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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Zanthoxyleen; Zanthoxylon L.; Zantioten; Zanzibar; Zapateado; Zäpfchen; Zapfen

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Zanthoxyleen - Zapfen.

Zanthoxyleen, dikotyle Pflanzengruppe, eine Unterfamilie der Rutaceen (s. d.) bildend, Bäume und Sträucher mit wechsel- oder gegenständigen, paarig oder unpaarig gefiederten, nebenblattlosen Blättern, welche meist geflügelten Blattstiel und drüsig punktierte Blättchen haben, und mit regelmäßigen, meist durch Fehlschlagen eingeschlechtigen, end- oder achselständigen Blüten. Von den nächstverwandten Gruppen der Rutaceen unterscheiden sich die Z. durch flache, blattartige Kotyledonen. Man kennt ungefähr 100 Arten, welche hauptsächlich der heißen Zone Asiens und Amerikas angehören, Europa ganz fehlen. Eine Anzahl von Arten der Gattung Zanthoxylon L. u. a. kommt fossil in Tertiärschichten vor. Einige Arten dienen als Gewürz, manche enthalten einen gelben Farbstoff.

Zanthoxylon L., Gattung der Zanthoxyleen, gegen 80 meist tropische Bäume oder Sträucher mit meist unpaarig gefiederten, seltener dreizähligen, durchscheinend punktierten Blättern, grünlichen Blüten in zusammengesetzten, gipfel- oder winkelständigen Blütenständen und trocknen oder etwas fleischigen Früchten. Z. caribaeum Lam. liefert das westindische Gelbholz, welches, wie das aromatisch riechende Holz von Z. emarginatum Sw., auf Jamaica als Drechsler- und Tischlerholz benutzt wird. Z. americanum Mill., aus dem östlichen Nordamerika, wird bei uns als Zierstrauch kultiviert.

Zantioten, die Bewohner der Insel Zante.

Zanzibar, s. Sansibar.

Zapateado (von zapáto, »Schuh«), wilder span. Nationaltanz im ⅜- auch ¾-Takt, wobei Tänzer oder Tänzerin den Takt auf der Schuhsohle schlägt.

Zäpfchen (Uvula), die längliche, stumpfspitzige Verlängerung des Gaumensegels, welche man hinten in der Mundhöhle über der Zungenwurzel herabhängen sieht, wird durch den am Gaumenvorhang entspringenden unpaarigen Zäpfchenmuskel (azygos uvulae) gekrümmt und vorwärts in die Höhe gehoben und dient nebst dem Gaumenvorhang zur Verschließung der hintern Nasenöffnungen. Erkrankungen des Zäpfchens (s. Tafel »Halskrankheiten«, Fig. 5 u. 6) kommen kaum je allein vor, sondern sind Teilerscheinung allgemeiner Rachen- und Gaumenaffektionen. Bei Katarrhen und Entzündungen dieser Gegend, von den leichtesten Graden bis zur schwersten brandigen Bräune, werden Schwellungen und Entzündungen des Zäpfchens beobachtet. Diese Schwellungen beruhen in den leichtern Fällen auf Durchtränkung der Gewebe mit einem wässerigen, bei gröbern Störungen mit eiterigem Exsudat, wobei das Z. verlängert erscheint und dadurch, daß es leicht die mitgeschwollene und reizbare Rachenwand berührt, unangenehmes Kitzeln und Brechbewegungen verursacht. An diese Verlängerung, die man im Volksmund auch wohl als Herabsinken des Zäpfchens bezeichnet, knüpfen sich mancherlei wunderliche Vorstellungen und Heilverfahren, so z. B. der Glaube, daß man an gewissen Haaren des Kopfes das herabgefallene Z. künstlich wieder zurechtrücken kann, was natürlich aller Anatomie des Zäpfchens und der Haupthaare Hohn spricht. Bei Diphtherie des Rachens ist auch das Z. oft von festanhaftenden gelblichen Schorfen überzogen. Zerstörung des Zäpfchens kommt bei Syphilis vor. Das gespaltene Z. ist eine zuweilen bemerkte kleine Mißbildung ohne Bedeutung.

Zapfen, Umdrehungskörper an Maschinenteilen (Achsen, Wellen, Hebel, Stangen etc.), welche in geeigneten Unterlagen (Lagern, s. d.) eine Drehung dieser Teile um die Zapfenachse zulassen. Man unterscheidet nach der Art ihrer Belastung zwei Hauptgruppen von Z.: Tragzapfen, welche vorwiegend in einer zur Drehungsachse senkrechten Richtung gegen das Lager drücken, und Stützzapfen, bei welchen der Hauptdruck in der Richtung der Drehachse stattfindet. Befindet sich ein Tragzapfen am Ende eines Maschinenteils, so heißt er Stirnzapfen (Fig. 1). Hier wird der eigentliche Z., welcher sich im Lager befindet, gegen eine Seitenbewegung durch die beiden Anläufe aa geschützt. Ein zwischen den Enden einer Welle liegender, beiderseits in dieselbe übergehender Tragzapfen heißt Halszapfen (Fig. 2), bei welchem die Anläufe aa häufig durch Stellringe, d. h. auf der Welle an der passendsten Lagerstelle mittels Druckschrauben feststellbare Ringe, ersetzt sind. Statt der durch Fig. 1 u. 2 dargestellten cylindrischen Z. werden öfter auch Kugelzapfen da angewendet, wo es sich um eine Beweglichkeit der Drehungsachse handelt. Die Stützzapfen sind entweder Spurzapfen (Fig. 3), welche sich mit ihrer ebenen oder auch konvexen Stirnfläche gegen die im Lager befindliche Spurplatte s legen, od. Kammzapfen (Fig. 4), welche mit einer Anzahl Ringe r versehen sind, mit denen sie sich gegen entsprechend geformte Vorsprünge des Lagers stützen. Die Kammzapfen müssen immer dann angewendet werden, wenn die betreffende Welle nicht am Ende gestützt werden darf, finden jedoch bei stark belasteten Wellen auch häufig als Endzapfen zur Entlastung der Endfläche Verwendung. Sowohl als Trag- wie auch besonders als Stützzapfen findet die sogen. Spitze, d. h. ein konischer Z., der mit seinem spitzen Ende in einer entsprechenden Vertiefung (Spur) läuft, bei leichten Wellen ausgebreitete Verwendung (bei Drehbänken, Drehstühlen, Uhren etc.). Man spricht in diesem Fall von Wellen etc., die »in oder zwischen Spitzen laufen«. Das Material der Z. ist meist Schmiedeeisen oder Stahl, seltener Gußeisen, Bronze oder Messing und noch seltener Holz. Bestehen die mit den Z. zu versehenden Teile nicht aus geeignetem Material, so werden die Z. eingesetzt (mittels Zapfens, Verschraubungen, Vernietungen etc.). Speziell für hölzerne Wellen (für Wasser- und Windräder) ist der in Fig. 5 dargestellte Kreuzzapfen geeignet. Vier Schrauben s mit eingelassenen Muttern m pressen das mit dem angegossenen Z. a versehene Kreuz b gegen die Stirnfläche der Welle. Der angegossene Kranz c wird durch einen warm aufgezogenen Schmiedeeisenring d verstärkt. Andre Zapfenverbindungen zu gleichem Zweck sind der Blatt- oder Flügelzapfen und der Keilzapfen.

^[Abb.: Fig. 1. Stirnzapfen. Fig. 2. Halszapfen.]

^[Abb.: Fig. 3. Spurzapfen. Fig. 4. Kammzapfen.]

^[Abb.: Fig. 5. Kreuzzapfen.]

Zapfen (Conus, Strobilus), der weibliche Blütenstand der Nadel- oder Zapfenbäume (s. Koniferen).