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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Frankreich (Handel, Finanzen, Kolonien)
zialwaicnhandel) hat seit 1884 folgende Bewegung gezeigt (in Millionen Frank):
Jahr Einfuhr Ausfuhr ! Jahr Einfuhr Ausfuhr i««^> ^<>«« '<<»«« 1«><7- 4<»'»> :^^k
1886: 4208
3249
1888: 4053
3211
Eowohl die Einfuhr, welche 1880 noch einen Wert von mehr als 5 Milliarden Frank aufwies, als die Ausfuhr zeigen seither eine beinahe stetige Abnahme, welche hauptsächlich auf die in F. zur Geltung gelangte Schutzzollpolitik zurückzuführen sein dürfte.
Wenn man die Hauptwarengruppen berücksichtigt, so hat der Wert der in F. eingeführten Lebensmittel l888 (1485 Mill. Fr.) gegen das Vorjahr um 80 Mill. Fr. zugenommen, während gleichzeitig die Ausfuhr (669 Mill.) um 17 Mill. herabging. An Rohstoffen und Halbfabrikaten kaufte F. um 44^2 Mill. Fr. weniger^1907Mill.) und führte um 5 Mill. weniger aus als im Vorjahr (WO Mill.); die Einfuhr von Fabrikaten (545 Mill.) blieb trotz neuer Schutzzölle fast unverändert, während die Ausfuhr an solchen (1656 Mill.) um 21^2 Mill. Fr. zurückging.
Das wichtigste Ereignis auf handelspolitischem Gebiet war der Abbruch der Handelsvertragsverhandlungen zwischen F. und Italien, welcher sich Anfang März 1888 vollzog und infolge gegenseitiger Anwendung von Prohibitivzöllen namentlich die Einfuhr von Wein, dann Seide und Öl aus Italien nach F., anderseits die Ausfuhr von Webstoffen aus F. nach Italien schwer getroffen hat. Neue Handelsverträge wurden 1888 mit Mexiko und China abgeschlossen.
Als ein Mittel zur Förderung der internationalen Handelsbeziehungen wurde die Errichtung von Handelsmuseen ins Auge gefaßt, zu welchem Behuf seit 1885 jährlich 50,000 Fr. ins Budget eingestellt werden. In diesen Museen sind jene Rohstoffe und Manufakte unter genauer Angabe der Bezugsquellen, Preise und Erzeugungsweise zusammenzustellen, deren Import nach F. Vorteil bietet, sowie anderseits jene Landeserzeugnisse, die im Ausland Absatz finden oder doch finden könnten. Derartige Museen wurden seither ungefähr 20 in den Haupt, ächlichsten industriellen und kommerziellen Zentren errichtet, bez. bestehende Gewerbemuseen entsprechend umgestaltet. Eine wirksame Belebung des Außenhandels verspricht man sich von der Weltausstellung des Jahres 1889, bei welcher auch das Projekt einer alljährlich in Paris abzuhaltenden internationalen Messe ln Anregung gebracht worden ist. Die Handelsmarine bestand Anfang 1888 aus 15,237 Schiffen von 972,525 Ton. (davon 11,738 mit einem Raum« gehalt von weniger als 30 T. und nnr 77 von 2000 T. und darüber), darunter 984 Dampfer von 506,652 T. Der Schiffsverkehr umfaßte 1887: 28,386 eingelaufene Seeschiffe von 12,971,463 T. und 21,953 ausgelaufene Seeschisse von 9,587,752 T. Die Wasserstraßen hatten 1885 eineAusdehnungvon16,296km (nur 31 km mehr als 1881), wovon anf die schiffbaren Flüsse 8547 km, auf die flößbaren Wasserläufe 3042 kni und auf die Kanäle 4707 kin entfielen. Der Schiffahrtsverkehr auf allen Wasserstraßen belief sich 1885 auf 2453 Mill. Tonnenkilometer (hiervon auf den Flüssen 1123Mill., auf den Kanälen 1330MM.); daran sind mineralische Brennstoffe mit 963 Mill., Produkte der Landwirtschaft mit 341 Mill., Mineralien und Baumaterialien mit 423 Mill., Produkte der Metallindustrie mit 219 Mill., Brenn- und Nutzholz mit 202 Mill. beteiligt. Das Eisenbahnnetz Frankreichs wurde in den letzten Jahren namentlich durch Ausführung von Verbindungslinien der größern Bahnen und von Lokalbahnen erweitert und hat
1. Jan. 1888 eine Ausdehnung von 34,210 km erreicht. Das Straßennetz hatte Ende 1885 folgende Ausdehnung: 37,593 kin Landes- oder Nationalstraßen, 29,901 km Departementalstraßen u. 602,531km
Vizinalwege.
sFinanzen.) Das Staatsbudget Frankreichs wurde durch das Finanzgesetz für das Jahr 1890 in den ordentlichen Einnahmen mit 3,046,417,120, in den ordentlichen Ausgaben mit 3,046,020,874 Fr. aufgestellt. Die ordentlichen Einnahmen setzen sich folgendermaßen zufammen:
Frank
Direkte Steuern Registrierung . Strmpel. .. . Einkommensteuer
Zölle ...
Indirekte Abgaben
448411000
512944200
163 931400 50 621500 384 396 8'>0
762895400
Monopole . Post und
graphen . Domänen .
Verschiedene
nahmeil ,
Tcle.
Ein
Feull5
3982837U0
184854300
42 706350
97372470
Die Hauptposten unter den Ausgaben sind:
Frank Frank
Staatsschuld .. .. 1318 248408 Post und Tele-Landheer .. .. .. 556338550 graphcn .. .. .. 135782624 Marine .... 203148225 Handel, Industrie Öffentl. Arbeiten .170761318 und Kolonien .. 74684199 Unterricht u. Künste 152 047 943 > Justiz u. Kultus .. 82 553953
Hierzu kommen noch das Spezial- (Departemental-) Budget mit 475,672,106 Fr. Einnahmen und ebensoviel Ausgaben, dann das durchlaufende Budget (für die Nationaldruckerei, Ehrenlegion, Münzprä^ gung, Nationaljparkasse, Marineinvalidenkasse, Zentralgewerbeschule und Staatseisenbahnen) mit je 93,881,833 Fr. Einnahmen und Ausgaben, so das; sich das Gesamtbudget in den Einnahmen mit 3,615,971,059, in den Ausgaben mit 3,615,574,813 Fr. beziffert. Das Kapital der öffentlichen Schuld wurde 1888 auf 31,718 Mill. Fr. oder nach Abzug der Leibrentenfchuld auf 29,558 Mill. Fr. berechnet.
Auch die finanziellen Verhältnisse der Gemeinden Frankreichs werden immer drückender. Nach amtlichen Angaben betrugen die Ausgaben der Gemeinden 1887 zusammen 473 Mill. Fr. Doch wird von berufenen Fachmännern dieser Angabe nur geringer Wert beigemessen, da sie einen großen Teil der thatsächlichen Ausgaben und Einnahmen unberücksichtigt läßt. Leroy-Beaulieu schätzt die wirklichen Ausgaben der Gemeinden auf etwa eine Milliarde. Übrigens lassen auch die amtlichen Ziffern schon das bedeutende, in frühern Jahren bei weitem noch nicht in dem Maß hervorgetretene Steigen der Gemeindeauflagen seit 1880 erkennen. Die Zuschläge der Gemeinden zu den direkten Abgaben sind in diesen 7 Jahren um 12 Proz. gewachsen; die Zahl der Gemeinden mit geringen Zuschlägen vermindert sich dauernd, während zugleich die Zahl derjenigen mit hohen Zuschlägen sich vermehrt. Der Etat der Stadt Paris allein betrug für 1888 in Ausgabe und Einnahme 304,4 Mill. Fr. u. ist ein fünffach höherer als in Berlin, wo er für 1887/88 mit 60,8 Mill. Mk. veranschlagt wurde.
Zu den Angaben des 6. Bandes über die französischen Kolonien (S.538) ist ergänzend anzuführen, daß die Kolonien Senegal und Dependenz (Schutzgebiete am obern Senegal und obern Niger) einen Flächenraum von 358,500 ^km mit 1,850,000 Einw., ferner die Etablissements an der Goldküste 24,000, Franzö'sisch-Eongo und Gabun 670,000 hkin, die Komoren (Schukftaat) 1606 (ikui mit 53,000 Einw., Madagaskar (Schutzstaat) 591,964 (Mi u. 3,500,000 Einw. umfassen. Insgesamt wird der Ilächenmhalt der französischen Kolonien und Schutzgebiete mit 2,923,600 hkin und 31,574,000 Einw. angenommen (s. Kolonien, Bd. 17).