genannt als Gegensatz zum ehemaligen »Ostminster«, jetzt St. Paul's) und des Parlamentsgebäudes liegt, und in dem jetzt eine prächtige Kathedrale des römisch-katholischen Erzbischofs von W. gebaut wird. Der Dechant der Westminsterabtei ist keinem Bischof unterthan und übt innerhalb seines Gebiets die Befugnisse eines solchen aus; auch ernennen er und sein Kapitel den »High Steward« und »High Bailiff«, die beiden höchsten bürgerlichen Beamten, deren Funktionen indes gegenwärtig nicht sehr wichtig sind. Die Geschichte Westminsters ist eng verknüpft mit der vom Sachsenkönig Sebert im 7. Jahrh. auf der ehemaligen Themseinsel Thorney erbauten Kirche, die später zur Westminsterabtei heranwuchs. Um diese Kirche bildete sich eine Stadt, und William Rufus baute dicht bei der Abtei 1097 einen königlichen Palast, wovon unbedeutende Reste dem jetzigen Parlamentsgebäude einverleibt wurden (s. London, S. 898 u. 899, und Stadtplan). Vgl. Stanley, Historical memorials of W.-Abbey (5. Aufl., Lond. 1882).

Westminster-Synode und -Konfession, s. Anglikanische Kirche und Presbyterianer.

Westmoreland (spr. ŭéstmörländ), engl. Grafschaft, grenzt im NW. und N. an die Grafschaft Cumberland, im NO. an Durham, im O. und SO. an York, im S. und Westen an Lancashire, berührt im SW. mit der Mündung des Kent die Morecambebai des Irischen Meers und umfaßt 2027 qkm (36,8 QM.) mit (1881) 64,191 Einw. Das Thal des Eden trennt W. in zwei Berglandschaften, von denen die östlich gelegene von den nackten Ausläufern der Penninischen Kette erfüllt ist, während im Westen die malerischen Höhen des Kumbrischen Gebirges im Helvellyn bis 962 m ansteigen. Hier liegen die schönen Bergseen Windermere (s. d.) und Ulleswater. Das Klima ist feucht und eignet sich mehr für die Viehzucht als für den Ackerbau (nur 10 Proz. des Areals sind unter dem Pflug, 38 Proz. sind Weide). Eigentümlich sind W. die sogen. Statesmen oder kleinen Landeigentümer. Der Bergbau liefert silberhaltiges Blei (1887: 1103 Ton.) und etwas Steinkohlen. Kupfer, Eisen und Graphit kommen vor. Die Industrie ist ganz unbedeutend. Hauptstadt ist Appleby, wichtigste Stadt aber Kendal.

Westmorland, John Fane, Graf von, brit. Diplomat, geb. 3. Febr. 1784, hieß bis zum Ableben seines gleichnamigen Vaters (geb. 1. Jan. 1759, bis 1827 Großsiegelbewahrer, gest. 15. Dez. 1841) Lord Burghersh, trat früh in Militärdienste und machte die Feldzüge in Portugal und Spanien unter Wellington mit, dessen Nichte er heiratete. Zum Obersten befördert, ward er 1815 zum britischen Gesandten in Florenz ernannt, wo er sein Haus zum Sammelpunkt der gebildeten Welt machte. Er selbst schrieb: »Operations of the allies in Portugal« (Lond. 1818); »Operations of the allied armies in 1814« (das. 1822); »Erinnerungen aus den ersten Feldzügen des Herzogs von Wellington in Portugal und Spanien« (deutsch vom Grafen v. d. Goltz, Berl. 1845). Auch komponierte er außer zahlreichen Symphonien, Kantaten und Messen zwei Opern: »Il Torneo« und »L'eroe di Lancastro«. Nach seiner Rückkehr nach England ward er Mitglied des Geheimen Rats. Von 1841 bis 1851 fungierte er als britischer Gesandter