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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Amerling; Amiel; Amiens; Amira; Ammerschweier; Ammoniak

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Amerling - Ammoniak

gewährt. Die Versuche, die sämtlichen Sprachen Amerikas als Töchter einer einzigen Grundsprache zu erweisen oder wenigstens ihren grammatischen Bau auf ein gemeinsames Grundprinzip, das sogen. einverleibende System, zurückzuführen, haben kein sicheres Resultat ergeben. Doch findet sich die Aufnahme des Objekts in den Körper des Verbums in den meisten amerikanischen Sprachen. Anstatt der dekadischen findet sich häufig die vigesimale Zählmethode, besonders in Mexiko, Mittelamerika und dem östlichen Südamerika. Nach den bisherigen Forschungen können folgende Sprachen- und Dialektgruppen unterschieden werden: 1) in Nordamerika die Sprachen der Athabasken- und Kinaistämme, der Algonkin, der Irokesen, der Dakota, der Tscherokesen, der Appalachen (Krik, Hitschiti und Tschachta oder Choctaw), der Koloschen, der Tsikaili-Selisch, der Sahaptin-Walawala, der Tschmuk, die Mutsun- und die Nahuatlsprache in Mexiko, die sonorischen Sprachen in Sonora und Texas, die Sprachen der Otomi, Tarasken, Matlasinken, Mixteken, Zapoteken und Tschapaneken in Mexiko; 2) in Mittelamerika die Sprachen der Mosquito und Bribri, die Mayesprachen und die nach Südamerika übergreifenden Sprachen der Kariben und Arowaken; 3) in Südamerika die Sprachen der Moxo, Baure und Maipure, der Köggaba, der Muiska, der Paeze, der Yaruro und Vetoi, der Tschimu, die Inkasprache (Ketschua), die weitverbreiteten Dialekte der Tupi-Guarani, die Kiririsprache und die Sprachen der Tschikito, der Lule, der Abiponen, der Botokuden, Colorado, Molutsche und Feuerländer. In betreff der Zahlenbezeichnung steht von all diesen Sprachen am tiefsten die der Tschikito, welche gar keine Zahlenausdrücke außer für die Begriffe "eins, einige, viele" besitzt. Die Dialekte der Eskimo oder Innuit im hohen Norden Amerikas sind trotz der ungeheuern Entfernung nahe mit den Dialekten der Eskimo in Grönland verwandt und bilden einen Sprachstamm für sich.

Amerling, Friedrich, Porträtmaler, starb 15. Jan. 1887 in Wien. Vgl. Frankl, Friedrich v. A. (Wien 1889).

Amiel, Henri Frédéric, Schriftsteller. Sein Leben beschrieb Berthe Vadier (Par. 1885).

Amiens, (1886) 73,035 (Gemeinde 80,288) Einw.

Amira,* Karl von, Forscher auf dem Gebiet der germanischen, insbesondere der altnordischen, Rechtsgeschichte, geb. 8. März 1848 zu Aschaffenburg, studierte in München, trat dort zunächst kurze Zeit in den Justiz- und Verwaltungsdienst, habilitierte sich 1874 als Privatdozent für deutsche Rechtsgeschichte und deutsches Privatrecht an der Universität München und ward bereits im folgenden Jahr als ordentlicher Professor für die deutsch-rechtlichen Fächer, Kirchenrecht und juristische Encyklopädie nach Freiburg i. Br. berufen. Außer verschiedenen in Zeitschriften erschienenen Abhandlungen rechtsgeschichtlichen Inhalts schrieb er: "Das altnorwegische Vollstreckungsverfahren" (Münch. 1874); "Erbenfolge und Verwandtschaftsgliederung nach den altniederdeutschen Rechten" (das. 1874); "Über Zweck und Mittel der germanischen Rechtsgeschichte" (das. 1876); "Nordgermanisches Obligationenrecht" (Leipz. 1882 bis 1889, Bd. 1 u. 2); "Das Endinger Judenspiel, zum erstenmal herausgegeben" (Halle 1883); den Abschnitt "Recht" in H. Pauls "Grundriß der germanischen Philologie". A. wurde 1887 zum ordentlichen Mitglied der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Upsala ernannt.

Ammerschweier, (1885) 1676 Einw.

Ammoniak wird meist aus Gaswasser, dem Abfall der Gasanstalten, dargestellt. Die anzuwendenden Apparate bedürfen der Sicherheitsventile, um bei etwaniger Verstopfung der Rohrleitungen Explosionen vorzubeugen. Die Vorlage, in welcher das A. vom Wasser aufgenommen wird, muß mit einem Ableitungsrohr versehen sein, um übelriechende Gase in die Feuerung leiten zu können. Destilliert man das Gaswasser mit Kalk, so erhält man einen festen Rückstand von anderweitig zu verwendenden Kalksalzen und eine Flüssigkeit, die in Abzugskanäle, aber niemals in Senkgruben abgelassen werden darf. Bei der Darstellung von schwefelsaurem A., wobei man die Gase und Dämpfe in Schwefelsäure leitet, tritt Schwefelwasserstoff auf, der beim Einleiten der Gase in eine Feuerung so viel schweflige Säure liefert, daß diese bei großartigem Betrieb die Umgebung stark belästigen und schädigen kann. Beim Verdampfen und noch mehr beim Rösten des Salzes entwickeln sich übelriechende Dämpfe, welche die Augen stark angreifen, und schweflige Säure. Diese Dämpfe müssen ebenfalls verbrannt werden. Noch lästiger ist die Darstellung von A. und Ammoniaksalzen aus gefaultem Urin, und die Forderung erscheint berechtigt, solche Fabriken aus der Nähe bewohnter Ortschaften zu verbannen. Die festen und flüssigen Destillationsrückstände werden als Dünger benutzt. Bei der Darstellung von Salmiak durch Sublimation von schwefelsaurem A. mit Kochsalz treten schweflige Säure und Salzsäure auf, und man muß diese Gase durch um so höhere Schornsteine ableiten, je mehr man auf die Vegetation der Umgebung Rücksicht zu nehmen hat. Die Darstellung von kohlensaurem A. durch trockne Destillation von Knochen verbreitet so üble Gerüche, daß sie nur in einsamen Gegenden gestattet werden kann. Die aus den Kondensationsräumen austretenden Gase und Dämpfe sind zu verbrennen, doch sind die Ableitungsrohre mit Eisendrahtbündeln zu füllen, um gefährliche Explosionen zu vermeiden. In manchen Industriezweigen wird statt des reinen Ammoniaks fauler Urin benutzt, welcher A. enthält. Bei Benutzung dieser Flüssigkeit entwickeln sich sehr üble Gerüche, und das in die Luft gelangende A. schädigt durch Reizung von Augen, Nase, Schlund die Gesundheit der Arbeiter. Außerdem stellt sich in der ersten Zeit Widerwille gegen Speisen ein. Arbeiter mit Anlage zu Schwindsucht sollten von diesen Betrieben ausgeschlossen werden, zumal dieselben nicht immer hinreichende Ventilation zulassen. Vorbinden von Schwämmen, die mit Essig getränkt sind, und Aufhängen von Sacktuch, welches mit verdünnter Schwefelsäure getränkt wurde, ist sehr geeignet, die Übelstände zu mildern.

Beim Stehen von Ammoniakflüssigkeit an der Luft zieht sie Kohlensäure an und gibt dann mit Kalkwasser einen weißen Niederschlag. Die Prüfung auf Chlor, Schwefelsäure, Kalk, Kupfer, Blei geschieht gewöhnlich nach Übersättigung mit Salpetersäure durch Silbernitrat (Chlor), nach Übersättigung mit Salzsäure durch Baryumchlorid (Schwefelsäure), ferner durch Ammoniumoxalat (Kalk), nach Übersättigung mit Salzsäure durch Ferrocyankalium (Kupfer). Kupferhaltiger Salmiakgeist ist in stärkerer Schicht bläulich und gibt mit Schwefelwasserstoff einen schwarzen Niederschlag, der aber auch Schwefelblei enthalten kann. Nach dem Lösen des Niederschlags in heißer Salpetersäure entsteht dann im Filtrat auf Zusatz einiger Tropfen Schwefelsäure ein weißer Niederschlag von Bleisulfat. Säuert man Ammoniakflüssigkeit schwach mit Schwefelsäure an und erwärmt, so